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Rekorddividenden statt naive Erwartungen - Börse München

02.04.2022 07:44 Uhr - Autor: Ulrich Kirstein  auf twitter

Ulrich Kirstein mit der Presseschau der Woche. Bild und Copyright: Bayerische Börse AG.

Die Hoffnung auf Frieden hat diese Woche die Kurse zumindest kurzfristig angetrieben, insgesamt verharren sie jedoch in einer Seitwärtsbewegung – oder Pattsituation, wie der Krieg in der Ukraine. „Hoffnungen auf Frieden beflügeln Dax“ (Börsen-Zeitung) und „Ukraine-Hoffnung schwindet wieder“ (auch die Börsen-Zeitung). Dafür haben Krieg, Pandemie und Sanktionen die Inflation in ungeahnte Höhen getrieben. „Zweistellige Inflationsraten kann man nicht ausschließen“, warnt die Frankfurter Allgemeine Zeitung, während es in der Süddeutschen Zeitung schlicht heißt „Die Sieben ist da“! Und die Wirtschaftsweisen – die in Folge der harschen Kritik des Kanzlers an Volkswirten vielleicht eher Wirtschaftswaisen heißen müssten – sehen Schwarz für die Konjunktur: „Substanzielles Rezessionsrisiko“ überschreibt es die Börsen-Zeitung. Auf interessante Börsengänge warten die Investoren derzeit vergebens, „Ukraine-Krieg würgt globalen IPO-Markt ab“ meldet die Börsen-Zeitung und konkret auf das deutsche Vorzeigeunternehmen Porsche gemünzt einen Tag später: „Krieg birgt Risiko für Porsche-Börsengang“. Gefragt sind derzeit eher Panzer als Sportwagen!

Mitverdiener

Eine weitere Woche scheinen die Finanzmagazine den Krieg verdrängen zu wollen: BörseOnline macht mit „Rekorddividenden auf“ und der Unterzeile „So verdienen Sie mit!“. FocusMoney hat tief in unsere Krämerseelen geschaut und berichtet „Exklusiv: Alles über Ihre Lieblingsaktien“. „Der große Check“ nennt das Heft diesen Einblick und führt 24 Titel auf. Ob unsere Lieblingsaktien dabei waren, verraten wir besser nicht. Ein wenig verloren kamen wir uns bei der Headline von Institutional Money. Das Fachmagazin für institutionelle Investoren vor, wobei Headline angesichts der Tatsache, dass sie ganz unten auf dem Cover angebracht ist, vielleicht nicht ganz treffend erscheint: „Schockierend naive Erwartungen“ steht da geschrieben, ein Zitat von Robert Arnott. Dabei haben wir doch gar nichts erwartet. Wenn wir schon dabei sind, blicken wir noch in TIAM. Trends in Asset Management, dieses Mal ein Magazin für professionelle Portfoliomanager. Das ermahnt uns: „Höchste Zeit für neue Energie“. Was wir kurz auf unsere pünktlich eingesetzte Frühjahrsmüdigkeit münzten, entpuppt sich jedoch als Anlagetrend: „Der Abschied von russischem Öl und Gas ist auch eine Chance für Investoren“.

Alarm

Was im Ersten Weltkrieg für Panik an der Front sorgte und bei allen, die jemals Wehrdienst geleistet haben, in unangenehmer Erinnerung sein dürfte, ist das Wort Gas-Alarm. Heute bedeutet dies aber nicht, zu viel (und giftiges) Gas, sondern zu wenig Gas zum Heizen und für die Produktion. „Gasversorgung: Das sind die drei Alarmstufen im ‚Notfallplan Gas‘“ belehrt uns die Süddeutsche Zeitung. Und was passiert? Nun, bei der Frühwarnstufe tritt ein Krisenstab zusammen, aber der Markt soll die Probleme lösen, die Politik schaut zu. Beziehungsweise: „Habeck fordert zum Energiesparen auf“, wie es ebenfalls in der Süddeutschen Zeitung heißt. Reicht dies nicht, wird die Alarmstufe ausgerufen. Der Krisenstab tagt, die Politik schaut zu. Wir müssen wahrscheinlich noch mehr sparen. Nur in der Notfallstufe greift der Staat ein, die Bundesnetzagentur regelt als – hübsches Wort – „Bundeslastverteiler“ die Verteilung von Gas. Also: Sirenen heulen nicht, aber wir erinnern uns ja, dass sie in Deutschland eh nicht heulen können.

Arm und allein

Ehrlicherweise hält sich unser Mitleid trotz der dramatischen Headline im Handelsblatt in Grenzen: „Wir wissen nicht, wie wir überleben sollen“. Der Satz stammt nämlich nicht von einer Familie im Keller von Mariupol, sondern von einem russischen Oligarchen in der Londoner Supervilla. Die Milliarden nutzen ihm nichts mehr. Er könne sich nicht einmal mehr eine Putzkraft oder einen Fahrer leisten, so ließ sich ein anderer vernehmen. Wer fährt jetzt aber die teuren Hypersportwagen und schicken Limousinen? Und wer zahlt das teure Benzin? Ein weiterer Oligarch kann nur noch zu Hause essen, seine Kreditkarten funktionieren auswärts nicht mehr. Das tut uns leid, denn in Gesellschaft schmeckt es bekanntlich besser. Hübsch beschrieben hat die werten Milliardäre das Handelsblatt so: „Während die meisten Russinnen und Russen [nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion] in Armut fielen, bildeten eine Handvoll Mafia-Paten, windige Geschäftemacher und clevere Funktionäre aus der Kommunistischen Partei eine neue Kaste“. Die ist jetzt aber abgestürzt zum Paria.

Klein oder privat

Wir als Börse vermeiden das Wort „Kleinanleger“ gerne und sprechen bevorzugt von Privatanlegern. Größe ist schließlich relativ. Diese Anleger zeichnen sich in Deutschland schon immer durch ein seltsam zwiespältiges Verhalten aus: hohes Sicherheitsbedürfnis auf der einen Seite – am besten Geld aufs Sparbuch legen und eher nicht in Aktien investieren – und einem hohen Risikopotenzial auf der anderen Seite – hochriskante Anlageformen im Grauen Markt. Die Münchner Abendzeitung titelte nun auf der ersten Seite: „Bitcoin & Co. – auch was für Kleinanleger?“ Nun, zumindest kann man sie längst auch über ETPs über die Börse handeln – als Privatanleger wie institutioneller Investor. Und bei einigen sind aus kleinen Beträgen durchaus große geworden, heißt es.

Samstags zur Bank

Gefühlt haben Banken ja immer dann geschlossen, wenn man Zeit hätte, sich beraten zu lassen, und dann offen, wenn man selbst seiner beruflichen Tätigkeit, ob im Büro oder im Homeoffice, nachgeht. Während der Handel längst bis 20:00 Uhr geöffnet hat – der Börsenhandel übrigens bis 22:00 Uhr – und selbst auf dem Land mittags die Türen überwiegend offen bleiben, steht man als Bankkunde gerne vor geschlossenen Türen und kann sich nur am Terminal austoben. Dass immer weniger Bürger Bankfilialen aufsuchen, mag auch daran liegen, dass es gar nicht so einfach ist, hineinzukommen. Das will zumindest die Commerzbank nun ändern: „Commerzbank öffnet am Samstag“ informiert die Börsen-Zeitung. Kleiner Pferdefuß: Die Öffnung bezieht sich auf die neu geschaffenen „Digital-Zentren“ (zwölf an der Zahl), stattdessen sollen rund 500 der bisher 1.000 Filialen vor Ort ihre Türen für immer schließen.

Autor der Presseschau: Ulrich Kirstein, Bayerische Börse AG

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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