Börse: Siemens Energy, Air Liquide, Salzgitter, Zalando und Gas-Notstand im Fokus - Nord LB

Der eur. Nutzfahrzeugmarkt hat seinen Einbruch auch im Mai fortgesetzt. Wie der Herstellerverband Acea mitteilte, gingen die Neuzulassungen in der EU, der Freihandelszone EFTA und Großbritannien um 18,5% ggü. dem Vormonat auf 167.876 Einheiten zurück; ytd - 20,3%. (Lkw+Busse: Wachstum; Vans: Rückgang).

Rückläufige Auslandsbestellungen, die anhaltend hohe Inflation und die gestiegene Unsicherheit (u.a. Ukraine-Krieg, Rezessionssorgen) haben das Wachstum der deutschen Wirtschaft im Juni unerwartet stark gebremst. Der S&P Global-Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft verringerte sich auf 51,3 von 53,7 Punkten im Vormonat. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes ermäßigte sich auf 52,0 von 54,8 Punkten und damit zum vierten Mal in Folge. Der Service-Index erreichte nur noch 52,4 nach 55,0 Zählern.

Auch im Euroraum hat die Dynamik des Wachstums im Juni stärker nachgelassen als von Ökonomen erwartet. Der S&P Global-Sammelindex (Industrie und Dienstleister) fiel auf 51,9 Zähler von 54,8 im Vormonat. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes ging auf 52,0 (Vormonat: 54,6) Punkte zurück. Der Dienstleister-Index reduzierte sich auf 52,8 (56,1) Punkte.

Der Tarifkonflikt zwischen ver.di und dem ZDS (Zentralverband dt. Seehäfen) spitzte sich wieder zu. Nach den ersten Arbeitsniederlegungen zum Monatsanfang wurden die dt. Seehäfen mit Frühschichtbeginn am Donnerstag für 24h wiederholt bestreikt. Betroffen waren die Abfertigung von Container- und Frachtschiffen in Brake, Bremen, Bremerhaven, Emden, Hamburg und Wilhelmshaven. Die Zahl der vor der Küste wartenden Schiffe dürfte sich somit erneut erhöht und die ohnehin vorhandenen Lieferkettenprobleme in diversen Branchen kaum verringert haben.

In den USA werden heute neue Daten zur Lage am Immobilienmarkt des Landes veröffentlicht. Nach der ausgeprägten Schwäche im April kommt es bei den Neubauverkäufen im Mai hoffentlich nicht nochmals zu einem Einbruch. Die gestiegenen Zinsen sind aber natürlich sicherlich keinesfalls hilfreich für den Immobilienmarkt der USA. Daneben werden noch finale Daten zum Michigan-Index für Juni veröffentlicht. Am grundsätzlichen Bild, dass die Inflation die Stimmung der Konsumenten belastet, dürften selbst mögliche Revisionen jedoch nicht wirklich etwas verändern.

Unternehmen

Vor dem Hintergrund eines sich abzeichnenden guten Halbjahresergebnisses hat Salzgitter die Prognose für das Gesamtjahr erhöht. Der Stahlkonzern erwartet nun einen Umsatz von 13 (bisher: knapp 11) Mrd. EUR. Der Vorsteuergewinn soll 1,0 bis 1,2 Mrd. EUR erreichen, bislang war mit 750 bis 900 Mio. EUR gerechnet worden. Die Bereiche Stahlerzeugung und Handel hätten auch in Q2 von der deutlich positiven Preis- und Nachfrageentwicklung für sämtliche Stahlprodukte profitiert, erklärte Salzgitter.

Siemens Energy und Air Liquide wollen in einem Gemeinschaftsunternehmen gemeinsam Elektrolyseuren für erneuerbaren Wasserstoff in Serie bauen. Siemens Energy wird mit 74,9% die Mehrheit halten. Der Produktionsstart ist für die zweite Jahreshälfte 2023 vorgesehen. Bis 2025 peilen die Partner einen Anstieg der jährlichen Produktionskapazität auf 3 Gigawatt an.

Der Modehändler Zalando streicht infolge einer abflauenden Kauflust der Kunden seine Jahresziele zusammen. 2022 dürfte der Umsatz nur im besten Fall um 3% auf 10,7 Mrd. EUR steigen.

Rohstoffe/Energie

An den Ölmärkten ging es unter leichten Schwankungen noch ein wenig gen Süden. Die Angst der Investoren vor einer wirtschaftlichen Abschwächung wurde durch die Abschwächung der Einkaufsmanagerindizes der Euro-Zone untermauert.

Wegen der angespannten Lage auf den Gasmärkten hat Wirtschaftsminister Habeck die zweite Eskalationsstufe (Alarmstufe) im Notfallplan Gas ausgerufen. Zwar sei die Versorgungssicherheit weiterhin gegeben und es werde weiter eingespeichert, dennoch liege eine Störung der Gasversorgung vor. Erforderlich ist der Schritt vor allem wegen der sechzigprozentigen Drosselung der Gaslieferung über die Ostseepipeline Nord Stream 1. Die Preisanpassungsklausel, welche die unmittelbare Preisweitergabe jenseits von vertraglichen Bestimmungen ermöglicht, soll von der Bundesnetzagentur hingegen noch nicht aktiviert werden. Der Erdgaspreis am europäischen Referenzmarkt TTF zeigte sich von den Geschehnissen verhältnismäßig unbeeindruckt und blieb stabil. Wie stark sich die Versorgungssituation jedoch noch zuspitzen wird, zeigt sich in den kommenden Wochen und Monaten.

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