Power mit der Energiewende - Börse München

Es ist momentan wesentlich leichter, schlechte Nachrichten aufzupicken als gute, das Only Bad News are Good News wird derzeit etwas übertrieben. Diese Woche stand einmal mehr der Krieg im Zentrum des öffentlichen Interesses, aber auch „Konjunktursorgen belasten Aktien“ (Börsen-Zeitung). Im deutschen Parlament wurde gegen die Impfpflicht abgestimmt, weder ab 18, 60 oder 90 Jahren ist der Piks verpflichtend. Es habe sich um eine „politische Verpuffung“ gehandelt, stellt Gabor Steingart in seinem Newsletter The Pioneer Briefing fest. Die Süddeutsche Zeitung schreibt von „Scheitern auf ganzer Linie“ und schiebt noch die sehr süddeutsche Headline „Der Kanzler hat‘s versemmelt“ hinterher – verbrötchent gibt es eben nicht. Doch das Herz oder besser das Depot der Anlegerinnen und Anleger wird jenseits der schlechten Nachrichten auch erfreut: „Deutsche Unternehmen zahlen so viel Dividende wie nie“, triumphiert das Handelsblatt.

ETFs und Power

Lesen wir die Titel der beiden Finanzmagazine Focus Money und Börse Online einmal zusammen: „Die ultimative ETF-Strategie“ bringt „Power fürs Depot“. Nun, Focus Money setzt auf ETFs, die „mehr Rendite, weniger Stress“ bringen. Um uns jedoch nicht zu positiv fürs Frühjahr einzustimmen, bringt das Heft noch ein Interview mit dem BASF-Chef Martin Brudermüller auf dem Titel: „Gehen ohne russisches Gas die Lichter aus?“ Da dürften als nächstes neben Öl und Mehl auch noch die Teelichter ausverkauft sein. Auf grün setzt hingegen Börse Online, denn die Power soll aus „Wasserstoff, Solar, Batterien, Wind, Silizium, Smart Grid…“ kommen, schließlich geht es um „Energiewende-Aktien“. Und von wegen weniger Stress: Im Heft werden dann auch bei Börse Online ETFs vorgestellt. Die WirtschaftsWoche greift das Thema kritisch auf: „Sind Öko-Anlagen überbewertet?“ fragt das Blatt auf dem Titel und zeigt Sandburgen mit Windrädchen aus Sand vor himmelblauem Hintergrund.

Goldhasen

Dass Ostern naht, merken wir allenthalben, denn Schokohasen scheinen – noch – in rauen Mengen in den Regalen herumzulungern, hamstern überflüssig und das mühsame Suchen kann man sich für das Osterfest aufheben. Focus Money überschrieb einen Artikel mit: „In der Goldhasen-Liga“ – der Chelsea, Paris Saint Germain oder der FC Bayern jedoch nicht angehören, das wäre wohl eher eine „Goldnasen-Liga“! Vielmehr wurden die „teuersten Aktien der Welt“ vorgestellt, die von Berkshire Hathaway mit fast 500.000 Euro pro Stück einsam angeführt werden. Aber auf Rang zwei ist eine Lindt & Sprüngli Aktie aus der Schweiz mit immerhin noch 113.600 Euro nicht gerade ein Schnäppchen, dafür gäbe es eine Menge oder einen sehr großen Goldhasen aus Schokolade. In Deutschland liegt im Übrigen die Aktie eines unserer m:access-Unternehmen vorne: Die Sedlmayr Grund und Immobilien AG mit 3.200 Euro!

Herkules Habeck

Robert Habeck schenkte uns ein etwas verfrühtes Osterpaket mit einer Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie griff in der Börsen-Zeitung auf die Mythologie zurück, um es zu beurteilen: „Habeck steht vor einer wahren Herkulesaufgabe“. Wir ließen kurz die zwölf Aufgaben des griechischen Helden vor unserem inneren Auge Revue passieren. Die meisten drehen sich im weitesten Sinne um die Jagd, ob es sich um einen Löwen, Hirschen, Eber, Stier, um Vögel oder fleischfressende Pferde oder die Viehherde eines Riesen handelt. Die Jagd dürfte einem grünen Minister allerdings eher fern als nahe liegen, bleibt noch der Kampf gegen die Hydra – dass für jeden abgeschlagenen Kopf eines Kritikers zwei neue nachwachsen, davon kann ein Politiker jeder Couleur wahrscheinlich ein Lied singen. Beim Ausmisten des Augias-Stalles hätten wir auch so eine Idee, die wir aber lieber nicht verraten. Das Aufsammeln von goldenen Äpfeln würde Habeck sicher erfreuen, wenn er sie passend zu Ostern denn auch finden würde. Bleibt nur die letzte Aufgabe des Herkules: Der Gang in die Unterwelt, in die raue Welt der Wirklichkeit, der Wirtschaft. Wenn er diese unbeschadet grün umkrempelt, wird er wahrlich unsterblich…

Stahl statt Rotwein

Kann sich noch jemand an die „Toskana-Fraktion“ erinnern? Nein, es geht nicht um die Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel und ihre Reise nach Florenz. Sie hat sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag (also die Toskana-Fraktion, nicht die Reise der Ex-Kanzlerin) und die „Mitglieder“ reichen von Otto Schily über Gerhard Schröder bis zu Joschka Fischer, Claudia Roth und Jürgen Trittin. Ihre Gemeinsamkeit: Das Urlauben in der schönen Toskana samt der dort kredenzten Köstlichkeiten. Nur am Rande erwähnt wurde in dieser hedonistisch geprägten überparteilichen Fraktion Sigmar Gabriel. Da passt es, dass er nun einen neuen Posten innehat, der ins Herz der deutschen Industrie und auf Malochen statt Genießen weist: Er übernimmt den Aufsichtsratsvorsitz bei der Stahlsparte von Thyssen-Krupp, wie das Handelsblatt berichtete. Nun, das Auf- und Ab der Aufzugsparte des Konzerns wäre ihm als langgedientem Politiker mit Höhen und Tiefen vielleicht näher gelegen – aber die hat der Konzern bereits 2020 verkauft.

Autor der Presseschau: Ulrich Kirstein, Bayerische Börse AG

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