Super Zyklus mit den Besten - Börse München

Die Themen dieser Woche waren neben dem konstant lästigen Begleiter Inflation („Energiepreise treiben Inflation auf neues Rekordhoch“ - Börsen-Zeitung) zweifelsfrei der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket – samt einer ziemlich kontrovers geführten Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen. Die Abendzeitung München titelte: „9 Euro! Ihr Ticket zur großen Freiheit“. Die Freiheit in überfüllten Zügen ließ jedoch einigermaßen zu wünschen übrig. Das Handelsblatt hinterfragte deshalb: „Frust oder Freiheit“? Andere lästerten, dass Züge und Bahnhöfe vor Journalistinnen und Journalisten überquellten, die über überquellende Züge und Bahnhöfe berichten wollten. Wie sich der Tankrabatt längerfristig niederschlagen wird, dürften wir an der Zapfsäule wahrnehmen, und zwar: niedergeschlagen. „Kunden enttäuscht Tankrabatt? Von wegen super“, brachte es die Abendzeitung einmal mehr pointiert auf den Punkt, während das Handelsblatt frohlockte: „Spritpreise fallen stärker als erwartet“. Und Thema Nummer drei aus München für die Welt: „Wiesn-Maß 13,80 Euro“, so noch einmal die Abendzeitung (und ja, wir lesen auch andere Zeitungen!).

Nur von den Besten

Mit „Mach’s wie die Besten“ lockt diese Woche Focus Money am Kiosk. Wer will das nicht, aber waren die Besten nicht immer die eher unsympathischen Streber? Nun gut: „So meistern Profis die Krise“, heißt es weiter und die ausgewiesenen Profis sind Ray Dalio, George Soros, Hendrik Leber und Ken Fisher. Dass sie alle schon etwas ältere Semester sind, erkennen wir spätestens daran, dass Focus Money sie schwarz-weiß aufs Cover bringt. Börse Online lässt uns hingegen vom „Neuen Super Zyklus“ profitieren, nämlich von „Agrar-Aktien“. Denn, das sei „die sicherste Wette des Jahrhunderts“, weil: „Nahrungsmittelpreise steigen! Ihr Depot auch!“ Dann können wir uns wenigsten die teuren Preise leisten.

Bar Geld Los

Haben Sie schon einmal von einem H5000 gehört? Wir bisher nicht, aber das scheint eines der am meisten verwendeten Geräte zur bargeldlosen Kartenzahlung in Supermärkten und Tankstellen zu sein. Und die Ursache, warum wir an so vielen Kassen nur noch bar bezahlen können. Warum? Die Märkte haben nicht auf die Haltbarkeit geschaut, das kennt man ja, und Geräte und Software sind veraltet. „Die Bezahlversager“ titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung ärgerlich. Digitalisierungswüste Deutschland… Wir haben beschlossen, unser Geld lieber an der Bar los zu werden, eben bargeldlos und doch liquide.

Weich

„Wir präsentieren uns weicher und kindlicher“ vertraute der Geschäftsführer wohl welchen Unternehmens dem Handelsblatt an? Ein Ex-Manager ausgerechnet von Lego sprach so, dabei waren es doch die herumliegenden Noppensteine jenes Konzerns, die uns oftmals Schreie voll Schmerz und Wut ausstießen ließen. Manchmal allerdings krallten sich auch die Beine eines Plastikpferdes in unsere zarten Sohlen. Dirk Engenhausen steht jetzt der Spielzeugmarke Schleich vor und die soll zur Weltmarke ausgerollt werden. Ihr Vorteil: Tierfiguren sehen überall gleich aus, egal ob Löwe oder Eisbär. Ob die Figuren in weich nicht ihre Köpfe hängen lassen, wissen wir nicht, elterliche Fußsohlen dürfte es jedenfalls erfreuen.

Arbeitswut

Kennen Sie das, Sie kommen morgens ins Büro und alle Arbeit ist weg? Sie suchen und suchen, unterm Schreibtisch, neben dem Laptop, im Regal, nichts? Dann schauen Sie mal bei Ihren Kolleginnen und Kollegen vorbei, denn: „Jeder zehnte Beschäftigte in Deutschland ist arbeitssüchtig“, belehrt uns Der Spiegel. Also: Sperren Sie abends Ihre unerledigte Arbeit weg, sonst macht sich wieder ein Arbeitssüchtiger darüber her. PS: Es klappt nicht immer, wir lassen sie ostentativ auf dem Schreibtisch liegen und ja, am nächsten Morgen ist noch alles da, manchmal ist es sogar mehr geworden.

Headlines für Köpfchen

Manche Überschriften gaukeln uns Dinge vor, die sie dann nicht erfüllen. Beispiele gefällig? Bitte: „Der neue Bond bietet mehr“ (Börse Online, es ging um einen grünen und keinen neuen James), „Das irre Versprechen vom Zocken (fast) ohne Risiko“ (Handelsblatt, es handelte sich um Online-Casinos und nicht um die Börse), „Herr der Sirenen“ (Handelsblatt, nicht Odysseus war gemeint, sondern Ralph Tiesler, der neue Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe), und schließlich „Who warnt vor Ausbreitung“ (Die Welt, dabei konzertieren doch die Rolling Stones in München und nicht die Who, aber warnte dann doch nur die Weltgesundheitsorganisation vor den Affenpocken und davor, dass deren Ausbreitung – genau – bei Festivals, Rockkonzerten und ähnlichem vorangetrieben werden könnte).

Autor der Presseschau: Ulrich Kirstein, Bayerische Börse AG

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!