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Gedämpfte Stimmung an den Aktienbörsen - Börse München

19.04.2022 10:35 Uhr - Autor: Robert Ertl  auf twitter

Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG, wirft einen Blick auf die Aktien- und Anleihemärkte. Bild und Copyright: Bayerische Börse AG.

Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen, verkürzten Handelswoche nach uneinheitlichem Verlauf nachgegeben. Über weite Strecken belastete die Mischung aus sich eintrübenden Konjunkturerwartungen und der unverändert hohen Inflation. Neue Preisdaten aus den USA gaben den Sorgen neue Nahrung, so lag beispielsweise der Anstieg der Verbraucherpreise im März auf dem höchsten Niveau seit über 40 Jahren. Allerdings zog dabei die sogenannte Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden, weniger stark an als erwartet. Am Donnerstag setzte zwar eine leichte Erholung an den deutschen Börsen ein, die allerdings überwiegend nur den Umfang der Wochenverluste eindämmte. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte ihre abwartende Haltung bestätigt und angesichts der aktuellen geopolitischen wie wirtschaftlichen Lage keine Straffung ihrer Geldpolitik angekündigt.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) sank im Vergleich zu seinem Schlussstand in der Vorwoche um 0,8 Prozent auf 14.163,85 Punkte. Der MDax ging um 0,5 Prozent auf 30.669,35 Zähler zurück. Der TecDax verlor 2,2 Prozent auf 3.200,97 Punkte. Der m:access All-Share rückte dagegen minimal um 0,1 Prozent vor auf 2.509,07 Zähler.

Größte Kursverlierer im Dax waren auf Wochensicht einmal mehr die Titel von Delivery Hero, die um 13,1 Prozent abrutschten. Hier machte sich unter anderem ein skeptischer Analystenkommentar der Bank of America bemerkbar. Der Kurs der Deutschen Bank sank um 8,2 Prozent, nachdem seit Montagabend große Aktienpakete verkauft wurden. Berichten zufolge handelte es sich beim Verkäufer um die Investmentfirma Capital Group. Gleiches wiederfuhr der Commerzbank, deren Kurs im MDax 7,8 Prozent einbüßte. Dagegen kletterten die Titel von K+S um 8,8 Prozent. Das Unternehmen hatte seine Ziele für das Gesamtjahr aufgrund der hohen Düngerpreise, zu denen auch die Sanktionen im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg beitragen, angehoben.

Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche unter merklichen Schwankungen nachgegeben. Vor allem die Erwartung einer strafferen Geldpolitik und die dafür ursächlichen hohen Teuerungsraten ließen die Anleger Abstand von den Bundespapieren nehmen. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe zog im Wochenvergleich von 0,70 auf 0,84 Prozent an. Am vergangenen Dienstag hatte sie mit 0,87 Prozent sogar ihren höchsten Stand seit Juli 2015 erreicht. Die Umlaufrendite stieg von 0,58 auf 0,68 Prozent.

Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche erneut Verluste verzeichnet. Wie schon in der Vorwoche mussten vor allem Technologiewerte spürbare Abschläge hinnehmen, hier machen sich die Sorgen vor den Folgen einer strafferen Geldpolitik besonders bemerkbar. Der technologielastige Nasdaq-100-Index gab im Vergleich zu seinem Vorwochenschlussstand 3,0 Prozent ab auf 13.893,21 Punkte. Allein am Gründonnerstag stand hier ein Minus von 2,3 Prozent zu Buche. Der Dow-Jones-Index sank um 0,8 Prozent auf 34.451,23 Zähler. Der breiter gefasste S&P-500-Index fiel um 2,1 Prozent auf 4.392,59 Punkte. Am Ostermontag, an dem in den USA wieder gehandelt wurde, gab es kaum Veränderungen: Der Dow Jones und der S&P-500 gaben minimal nach (-0,11 beziehungsweise -0,02 Prozent), der Nasdaq-100 rückte um 0,13 Prozent vor.

Ausblick

Angesichts der derzeitigen geopolitischen Lage dürfte die Unsicherheit an den deutschen Aktienbörsen auch in der aktuellen Woche anhalten. Unverändert belastet der Krieg gegen die Ukraine die Märkte, und in Hinblick auf zur Debatte stehende zusätzliche Sanktionen gegen Russland könnte sich die Stimmung weiter eintrüben. Sollten etwa ein Öl- oder Gasembargo umgesetzt werden, dürfte dies noch gravierendere Folgen für die Konjunktur haben, als derzeit an den Aktienmärkten eingepreist.

Daneben bestehen auch die Belastungsfaktoren Inflation und Geldpolitik unverändert fort. Während in den USA die Zinswende bereits eingeläutet wurde und hier eher in Hinblick auf Umfang und Geschwindigkeit Platz für Spekulationen bleibt, hatte sich die Europäische Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche noch bedeckt gehalten. Der Leitzins blieb unverändert, allerdings bekräftigten die Zentralbanker, auf ein Ende der extrem lockeren Geldpolitik zuzusteuern. Damit müssen sich die Marktteilnehmer auf eine geldpolitische Wende einstellen, ohne aber Konkreteres über Zeitplan und Umfang zu wissen. Dies dürfte die Nervosität an den Börsen anhalten lassen.

Negative Impulse könnten zudem von der Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus in China und den Gegenmaßnahmen kommen. Sollte es hier weitere Lockdowns wie zuletzt in Shanghai geben, könnte dies Folgen für die globale Konjunktur haben.

Nach dem Start der Berichtssaison in den USA beginnt diese nun auch hierzulande. In der aktuellen, verkürzten Handelswoche legen beispielsweise aus dem Dax SAP und Sartorius Zahlen zum ersten Quartal vor. Allerdings weisen Marktteilnehmer darauf hin, dass die Daten und vor allem Ausblicke dieser beiden Unternehmen einen eher überschaubaren Einfluss auf den Gesamtmarkt haben dürften.

Anders könnte dies bei den anstehenden Konjunkturveröffentlichungen sein. Dabei stehen aus Deutschland und der Eurozone die Einkaufsmanagerindizes und Preisdaten im Fokus.

Ausgewählte wichtige Termine der Woche

Dienstag, 19.04.: Baubeginne und -genehmigungen in den USA
Mittwoch, 20.04.: Erzeugerpreise in Deutschland; Industrieproduktion in der Eurozone; Beige Book der US-Notenbank; Verkäufe bestehender Häuser in den USA; Ergebnis der Ratssitzung der chinesischen Notenbank
Donnerstag, 21.04.: Verbraucherpreise in der Eurozone; Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Philadelphia Fed Herstellungsindex (USA)
Freitag, 22.04.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Markit PMI Gesamtindex (USA)

Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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