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Das Bio-Tech-Wunder von Litauen

14.06.2021 14:40 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Šarūnė Šablevičienė, Wirtschaftsattachée der Republik Litauen in der Bundesrepublik Deutschland, schreibt über den Biotech-Standort Litauen. Bild und Copyright: Invest Lithuania.

Die Baltenrepublik will bis 2030 mit einer ambitionierten Investmentpolitik zu Europas Zentrum für Biotechnologie werden – inklusive Pioniergeist und Startup-Mentalität im „Sunrise Valley“ von Vilnius.

Litauen hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, seine Life-Science-Industrie bis 2030 mehr als zu verdoppeln. Die seit Dezember 2020 amtierende, weiblich geführte Regierung spricht bereits von der litauischen Pionierrolle in Europa. Das neue Investitionsgesetz namens „Grüner Korridor“ bietet dabei gezielte Anreize für Investoren. Für Unternehmen, die zum Beispiel mehr als 20 Mio. EUR im Land investieren und mehr als 150 Vollzeitstellen schaffen, fällt 20 Jahre lang keine Körperschaftsteuer an. Auch für Forschungs- und Entwicklungsausgaben werden steuerliche Abzüge geboten. Der Partner der international renommierten Unternehmensberatung Ernst & Young Alexander Nuyken gibt sich nach einem Besuch überzeugt. „Das Land hat beeindruckende Referenzen in Forschung und Entwicklung. Wir sind der Universität Vilnius und der Litauischen Universität für Gesundheitswissenschaften dankbar für ihre erstklassigen Spezialisten.“

Das Ziel für Litauen ist klar: Nachhaltigkeit durch Innovation und Technologie, und die Biotechnologie ist ein Teil dessen. Auch die 32-jährige Wirtschaftsministerin Aušrinė Armonaitė meint: „Life-Sciences retten Leben und schützen mithilfe von Gen- und Zelltherapie präventiv vor ernsten Krankheiten. Wir möchten diese Zukunftsindustrie fördern und zu Europas Zentrum der Biotechnologie werden.“

Tradition mit Pioniergeist

Der Wirtschafts- und Forschungszweig der Biotechnologie hat im größten der drei baltischen Länder seit den 1980er Jahren Tradition. Schon zu Sowjetzeiten unternahm man erste Schritte diesen Bereich mit Blick auf die post-Wendezeit im Land zu etablieren und diese Entwicklung beschleunigt sich immer mehr. „In den letzten zehn Jahren hat Litauen den Boden für zukunftsorientierte Life-Sciences-Unternehmen bereitet. Nie gab es einen besseren Zeitpunkt, um in die litauische Forschung und Entwicklung zu investieren.“, so der General Manager der litauischen Investitionsagentur „Invest Lithuania“ Mantas Katinas.

Ein weltweit beachteter Durchbruch gelang 2007 dem litauischen Professor Virginijus Šikšnys von der Universität Vilnius. Er entdeckte die „CRISPR-Cas-Methode“, besser bekannt als Genschere. Damit lässt sich DNA gezielt schneiden und verändern, erblich bedingten Krankheiten so vorbeugen. Mit seinem 2017 gegründeten Startup CasZyme baut Šikšnys jetzt auf dieser Forschung auf und entwickelt CRISPR-basierte Molekularwerkzeuge für die Medizin, die Biotech-Industrie und die Landwirtschaft. 2018 erhielt er für seine Forschung den renommierten Kavli-Preis. Das Startup ist Teil einer wachsenden und dynamischen Gemeinschaft litauischer Unternehmen, die in den letzten Jahren im Life-Sciences-Center der Universität Vilnius entstanden ist. Auch „Froceth“ gehört dazu – ein Unternehmen, das mithilfe gefrorener Zellen Lösungen für die Krebsimmuntherapie, die Geweberegeneration und die Behandlung von Multipler Sklerose entwickelt.

Ein eigener Stadtteil namens „Sunrise Valley“

Fast alle diese Entwicklungen spielen sich im 2003 geschaffenen, einzigartigen Business-Stadtteil „Saulėtekio slėnis“ („Sunrise Valley“) von Vilnius ab. Dort finden sich 80 Prozent des litauischen Wissenschaftspotenzials für mehr Effizienz und Effektivität auf kleinster Fläche konzentriert. Ein Cluster aus Universitäten und Forschungseinrichtungen mit mehr als 100 Startups ist dort entstanden. Unter ihnen ist auch „Droplet Genomics“ ‒ ein Unternehmen, das die Fähigkeiten von Molekularbiologen, Chemikern, Physikern, Ingenieuren und Softwareentwicklern kombiniert, um die Leistungsfähigkeit von Mikrofluiden und Einzelzellanalysen zu nutzen.

„Durchbrüche in der Wissenschaft finden dort statt, wo talentierte Forscher aus verschiedenen Bereichen ihr Wissen teilen und einbringen können“, meint Professor Šikšnys. „Das VU Life-Sciences-Center und das ‚Sunrise Valley‘ bieten dafür mit einer Mischung aus dynamisch-wissenschaftlicher Gemeinschaft und vibrierender Businessmentalität die perfekte Umgebung.“

Die Big Player kommen, auch aus Deutschland

Die Attraktivität des Life-Sciences-Center der Universität Vilnius für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten nahm letztes Jahr erheblich zu. So sollen bald sechs internationale Forschungsgruppen im Zentrum an neuen Gentherapie-Technologien arbeiten. Besonderes Augenmerk wird dabei auf genbasierte onkologische Behandlungen und Bioinformatiklösungen für die Proteindatenanalyse gelegt. Eine deutsch-litauische Kooperationsvereinbarung zwischen dem Heidelberger Europäischen Labor für Molekularbiologie und der Universität Vilnius besteht bereits.

Auch große globale Akteure der Biowissenschaften erkennen diese vielversprechende Entwicklung in Litauen. Das US-Unternehmen Thermo Fisher Scientific zum Beispiel profitiert vom dortigen geschäfts- und innovationsfreundlichen Umfeld und beschäftigt über 1200 Spezialisten in dem Land. Sein Kompetenzzentrum in Vilnius bietet erstklassige Fähigkeiten bei der Herstellung von Produkten für den Life-Sciences-Markt und ein herausragendes Forschungs- und Entwicklungshub, das sich auf neue Produkte in der Molekular-, Protein- und Zellbiologie konzentriert. Diese Produkte werden weltweit in großem Umfang eingesetzt, um die Struktur und Vielfalt von Genen zu untersuchen und neue Diagnosemethoden für angeborene, erbliche und infektiöse Krankheiten zu entwickeln.

Ein großes Lob bekam Litauen jüngst vom Thermo Fisher Geschäftsführer im Baltikum Algimantas Markauskas: „Unser Erfolg ist ein direktes Ergebnis der gut ausgebildeten Talente des Landes.“

Autorin: Šarūnė Šablevičienė, Wirtschaftsattachée der Republik Litauen in der Bundesrepublik Deutschland

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Invest Lithuania. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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