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Der Dollar lässt die Muskeln spielen - VP Bank

27.04.2022 16:15 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: autsawin uttisin / shutterstock.com.

Die europäische Gemeinschaftswährung fällt gegenüber dem Greenback unter die Marke von 1.06. Doch es ist nicht nur der Euro, der Federn lassen muss, sondern nahezu alle Währungen büssen gegenüber der US-Valuta ein. Der von der US-Notenbank in Aussicht gestellte, aggressive Zinserhöhungskurs gibt dem Dollar Rückenwind. Der breite Dollar-Index weist seit Jahresbeginn ein Plus von 7 % aus - was in etwa auch den Aufwertungen gegenüber dem Euro entspricht. Da der geldpolitische Unterschied zwischen Fed und japanischer Notenbank derzeit kaum grösser sein könnte, legt der Dollar zum Yen besonders deutlich zu. Hierbei steht seit Jahresbeginn ein sattes Plus von 12 % zu Buche.

Der Euro kann inzwischen nicht davon profitieren, dass mittlerweile drei Zinsanhebungen im laufenden Jahr laut Aussagen von EZB-Offiziellen wahrscheinlicher geworden sind. An den Devisenmärkten ist die Furcht gross, dass eine stärkere konjunkturelle Abschwächung in der Eurozone – oder gar eine Rezession – den geplanten Straffungskurs doch noch durcheinanderwirbeln könnte. Das Schreckgespenst wäre: Eine Rezession, eine hohe Inflation und eine EZB, die nicht handeln will oder kann.

Es ist unübersehbar, der Greenback hat derzeit einen Lauf. Weitere kurzfristige Zugewinne sind deshalb möglich. Doch der Bogen überspannt sich immer deutlicher: An den Terminmärkten für Geldmarksätze sind bis Jahresende weitere Zinsanhebungen der Fed im Umfang von mehr als 225 Basispunkte eingepreist. Ein forsches Vorgehen der US-Währungshüter ist im Dollar-Kurs weitgehend reflektiert. Die Wachstumserwartungen an die US-Wirtschaft sind derzeit noch vergleichsweise hoch. Für das laufende Jahr sieht die Konsensprognose ein BIP-Zuwachs von mehr als 3 % vor. Gerade hier kann es noch zu Enttäuschungen kommen.

Aus markttechnischer Sicht weist das Währungspaar solch eine eklatante Abweichung zur 200-Tagelinie aus, dass eine Korrektur überfällig ist. Gleichzeitig setzen spekulative Anleger mittels Termingeschäft in hohem Ausmass auf eine weitere Stärke des Dollar (WKN: 965275, ISIN: EU0009652759, Chart, News). In der Vergangenheit passierte in solchen Fällen stets das Gegenteil, der Greenback wertete ab. Und noch etwas: Der zusammengesetzte Saldo aus dem staatlichen Haushalt und der Leistungsbilanz (Zwillingsdefizit) weist einen Nachkriegsrekord in den USA aus. Aus fundamentaler Sicht spräche dies ebenfalls für eine deutliche Dollar-Schwäche. Und auch aus kaufkraftparitätischer Sicht ist die US-Valuta zum Euro deutlich überbewertet.

Die Dollar-Stärke sollte deshalb auf Sicht der kommenden Wochen nicht fortgeschrieben werden. Dies wäre wohl nur dann der Fall, wenn es zu einem Stopp russischer Gaslieferungen auch nach Deutschland käme. Bislang zeichnet sich dies jedoch nicht ab. Auch wenn ein Krieg auf dem europäischen Kontinent tobt und die europäische Gemeinschaftswährung darunter leidet, das Chance-Risiko-Verhältnis hat sich mit den jüngsten Kursgewinnen des Dollar zugunsten des Euro verschoben. Wir rechnen auf Sicht der kommenden Monate mit zumindest leichten Zugewinnen des Euro.

Autor: Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der VP Bank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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