Es reimt sich für Anleger - Börse München

Eine kurze Woche liegt hinter uns und die Osterfeiertage stehen bevor. Kaum ein Fest führt so von tiefster Niedergeschlagenheit hin zu Himmelhochjauchzen wie Ostern. Ob das Jauchzen dieses Jahr gelingt, ist allerdings fraglich. Ein Auf und Ab gab es auch an der Börse, die Stimmung an den Märkten ähnelt aber immer noch mehr Karfreitag als Ostersonntag. „Anleger bleiben vorsichtig“, so das Handelsblatt, das außerdem vor der „Gefahr von Rückschlägen“ warnt. „Anleger bleiben skeptisch“ bringt es die Süddeutsche Zeitung fast identisch auf den Punkt. Was nicht nur Investoren die Laune verhagelt: Die Inflation. „US-Inflation auf 40-Jahres-Hoch“ stöhnt das Handelsblatt. Am heutigen Donnerstag fällt – vielleicht – eine Zinsentscheidung der EZB – „Anleger vor EZB-Zinsentscheid zurückhaltend“ hieß es dazu in der Börsen-Zeitung.

Mit uns

Ausgesprochen vielsagend macht Focus Money diese kurze Woche auf: „Nicht mit uns!“ Wir überlegen kurz, wobei wir überall nicht mitmachen wollen (es kommt einiges zusammen), bevor wir weiterlesen: „Die große Geldvernichtung“! Da sind wir gerne nicht dabei und erfahren, „so schützen Sie Ihr Vermögen“. Nämlich durch die „Rettung Dividende“, „Schutzschild Gold“, „Fluchtort Schweiz“ und „Deutsche Verdoppler-Chance“. Schach spielt hingegen Börse Online, denn das Magazin zeigt zwei Schachfiguren auf (König und Dame, seltsamerweise in rot und blau) und verspricht nicht weniger als „Geniale Gewinne mit System: Die besten Börsen-Strategien“! Darunter ein Depot, das seit 25 Jahren noch nie verloren hat und „Dividende ohne Ende“ – da kann sich jeder Anleger seinen Reim darauf machen.

Weise

In manchen Dingen war man früher bescheidener. So reichten vor mehr als 2000 Jahren drei Weise, die dafür alle rechtzeitig und einigermaßen CO2-neutral ankamen mit ihren 1-PS-Kamelen, um den Eheleuten Maria und Joseph ihre Geschenke zu überreichen. Was diese mit Weihrauch, Myrrhe und Gold letztlich angefangen haben, darüber schweigt sich die Bibel bekanntlich aus, vielleicht wurde die Schreinerei erweitert oder Babywäsche angeschafft? Heute gibt es fünf Wirtschaftsweise, die der Regierung jährlich nur ein papierdickes Gutachten übergeben. Vergoldet wird ihnen diese Arbeit genauso wenig, wie die jeweilige Regierung aus Begeisterung Weihrauch abbrennt – vielmehr nimmt sie die Jahresgutachten meist mürrisch und nicht myhrrisch entgegen und versenkt sie in tiefe Schubladen. Seit längerer Zeit haben wir nur noch vier Weise und als ob es bei der wirtschaftlich angespannten Lage nicht auf jeden klugen Kopf ankäme, hat jetzt auch noch Volker Wieland vorzeitig seinen Hut genommen und somit bleiben jetzt zwei Weisen-Plätze verwaist. „Ein Weiser weniger“ schreibt die Frankfurter Allgemein Zeitung, wobei anzumerken bleibt, dass Herr Wieland sicher weiterhin als weise gelten darf! Immerhin bleiben noch drei Weise im Abendland übrig, genauer, zwei Weisinnen und ein Weiser. Nun ist die Regierung dran und muss Weise suchen - keine einfache Aufgabe!

Ringelreihen

Es ist schon gewöhnungsbedürftig, oder haben Sie schon einmal ein Flugzeug gesehen, das aussah wie eine Ringelsocke? Sie können dies bald erleben, denn die Airline Condor hat den ersten Airbus A321 in gelb-weißem Ringelmuster designt. „Codors neues Design spaltet die Branche“ heißt es in Die Welt dazu. Das „gewagte Streifenmuster“ empfinden, so die Zeitung, viele Flugzeugfans als Frevel. Einige Plane-Spotter finden es hingegen himmlisch. Genialer Coup oder das vielleicht hässlichste Flugzeug der Welt, fragt Steffen Fründt in seinem Artikel. Gestreifte Badetücher oder Sonnenschirme lassen Assoziationen mit Sommerurlaub aufkommen – warum dann nicht auch ganze Flugzeuge? Glauben wir der Presseseite von Condor, gibt es demnächst auch blau-weiß und grün-weiß-gestreifte Flugzeuge. „Urlaub ist gestreift“, heißt es dort – ob das auch Gefangene in gestreifter Sträflingskleidung so sehen? Wann auch die Piloten und Stewardessen/Stewards in Streifenmuster auftreten, ließ die Airline jedoch im Dunkelgestreiften…

Personalmangel

Bleiben wir in der Luft. Wenn Sie demnächst in den Urlaub fliegen – und es ist ja zumindest in Bayern gerade Ferienzeit – dann sollten Sie sich erstens nicht wundern, wenn Ihr Getränk erst kurz vor der Landung bei Ihnen ankommt, weil nur eine Stewardess sich durch den Gang schlingert, und zweitens vielleicht davon überzeugen, ob überhaupt ein Pilot im Cockpit sitzt. Denn John Lundgren, Chef von EasyJet, klagt über den hohen Krankenstand in seinem Unternehmen. Fast ein Fünftel der Flugzeugbesatzungen falle an manchen Standorten wegen Corona aus – trotzdem soll das Flugniveau von 2019 erreicht werden, heißt es im Handelsblatt.

Daheim

Wenn Sie weder in geringelte Flugzeuge noch in solche mit zu wenig Personal einsteigen möchten, bleiben Sie doch einfach daheim. „Es bahnt sich ein Jahrzehnt des Zuhauses an“ frohlockt Albrecht Hornbach, Chef der gleichnamigen Baumarktkette, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Denn was macht man oder frau daheim im Urlaub? Füße hochlegen, ein gutes Buch lesen? Fehlanzeige. Es wird in den Baumarkt gerannt und die vier Wände „verschönert“, arbeiten in der Freizeit, was gibt es Schöneres? Oder den Garten umgraben. Herrn Hornbach freut’s und wer will, kann sein Heim auch gestreift bemalen.

Noch immer daheim

Und zum Schluss, wir haben ja mit Ostern begonnen und mit „daheim“ geendet. Über die Feiertage bleibt Zeit fernzusehen, schließlich freut sich Ihr Nachbar nicht über anhaltenden Baulärm aus Ihrer Wohnung. Also Pause machen. Es gibt bekanntlich viele Filme, die sich mit der Passionsgeschichte befassen, das reicht von der Passion Christi von Mel Gibson über Auferstanden mit Joseph Fiennes und Jesus liebt mich von und mit Florian David Fitz bis zu Jesus Christ Superstar von Andrew Lloyd Webber. Wer denkt, dass für jeden Geschmack bereits etwas vorhanden ist, wird jetzt eines Besseren belehrt: Die Passion im Fernsehen, sie spielt in Essen (für einen Bayern vielleicht schon Passion genug) und Thomas Gottschalk gibt den Erzähler. Es kommt nicht auf Bibel TV, sondern läuft auf RTL. Die Welt konstatiert, dass dort „alle Tatbestände der sieben Todsünden“ erfüllt seien - na denn! Frohe Ostern!

Autor der Presseschau: Ulrich Kirstein, Bayerische Börse AG

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!