4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

Dow Jones Industrial - Aktienindex

USA: Außenhandelsbedingter BIP-Rückgang sorgt leicht für konjunkturelle Ernüchterung - Nord LB

28.04.2022 15:54 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Bart Sadowski / shutterstock.com.

Soeben sind in den USA die ersten Zahlen zur BIP-Entwicklung im I. Quartal veröffentlicht worden. Diesen Angaben folgend ging die reale Wirtschaftsaktivität um annualisiert 1,4% Q/Q zurück, gerechnet wurde mit einem moderaten Anstieg. Somit haben Lieferengpässe, die Omikron-Variante und ein Mangel an Personal den konjunkturellen Start ins Jahr 2022 gesamtwirtschaftlich recht nachhaltig belastet. Die US-Wachstumslokomotive legte kurzfristig den Rückwärtsgang ein!

Die Musik spielte diesmal in den Komponenten Konsum, Vorräte und vor allem Außenbeitrag. Wie die Einzelhandelsumsätze korrekt anzeigten, fiel der Wachstumsbeitrag des privaten Konsums mit 1,8-Prozentpunkten nur marginal stärker als im Schlussquartal 2021 aus. Belastungen im Zuge von Covid-19 waren offenbar im abgelaufenen Quartal noch vorherrschend. Erwartungsgemäß bremsten die Vorräte mit einem negativen Wachstumsbeitrag von 0,8-Prozentpunkten, was allerdings nach dem massiven Plus um knapp 5-Prozentpunkte aus dem IV. Quartal kaum überraschte. Mächtig unter die Räder geriet vor allem Außenbeitrag, der das BIP-Wachstum um 3,2-Prozentpunkte drückte. Die monatlichen Handelsbilanzzahlen mit der Defizitausweitung hatten diese Tendenz bereits korrekt angezeigt, nicht allerdings das Ausmaß. Etwas freundlicher fielen die Ausrüstungsinvestitionen mit einem Wachstumsbeitrag von knapp 1,2-Prozentpunkten aus, wohingegen sowohl die gewerblichen Bauinvestitionen als auch die Wohnbauinvestitionen stagnierten. Die Staatsausgaben drückten erneut auf das Gesamtergebnis.

Wenngleich der gesamtwirtschaftliche Rückgang als ernüchternd zu bezeichnen ist, kann von einer positiven Entwicklung bei Konsum und Ausrüstungsinvestitionen gesprochen werden. Beide Sektoren lassen erkennen, dass die konjunkturelle Situation im Grunde relativ stabil sein sollte.

Wie sind nun die Aussichten? Eigentlich sollte sich die Lage im Frühjahr ja weiter aufhellen. Doch mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine haben sich die Lieferkettenprobleme und die damit einhergehenden Versorgungsengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten verlängert. Lockdowns in China können dieses Problem nochmals verschärfen. Der Energiepreisanstieg wird auch in den USA zu spüren sein (wenngleich weniger kritisch als in Europa). Zudem bleibt die Knappheit an Personal wohl ebenfalls ein belastender Faktor für den Arbeitsmarkt. Fraglich wird sein, inwiefern die gestiegenen Zinsen den Immobilienmarkt belasten und eine Inflation von 8% den Konsum bremsen wird. Letzterer dürfte andererseits von hohen Sparvolumina, hohen Lohnzuwächsen und einer wiederentdeckten Nachfrage vor allem nach Dienstleistungen getrieben werden. Verschiedene Faktoren wirken somit gesamtwirtschaftlich unterschiedlich. Letztlich dürfte die US-Konjunktur nach einem schwächeren I. Quartal in den Folgequartalen wohl dennoch moderat zulegen können.

Der Euro geriet an den letzten Tagen wegen der Energiekrise unter Druck und fiel heute unter 1,05 USD. Die Renditen der Benchmarkanleihen zogen wieder an, Aktien tendieren erstmal seitwärts.

Fazit: Das BIP-Wachstum der USA ging im I. Quartal 2022 etwas ernüchternd um annualisierte 1,4% Q/Q zurück. Während sich die Einzelhandelsumsätze und die Ausrüstungsinvestitionen weiter robust präsentierten, kamen die Bremswirkungen auf das BIP von den Vorräten, den Staatsausgaben und vor allem vom Außenhandelsbeitrag. Perspektivisch scheinen die Belastungen von Covid-19 langsam abzuklingen und die Konsumenten erfreuen sich hoher Sparvolumina und Lohnzuwächse, doch die durch den Russland-Krieg erneut verschärften Lieferkettenprobleme, der Arbeitskräftemangel, die gestiegenen Zinsen und die hohe Inflation weisen zusammen mit der geopolitischen Verunsicherung eine Mixtur auf, die konjunkturell belastend wirken kann. Insofern dürfte das Wachstumstempo im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wieder zunehmen, aber eben auch nicht überschäumend stark ausfallen. Solange berechtigte Hoffnung zum Positiven überwiegt, wird die Federal Reserve aus Inflationsgründen an den geplanten zügigen Zinsanhebungen festhalten (müssen). Doch in diesem Umfeld wachsen die Bäume konjunkturell eben nicht in den Himmel!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

4investors-News - Dow Jones Industrial - Aktienindex

DGAP-News dieses Unternehmens