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USA: Fed erhöht das Tempo (beim Tightening) und bremst doch (die Erwartungen)! - Nord LB

05.05.2022 10:23 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Gebäude der US-Notenbank Federal Reserve, kurz Fed. Bild und Copyright: Rob Crandall / shutterstock.com.

Wie erwartet hat die Federal Reserve gestern Abend im Anschluss an die FOMC-Sitzung die Fed Funds Target Rate um 50 Basispunkte auf 1,00% angehoben. Diese stärkste Anhebung seit nun exakt 22 Jahren war vorbereitet worden und stellt für die Finanzmärkte keine Überraschung dar. Denn die Inflationsrate bei mittlerweile 8,5% und eine Arbeitslosenquote bei 3,6% erfordern diese Maßnahme. Da es diesmal keine Aktualisierungen der Projektionen (und somit der Dot Plots) gab, richtete sich der Fokus allein auf das FOMC-Statement und die Aussagen von Jerome Powell.

Dem Statement war kaum Überraschendes zu entnehmen: Als Quelle neuer Inflationsgefahren wurden zusätzlich zum Krieg Russlands noch die Lockdowns in China aufgeführt. Die forward guidance mit „weitere Zinsanhebungen sind sehr angemessen“ wurde beibehalten. Zudem wurde angekündigt, den Wertpapierbestand zu reduzieren: Das Quantitative Tightening (QT) startet ab Juni zunächst „passiv“ mit der Verringerung der (maximalen) Reinvestitionen auslaufender Wertpapiere ausgehend monatlich von USD 47,5 Mrd. steigend bis USD 95 Mrd. in drei Monaten. Die Zeit für „aktive“ Wertpapierverkäufe ist noch nicht gekommen. Die Entscheidung war einstimmig.

Während das Statement mit einem erhöhten Zinsanhebungstempo und dem Beginn von QT demnach zwei hawkishe Elemente enthielt, bremste der leicht dovish auftretende Notenbankchef in der Pressekonferenz ein wenig die Zinsaussichten. So betonte Jerome Powell, dass zwar auf den nächsten beiden Zinssitzungen 50er-Schritte auf dem Tisch lägen, das FOMC aber keine Zinsanhebungen um 75 Basispunkte „aktiv in Erwägung ziehen“ werde. Seine Anmerkung, die Inflation sollte (trotz aller Unsicherheit) nun ihren Hochpunkt erreicht haben, könnte unseres Erachtens eine wieder langsamere Vorgehensweise andeuten – also nur noch 25er-Schritte ab dem Sommer.

Mit Putins Krieg in der Ukraine hat sich die Lage auch für die Federal Reserve etwas verkompliziert: Auf der einen Seite wird damit auch in den USA die Inflation über die Energiepreise und die Verschärfung der Lieferkettenprobleme nochmals länger hoch bleiben. Auf der anderen Seite könnten sowohl die höhere Preisbelastung als auch die Verunsicherung unter Unternehmen und Haushalten die Wirtschaft bremsen. Die USA steht zwar als Öl- und Gasproduzent, mit derzeit robust erscheinender Konjunktur und fernab der Kampfhandlungen besser da als Europa – Auswirkungen könnten aber dennoch überschwappen. Insofern sollten potentielle Verschärfungen in der Geopolitik – als auch weiterhin der Pandemie – für die Fed in den kommenden Monaten bedeutsam sein.

So ist es unseres Erachtens auch nicht sicher, dass es zu allen derzeit vom Markt eingepreisten Zinsanhebungen bis Ende 2023 kommen wird. Die Gefahr einer inversen Zinsstrukturkurve stiege dann jedenfalls – und diese möchte die Fed vermeiden. Uns scheinen die Zweitrundeneffekte von Inflation und Zinsanhebungen auf die Konjunktur ausgeblendet zu werden. Ein gestern in die Wege geleitetes Quantitative Tightening– statt zu vieler Zinsschritte – könnte sich als bessere Alternative erweisen. Dies gilt umso mehr, wenn die Inflation – basisbedingt – von über 8% zurückgehen sollte!

Fazit: Auf der gestrigen FOMC-Sitzung verkündete die Federal Reserve angesichts der hohen Inflationsrate und eines robusten Arbeitsmarktes die erwartete zweite Zinsanhebung diesmal stärker um 50Bp auf nun 1,00%. Weitere Hikes seien im Verlauf des Jahres geplant. Das Quantitative Tightening (QT) startet ab Juni zunächst „passiv“ mit der Verringerung der Reinvestitionen auslaufender Wertpapiere ausgehend monatlich von USD 47,5 Mrd. steigend bis USD 95 Mrd. in drei Monaten. Während das Statement demnach zwei hawkishe Elemente enthielt, bremste Jerome Powell die Zinsaussichten mit den Hinweisen, keine Zinsanhebungen um 75 Basispunkte „aktiv in Erwägung“ ziehen zu wollen und die Inflation könnte nun ihren Hochpunkt erreicht haben. Unseres Erachtens deutet dies auf eine langsamere Vorgehensweise der Fed hin – also 25er-Schritte – ab dem Sommer. Doch derzeit lautet die vom „Doktor“ Powell diagnostizierte „Krankheit“ Inflation und nicht Konjunktur, was zunächst den Einsatz des „Medikaments“ Zinsanhebungen erforderlich macht. Mit Nebenwirkungen muss aber – wie auf jeden Beipackzettel ersichtlich – gerechnet werden!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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