Evotec Aktie nach dem Bayer-Schock: Wie geht es nun weiter?

Wer in Biotech-Titel investiert, muss hohe Kursschwankungen aushalten. Am Freitag erwischte es die Evotec Aktie, die auf Schlusskursbasis im XETRA-Handel mehr als 16 Prozent auf 30,47 Euro stürzte. Im Tagesverlauf wurden sogar 29,40 Euro als Tief notiert. Auslöser des Kurseinbruchs war eine Meldung, dass Bayer ein Medikamenten-Projekt „Eliapixant“ mit Evotec einstellt.

Am Markt war der Medikamentenkandidat, ein P2X3-Rezeptor-Antagonist der 2025 an den Markt hätte kommen können, als ein möglicher Prüfstein für Evotecs Geschäftsmodell angesehen worden. Das dürfte bei Weitem übertrieben gewesen sein. Zumindest war das Projekt aber eines der Flaggschiffe der Norddeutschen. Und dessen vorläufiges Aus kam völlig überraschend, nachdem im August des vergangenen Jahres noch gute klinische Daten zu Eliapixant gemeldet wurden. Trotz dieser Daten aus der klinischen Phase 2 mit einem erreichten primären Endpunkt hat Bayer das Projekt vor der entscheidenden zulassungsrelevanten Studie der Phase 3 nun gekippt. Die Rechte an allen P2X3-Rezeptor-Assets wandern zurück an Evotec, wo man prüfen will, wie man mit dem Projekt weiter verfährt.

Eine schlechte Nachricht also, keine Frage, die zudem noch auf ein hoch nervöses Umfeld an der Börse traf - auch das war ein starker Faktor, warum Evotecs Aktienkurs so stark an Boden verlor. Doch solche Rückschläge sind Alltag im Bereich der medizinischen Forschung. Ein Großteil der Projekte, auch aussichtsreiche, schafft es nicht durch die klinische Testphase. Das wird auch Evotec immer wieder einmal treffen. In der sehr breiten Forschungs-Pipeline der Hamburger, die zudem reihenweise neue Partnerschaften schließen, steckt trotz des Aus für Eliapixant aber weiter viel Potenzial.

Langfristig will Evotec vor allem einen hoch profitablen Royalty-Stream aus der Vielzahl an Partnerschaften und „co-owned“ Medikamentenprojekten aufbauen. Auf die strategischen Ziele für das Jahr 2025 habe Bayers Entscheidung keinen Einfluss, wie Evotec schnell betonte. Interessant: Noch Anfang 2022 hatte übrigens Evotec-CEO Werner Lanthaler im XETRA-Handel Evotec-Aktien im Gesamtwert von fast 0,4 Millionen Euro erworben.

Hat die Börse am Freitag bei der Evotec Aktie nach unten übertrieben?

Und so war die Meldung vom Freitag zu dem Eliapixant-Projekt mit Bayer zwar ein Rückschlag. Doch Analysten bezweifeln derzeit, dass die Nachricht einen derart großen Kursabschlag rechtfertigt. Das Minus ist weitaus größer als der rechnerische Wert je Evotec Aktie, der dem Eliapixant-Projekt zugerechnet wurde - Schätzungen lagen bei rund 2,00 Euro bis 3,00 Euro.

RBC bestätigte im Anschluss an die Meldung das Kursziel von 50 Euro und das „Outperform“ für Evotecs Aktien. Auch für die Analysten von Jefferies ist der Kursabsturz übertrieben hoch ausgefallen. Man bestätigt die Kaufempfehlung für die Aktien von Evotec. Das Kursziel sehen die Experten weiter bei 55,00 Euro. Die Bayer-Meldung wird jedoch zugleich als Rückschlag bewertet. Abzuwarten bleibt natürlich, ob hier in den kommenden Tagen weitere Analystenstimmen publiziert werden und wie diese ausfallen - Evotecs Aktien werden noch von einer ganzen Reihe weiterer Analysten beobachtet.

Für die kurzfristige charttechnische Lage der Evotec Aktie war der Kursverlauf am Freitag natürlich ein Desaster. Die Erholungsbewegung der Tage zuvor wurde mehr als zunichte gemacht, womit auch ein Trendwendeszenario ad acta gelegt wurde - Auslöser wäre ein Kursanstieg über die wichtige charttechnische Hürde bei 37,30/37,54 Euro, das am Mittwoch und Donnerstag noch ins Visier genommen wurde.

Die Zone ist nun weit entfernt. Aktuell liegen charttechnische Unterstützungen um 29,08/29,58 Euro im Fokus. Im Breakfall könnte es in Richtung 27,80/28,39 Euro nach unten gehen. Ein Kursanstieg über 32,37/32,44 Euro könnte der Evotec Aktie aber neue Impulse geben.

Wichtige charttechnische Daten zur Evotec Aktie

Letzter Aktienkurs: 30,47 Euro (Börse: XETRA)
Bollinger-Bands 20 (unten / oben): 32,52 Euro / 39,07 Euro
EMA 20: 35,80 Euro
EMA 50: 38,08 Euro
EMA 200: 37,93 Euro