Jackson Hole: Es hätte schon etwas mehr sein dürfen! - Nord LB

Der vielbeachtete Auftritt von US-Zentralbankchef Jerome Powell auf der Notenbankkonferenz von Jackson Hole in Wyoming hat eigentlich keine größeren Neuigkeiten für die Märkte gebracht. Der wichtigste Mann der Fed betonte in seinen Anmerkungen, dass das FOMC noch im Laufe des Jahres 2021 beginnen könnte, die Wertpapierkäufe der Fed zurückzufahren. Hinweise in diese Richtung hatten zuletzt bereits einige hochrangige Offizielle der US-Notenbank bei verschiedenen Anlässen in ihren Reden geliefert. Auch das kürzlich veröffentlichte Protokoll zur jüngsten Notenbanksitzung hatte entsprechende Signale enthalten. Die Diskussion um eine vorsichtige Neuausrichtung der Geldpolitik in den Vereinigten Staaten ist damit entbrannt. Vorsicht ist in diesem Kontext aber offenkundig der zentrale Begriff.

Auch Jerome Powell blieb bei seinen Anmerkungen sehr vage. Er verwies auf die verbesserte Lage am US-Arbeitsmarkt. Aufgrund der Ziele der Fed – und der „Neuinterpretation“ dieser Ziele nach der jüngsten Überprüfung der Strategie der Notenbank in Washington – hat die Beschäftigungssituation nämlich eine ganz besondere Bedeutung für die Geldpolitik in den USA. Gleichzeitig betonte Powell aber auch, dass die Delta-Variante des Coronavirus zu neuen ökonomischen Risiken geführt habe. Ganz Offenkundig ist der Notenbankchef bemüht gewesen, sich durch seine aktuellen Anmerkungen nicht zu viel an möglichem Bewegungsspielraum bei der zukünftigen Ausrichtung der US-Geldpolitik zu nehmen. Diese Vorgehensweise ist sicherlich nachvollziehbar – zumal wir immer betont hatten, man solle sich keine zu klaren Hinweise von Jerome Powells Auftritt anlässlich der Konferenz in Jackson Hole erhoffen. In der Tat war wohl keinesfalls schon mit einem konkreten Zeitplan für den Ausstieg aus den Wertpapierkäufen der Fed zu rechnen gewesen. Es hätte aber doch schon etwas mehr an Informationen geben dürfen. Schon weitere kleine Hinweise wären hilfreich für die Marktteilnehmer gewesen. In der Summe hat Jerome Powell also eine Möglichkeit nicht genutzt, die globalen Finanzmärkte besser auf die bevorstehende Neuausrichtung der US-Geldpolitik vorzubereiten.

An den Aktienmärkten ist diese Tatsache gut angekommen. Die Börsen in den verschiedenen Finanzzentren der Welt hoffen weiterhin auf eine sehr üppige Liquiditätsversorgung durch die Fed. Die asiatischen Aktienmärkte starteten daher freundlich in die neue Handelswoche. Beim Nikkei ist im Rahmen dieser Bewegung die Marke von 28.000 Punkten in den Fokus gerückt. Auch der DAX startete heute mit leichten Gewinnen und pendelt aktuell in einer Range von 15.850 und 15.890 Punkten. Der Euro profitierte ebenfalls von Jerome Powells großer Vorsicht und bewegt sich momentan im Bereich von 1,18 USD pro EUR. Die Rendite von 10J US-Staatsanleihen ist nach den Worten Powells zudem leicht gefallen, was natürlich ein Grund für den wieder etwas schwächeren Dollar ist.

Fazit: Jerome Powell hat anlässlich seines Auftritts in Jackson Hole keine ganz klaren Signale bezüglich einer Neuausrichtung der US-Geldpolitik liefern wollen. Offensichtlich sieht der Notenbankchef den Bedarf, sich in der näheren Zukunft eine möglichst große Flexibilität zu bewahren. Unserer Auffassung nach hätte es aber doch etwas mehr an Signalen geben dürfen. In der Tat hat Powell eine gute Möglichkeit zur Schaffung von mehr Transparenz bezüglich der weiteren Pläne des FOMCs ungenutzt verstreichen lassen. Das ist aus einer bestimmten Perspektive heraus betrachtet bedauerlich – zumal die Reduktion der Fed-Wertpapierkäufe sehr wahrscheinlich noch im Jahr 2021 starten wird. Die internationalen Aktienmärkte feiern nun zwar regelrecht das Ausbleiben eines konkreten Zeitplans, ob dies jedoch wirklich eine gute Nachricht ist, kann durchaus auch hinterfragt werden. Auch die Lemminge interessieren sich zunächst nicht dafür, was direkt hinter der nächsten Klippe liegt! In jedem Fall haben die in der näheren Zukunft zur Veröffentlichung anstehenden US-Arbeitsmarktdaten nach den Worten von Jerome Powell nun wohl noch eine größere Bedeutung für die Märkte.

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