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US-Arbeitsmarkt: Enttäuschender Stellenzuwachs vs. AL-Quote bei 6,3%! - Nord LB

05.02.2021 16:14 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Es bleibt bei einem Wettlauf gegen Corona: Schon im Sommer könnte der Großteil der Bevölkerung geimpft sein, was für die schwächelnde Konjunktur absehbar sicherlich ein echter „Game Changer“ wäre. Bild und Copyright: Bart Sadowski / shutterstock.com.

Vor wenigen Minuten wurden neue Daten zum amerikanischen Arbeitsmarkt gemeldet. Im Berichtsmonat Januar sind laut dem Bureau of Labor Statistics knapp 50.000 neue Jobs geschaffen worden. Zusammen mit den Revisionen der beiden Vormonate um knapp 160.000 nach unten muss von enttäuschenden Zahlen gesprochen werden. Der Beschäftigungsmotor stockt!

In den letzten beiden Monaten hat sich also die Dynamik beim Beschäftigungsaufbau deutlich abgeschwächt. Ein Blick auf die Details lässt erkennen, dass viele Sektoren von Stellenstreichungen betroffen waren. Überraschend ist, dass selbst in den bisher recht resistenten Bereichen – wie Produktion und Bau – viele Jobs gestrichen wurden. Von Bereichen wie Einzelhandel, Gastronomie, Freizeit und Unterhaltung hatte man dies ohnehin erwartet. Deutlichere Beschäftigungszuwächse verzeichneten fast nur Unternehmensdienstleistungen sowie der Staatssektor. Eine zuletzt viel diskutierte sogenannte „K-Erholung“ (gespreizte Erholung) in den verschiedenen Wirtschaftssektoren und damit auf den jeweiligen Arbeitsmärkten weicht nun einem Szenario einer auf gesamtwirtschaftlicher Ebene nur noch recht gedrosselten Erholung. Von den im Frühjahr 2020 verloren gegangenen 20 Mio. Jobs sind bisher erst knapp die Hälfte zurück erkämpft worden.

Viel positiver ist der deutliche Rückgang der Arbeitslosenquote zu bewerten, die auf 6,3% fiel. Im April letzten Jahres sprang sie noch auf 14,7% hoch! In dieser Haushaltsbefragung wurde zudem ein recht deutlicher Beschäftigungsanstieg von über 200.000 ermittelt. Als Haar in der Suppe muss aber angemerkt werden, dass der Rückgang der Arbeitslosenquote (auch) durch einen unschönen Rückgang der Labor Force zustande kam – was auf Disillusion oder Ängste hindeuten könnte.

Implikationen dürften die heutigen Beschäftigungsdaten auch für die laufenden Verhandlungen im US-Kongress über ein neues Fiskalprogramm haben: Im Vorfeld wurde spekuliert, dass die Republikaner bei starken Zahlen eher einen fiskalpolitischen Rückzieher machen könnten und bei schwachen Zahlen zu höheren Ausgaben im Sinne der Demokraten neigen dürften. Aktuell deutet einiges aber darauf hin, dass sich die Demokraten alleine durchzusetzen versuchen – was ein von ihnen vorgeschlagenes höheres Ausgabenpaket (von bis zu USD 1,9 Bio.) bedeuten könnte.

Letztlich steht ein Wettlauf gegen die Zeit bevor: Wie lange werden hohe Infektionszahlen und Restriktionen die Wirtschaft bremsen und ab wann können (nachhaltige) Erfolge bei Impfungen sukzessive Lockerungen der Lockdowns erlauben? In den USA dürfte bereits im Sommer ein Großteil der Bevölkerung geimpft sein. Die nächsten Monate werden hart – aber Licht am Ende des Tunnels in Form der Impfungen ist ja erkennbar. Diese implizieren einen echten „Game Changer“.

Fazit: Die US-Arbeitsmarktdaten fielen im Januar gemischt aus: Während der Stellenaufbau mit 50.000 (und Revisionen der Vormonate um 160.000 nach unten) enttäuschte, kann die auf 6,3% gefallene Arbeitslosenquote als erfreulich bezeichnet werden (obwohl diese auch durch einen Rückgang der Labor Force zustande kam). Die Beschäftigungsdynamik ist zuletzt ins Stocken geraten. Unerfreulich ist zudem, dass nicht nur die vom Lockdown betroffenen Sektoren wie Gastronomie, Einzelhandel und Freizeit Stellenkürzungen beklagten, sondern auch die bisher robusten wie Produktion und Bau. Implikationen können die Daten für die Verhandlungen im US-Kongress über ein neues Fiskalprogramm haben: Vermutlich versuchen sich jetzt die Demokraten allein mit einem höheren Ausgabenpaket durchzusetzen. Es bleibt bei einem Wettlauf gegen Corona: Schon im Sommer könnte der Großteil der Bevölkerung geimpft sein, was für die schwächelnde Konjunktur absehbar sicherlich ein echter „Game Changer“ wäre. Auf dieses Szenario – Fiskalpaket UND Covid-Ende – scheinen die unbeeindruckten Finanzmärkte zu setzen. Das schreit ja fast nach Bubbles!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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