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USA: Inflation steigt auf neues 40-Jahreshoch von 8,6%: Es wird sehr ungemütlich - Nord LB

10.06.2022 16:58 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: autsawin uttisin / shutterstock.com.

Soeben wurden aktuelle Zahlen zu den Konsumentenpreisen (CPI) in den USA bekanntgegeben. Das Preisniveau zog den nunmehr 23. Monat in Folge an. Im Mai wurde ein überraschend deutliches Plus von 1,0% M/M gemeldet. Die Inflationsrate stieg nochmals von 8,3% auf 8,6% Y/Y auf ein 40-Jahreshoch. Die Verbraucherpreise exklusive Nahrung & Energie verzeichneten ein Monatsplus von 0,6% M/M. Bei der Kernrate ging die Jahresrate leicht zurück auf nun 6,0% Y/Y.

Die Preiszuwächse im Mai waren massiver als zuletzt und als erwartet. Da basisbedingt ein ebenfalls deutlicher Anstieg aus dem Mai des Vorjahres aus der Statistik herausfiel, kam es für die Inflationsrate zu einem vergleichsweise „moderaten“ Sprung in die Höhe. Doch erwartet war dabei eigentlich ein sukzessiver Rückgang! Insbesondere bei den Öl- und Benzinpreisen zeigten sich erneute Anstiege. Der Preisgipfel an den Tanksäulen ist somit immer noch nicht überschritten.

Es kann also keinesfalls von einer Wende an der Inflationsfront gesprochen werden: Die aus den Disruptionen der Pandemie herrührenden Phasen mit einem Herauf- und Herunterfahren der Wirtschaftsaktivitäten sorgten für Lieferkettenprobleme und für Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage, was vor allem über Preisadjustierungen aufgefangen werden musste. Die Situation wurde durch Lockdowns in China nochmals verschärft. Hinzu kommen die Energiepreise, was zunächst an den Zapfsäulen der Tankstellen erkennbar ist, aber sukzessive auch bei Strom und Heizung schmerzen wird. Der Krieg Russlands ist ein weiterer Verstärker dieser Entwicklungen, so dass auch die Nahrungsmittelpreise anziehen. Zudem haben die gestiegenen Immobilienpreise und Einkommen zuletzt auch die Mieten höher getrieben, was die Kernrate hochhält.

Um eine Inflation von 8% und darüber zu bekämpfen, hat die Fed hat reagiert und die Leitzinsen seit März um 75 Basispunkte angehoben sowie das „passive“ Quantitative Tightening (keine Reinvestition auslaufender Anleihen) gestartet. Weitere Zinsanhebungen werden kommen, auch ein „aktives“ Quantitative Tightening (direkter Verkauf aus dem Wertpapierbestand) könnte bald Thema werden. Das ist notwendig und richtig! Denn was wir aktuell sehen, ist trotz vorteilhafter Basiseffekte ein nochmaliges Anziehen der Inflation. Zu beachten ist aber auch eine normalerweise zu erwartende Bremswirkung von Inflation auf die Konjunktur: Durch das hohe Sparvolumen, Nachholeffekte, Lohnsteigerungen und eine anhaltend expansive Fiskalpolitik dürfte dieser wachstumsdämpfende Effekt abgemildert werden bzw. erst mit Zeitverzögerung – aber dann heftig – eintreten.

Die US-Inflation wird so noch bis Ende des III. Quartals in einem unangenehmen Bereich von über 7,5% verharren und selbst bis Ende des Jahres kaum unter 6,0% fallen – bestenfalls! Sollten die Energiepreise (kriegsbedingt) weiter zulegen, wird die Inflation noch schwerer zu bändigen sein.

Fazit: Die US-Verbraucherpreise zogen im Mai den 23. Monat in Folge um unerwartet deutliche 1,0% M/M an. Insbesondere bei den Öl- und Benzinpreisen zeigten sich erneute Anstiege. Die Inflation zog damit nochmals an auf 8,6% - ein erneutes 40-Jahreshoch! Selbst der entlastende Basiseffekt aus dem Vorjahresmonat verpuffte nahezu. Eine Wende an der Inflationsfront ist nicht erkennbar. Waren es zunächst die Disruptionen der Pandemie mit den Lieferkettenproblemen und den Ungleichgewichten zwischen Angebot und Nachfrage, kamen nun neben den konsumtiven Nachholeffekten die Effekte der Lockdowns in China und die durch den Russlandkrieg ausgelösten zusätzlichen Energie- und Nahrungsmittelpreiszuwächse hinzu. Auch die gestiegenen Mieten schlagen sich in den Inflationszahlen nieder. Das FOMC wird weitere Zinsanhebungen um jeweils 50bp noch im Juni und Juli durchführen – sie ist ja mittlerweile Millionen von Meilen hinter dem Geschehen! Perspektivisch ist aber eine Bremswirkung auf die Konjunktur zu beachten – und dann sicher heftig.

Autor: Bernd Krampen

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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