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US-Arbeitsmarkt: Statt einer langsamen Verlangsamung weiter eine robuste Robustheit! - Nord LB

08.07.2022 15:31 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Die US-Arbeitsmarktzahlen sind da. Bild und Copyright: Logra / shutterstock.com.

Soeben wurden Daten zum US-Arbeitsmarkt gemeldet. Die Zahlen sind sehr relevant für die Finanzmärkte, da die Beschäftigungstendenzen die Robustheit der US-Konjunktur anzeigen und die Lohnentwicklungen das Tempo der Zinsanhebungen der Federal Reserve mitbestimmen können.

Laut der vom BLS durchgeführten Unternehmensbefragung sind im Juni 372.000 Jobs geschaffen worden – mehr als erwartet. Die beiden Vormonate wurden allerdings um insgesamt 74.000 nach unten revidiert, was die positive Überraschung leicht mindert. Dennoch sind es solide Zahlen.

Die Arbeitslosenquote blieb konstant bei 3,6%. Abgesehen vom Herbst 2019 ist es der tiefste Stand seit 1969! In dieser (separat ermittelten) Haushaltsbefragung wurde ein Beschäftigungsrückgang von knapp 300.000 angegeben, der von einem Rückgang in der Labor Force um 350.000 begleitet war. Der Blick auf Zähler und Nenner der Arbeitslosenquote ist also schon etwas weniger solide.

Besonders im Fokus standen diesmal wieder die durchschnittlichen Stundenlöhne. Im Juni kam es zu einem Anstieg um 0,3% M/M, die Jahresrate ging von 5,3% auf 5,1% zurück. Damit bleibt zwar die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale bestehen, was für die Fed von besonders hoher Relevanz ist. Dennoch darf auch konstatiert werden, dass dieser Lohnanstieg angesichts des nahezu leergefegten Arbeitsmarktes und der vielen offenen Stellen weiterhin recht moderat auszufallen scheint.

Der Beschäftigungsmotor in den USA läuft insgesamt weiter erfreulich robust. Die Arbeitslosenquote nahe historischer Tiefststände und der Anstieg der Stundenlöhne erfordern eine geldpolitische Neuausrichtung. Der Angriffskrieg Russlands verschärft die Lieferengpässe weiter und treibt die Energiepreise in die Höhe. Es ist abzusehen, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten auf extrem hohen Niveaus bleiben wird. Dagegen muss die Fed natürlich angehen.

Die Fed hat mit drei Zinsanhebungen reagiert, im Juli und September werden weitere Rate Hikes um vermutlich 125 Basispunkte folgen. Doch die konjunkturelle Lage dürfte sich im Herbst schon anders präsentieren als derzeit: Die hohe Inflation und der massive Zinsanstieg werden unvermeidbar zu einer konjunkturellen Abbremsung führen, die Frage ist mittlerweile eigentlich nur wie stark. Der sich abschwächende Immobilienmarkt, die sich eintrübende Verbraucherstimmung und die gesunkenen Realeinkommen sind klare Vorboten. Ein angestrebtes „Soft Landing“ erscheint angesichts massiver Ausschläge von Inflation und Zinsen historisch gesehen in jedem Fall eine echte Herausforderung für das FOMC zu werden! Wir vermuten, die Fed hält verbal den Handlungsdruck aufrecht, um über hawkishe Zinsaussichten eine gewisse Nachfragedrosselung herbeizuführen und so Preisanstiege zu dämpfen. Auch „Rezessionsgeflüster“ in den Medien kann helfen!

Fazit: Die US-Arbeitsmarktdaten für Juni fielen minimal besser als erwartet aus: Der Stellenaufbau lag bei 372.000. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 3,6%. Der Lohnanstieg um 0,3% M/M scheint trotz einer zu befürchtenden Lohn-Preis-Spirale noch recht moderat auszufallen. Der Beschäftigungsmotor läuft weiter erfreulich robust. Die Arbeitslosenquote nahe historischer Tiefststände und der Anstieg der Stundenlöhne erfordern schon länger eine geldpolitische Neuausrichtung. Die Fed hat reagiert, im Juli und September werden weitere Zinsschritte nach oben um vermutlich 125 Basispunkte folgen. Doch die konjunkturelle Lage dürfte sich im Herbst schon anders präsentieren als derzeit: Die hohe Inflation und der massive Zinsanstieg werden mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer konjunkturellen Abbremsung führen, die Frage ist mittlerweile eigentlich nur wie stark. Ein angestrebtes „Soft Landing“ erscheint angesichts dieser massiven Ausschläge von Inflation und Zinsen historisch gesehen in jedem Fall eine Herausforderung für das FOMC zu werden! Wir vermuten, die Fed wird verbal den Handlungsdruck aufrecht halten, um über hawkishe Zinsaussichten eine Nachfragedrosselung herbeizuführen und so Preisanstiege zu dämpfen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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