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US-Währung: Euro-Schwäche, Dollar-Stärke - oder beides? - Nord LB

17.11.2021 11:49 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: autsawin uttisin / shutterstock.com.

Nach einer zwischenzeitlichen Schwächephase im Sommer konnte der US-Dollar in den vergangenen Monaten fast schon kontinuierlich gegenüber dem Euro aufwerten. Inzwischen kämpft der Wechselkurs zwischen den beiden Währungen mit der psychologisch wichtigen Marke von 1,13 USD pro EUR. Diese ist heute im frühen Handel sogar zwischenzeitlich unterboten worden. Der Grund für die ab Juni klar zu beobachtende Trendwende bei dieser zentralen Finanzmarktzeitreihe liegt auf der Hand – der zentrale Einflussfaktor dürfte sicherlich die Ausrichtung der Geldpolitik in Washington und Frankfurt sein. Der Devisenmarkt rechnet seit Sommer 2021 zunehmend mit einer doch recht nachhaltigen Neuausrichtung der Strategie der US-Notenbank und sieht weiterhin eine eher zögerliche EZB. Folglich ergibt sich aufgrund des Zinsumfeldes Druck auf den Euro. Aus einer etwas anderen Perspektive betrachtet präsentiert sich die Währung der Vereinigten Staaten attraktiver für die Anleger. So notiert die Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von 2 Jahren momentan wieder im Bereich von 0,50%. Aktuell trifft somit eine Euro-Schwäche auf eine Dollar-Stärke, was die momentan beobachtbare ausgeprägte Dynamik des Wechselkurses zwischen den beiden Währungen erklären dürfte.

Die jüngst gemeldeten US-Wirtschaftsdaten haben diese Tendenzen ohne jeden Zweifel regelrecht befeuert. So sind die Einzelhandelsumsätze im Oktober klar angezogen. Zwar blähen die steigenden Verkaufspreise der Güter die Absatzzahlen des US-Einzelhandels regelrecht auf, immerhin scheinen höhere Löhne aber die Nachfrage der Haushalte trotz der Inflationsprobleme zu stabilisieren. Beide Faktoren sprechen für eine weniger expansive Ausrichtung der Fed-Geldpolitik. Zudem sind die Importpreise im Oktober um 10,7% Y/Y angezogen und die Industrieproduktion lege in diesem Monat um 1,6% M/M zu. Weiterhin stieg das NAHB-Bauklima im November auf sehr starke 83 Punkte. Empirische Untersuchungen zeigen recht klar, dass dieser Stimmungsindikator gut zur Prognose der US-Immobilienpreise genutzt werden kann. Insofern ist auch diese Nachricht von hoher Bedeutung für die US-Notenbank. Dabei ist zu bedenken, dass höhere Immobilienpreise in den Vereinigten Staaten zeitverzögert für steigende Mieten sorgen, was dann wieder Implikationen für die Konsumentenpreise hat. Die Befragung des NAHB signalisierte zudem steigende Kosten bei den Befragungsteilnehmern. Zudem gab es klare Hinweise auf einen ausgeprägten Personalmangel in der US-Bauwirtschaft.

Dennoch glauben wir auch weiterhin, dass der Devisenmarkt inzwischen zunehmend in die Gefahr kommt, die Bereitschaft des FOMC zu Leitzinsanhebungen zu überschätzen! Beim aktuellen Tempo des Zurückfahrens der Wertpapierkäufe der Fed sind Leitzinsanhebungen faktisch erst ab Sommer 2022 überhaupt möglich. Genau dann dürfte der Preisauftrieb aber abebben. Zudem sollten sich der Personalmangel in der US-Wirtschaft spätestens ab dem Frühjahr 2022 deutlich weniger ausgeprägt präsentieren. Dieses Phänomen dürfte dann nur bei noch Fachkräften in einzelnen Branchen beobachtbar sein. Eine entsprechende Entwicklung hätte natürlich Implikationen für das Lohnwachstum. Daher ist eher nicht mit zwei Zinsschritten im Laufe des Jahres 2022 zu rechnen. Daher sehen wir in 12 Monaten einen weniger starken Dollar im Bereich von 1,17 USD pro EUR.

Fazit: Das Inflationsumfeld übt momentan sicherlich einen spürbaren Handlungsdruck auf das FOMC aus. Zudem scheint sich die Beschäftigungssituation im Land der eigentlich unbegrenzten Möglichkeiten deutlich verbessert zu haben. Es gibt inzwischen sogar klare Hinweise auf einen generellen Personalmangel. Der Devisenmarkt befindet sich mittlerweile allerdings in der Gefahr, das Ausmaß der zukünftigen Aktivitäten der Fed zu überschätzen. Jerome Powell ist bei der Neuausrichtung der US-Geldpolitik kein Überzeugungstäter.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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