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Der „Hexensabbat“ kommt, der Brexit auch - Börse München Kolumne

14.12.2020 09:23 Uhr - Autor: Robert Ertl  auf twitter

Robert Ertl, Chef der Börse München, zum Thema Brexit: „Sollte es hier allerdings doch noch zu einer Einigung zwischen den beiden Seiten kommen, könnte das den Aktienmärkten einen erheblichen Schwung verleihen.” Bild und Copyright: Bayerische Börse AG.

Mehrere Belastungsfaktoren: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche überwiegend nachgegeben. Zeitweilig sorgten zwar Corona-Impfstoff-Hoffnungen für Auftrieb, letztlich überwogen allerdings die Bedenken der Anleger. Hauptgrund für diese waren die weiter steigenden Corona-Infektionszahlen in vielen westlichen Industrienationen und die damit einhergehende Befürchtung weiterer Einschränkungen. Daneben drückten die zunehmenden Bedenken, dass Großbritannien die EU Ende des Jahres ohne Handelsabkommen verlassen könnte, auf die Stimmung an den Märkten. Und auch der gegenüber dem Dollar starke Eurokurs belastete die Börsen. Von der Europäischen Zentralbank (EZB) kam in dieser Hinsicht keine Unterstützung, diese blieb mit den Ergebnissen ihrer Ratssitzung und den zugehörigen Kommentaren exakt im Rahmen der Erwartungen, wie Analysten meinten. Der Umstand, dass das Warten auf ein weiteres Corona-Konjunkturpaket in den USA anhielt, trug auch nicht zu einer Hebung der Anlegerlaune bei.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor im Wochenvergleich 1,4 Prozent auf 13.114,30 Punkte. Besser präsentierte sich wie schon in der Vorwoche der MDax, der in der Wochenmitte neue Rekordstände verzeichnete und letztlich trotz Rücksetzer um 0,3 Prozent auf 29.608,50 Zähler stieg. Größte Wochengewinner in beiden Indizes waren einmal mehr die Corona-Krisenprofiteure Delivery Hero beziehungsweise HelloFresh. Der TecDax gab im Wochenvergleich 0,5 Prozent auf 3.101,63 Punkte ab. Der m:access All-Share reduzierte sich um 0,6 Prozent auf 2.775,56 Zähler.

Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche spürbar zugelegt. Die Entwicklungen in der Corona-Pandemie und die steigende Wahrscheinlichkeit eines Brexits ohne Handelsabkommen verunsicherten viele Anleger und ließen sie zu den Bundespapieren greifen. Eine Einigung im EU-Haushaltsstreit beeinflusste die Notierungen der Bundestitel nur kurzzeitig. Im Wochenvergleich fiel die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe von -0,55 auf -0,64 Prozent. Die Umlaufrendite ging von -0,56 auf -0,63 Prozent zurück.

Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche Verluste verzeichnet. Druck kam dabei vor allem von den steigenden Corona-Infektionszahlen und dem Ausbleiben eines weiteren Konjunkturpakets. Der Dow-Jones-Index sank im Wochenvergleich um 0,6 Prozent auf 30.046,37 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500-Index ging um 1,0 Prozent zurück auf 3.663,46 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 gab um 1,2 Prozent nach auf 12.375,41 Punkte.

Ausblick

Auch wenn es Richtung Weihnachten geht und der neuerliche Lockdown in den Innenstädten zwangsweise für eine „staade Zeit“ sorgen dürfte, die deutschen Aktienbörsen dürften in der aktuellen, letzten vollständigen Handelswoche des Jahres von Ruhe und Besinnlichkeit weit entfernt sein. Die Corona-Pandemie und die Gegenmaßnahmen dürften weiter auf die Stimmung drücken, auch wenn aus den Spekulationen über weitere Verschärfungen die Gewissheit eines neuen weitgehenden Teil-Stillstands geworden ist. Ebenfalls virulent bleibt das Thema Brexit, zumal es wahrscheinlicher wird, dass es bis zum Jahresende kein Handelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU geben wird. Sollte es hier allerdings doch noch zu einer Einigung zwischen den beiden Seiten kommen, könnte das den Aktienmärkten einen erheblichen Schwung verleihen. Ein weiteres belastendes Thema der vergangenen Woche, der starke Eurokurs, bleibt den Märkten ebenfalls erhalten.

Unterstützung erhoffen sich einige Marktteilnehmer dagegen von einem seit Langem erwarteten weiteren Corona-Konjunkturpaket in den USA, wofür dieses aber erst beschlossen werden müsste. Zudem könnte auch die Ratssitzung der US-Notenbank Fed für Aufwärtsimpulse sorgen. Allerdings gehen hier die Meinungen der Beobachter auseinander. Während die einen auf zusätzliche geldpolitische Maßnahmen setzen – mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Börsen –, glauben andere, dass die Fed die Finanzpolitik als zuständig für konjunkturelle Hilfen ansieht und dies entsprechen benennen wird, wie sie das schon in der jüngeren Vergangenheit getan hat.

Hinsichtlich der Konjunkturdaten dürften aus hiesiger Sicht vor allem die Stimmungsbarometer Einkaufsmanagerindizes und Ifo-Geschäftsklimaindex im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Aus den USA stehen die Einzelhandelsumsätze im Fokus.

Am Freitag könnte es dann traditionell zu größeren, durch die Nachrichtenlage nicht zu erklärende Kursschwankungen kommen, wenn der sogenannte „Hexensabbat“, der große Verfallstermin, ansteht. Große Investoren versuchen zu diesem oftmals, Kurse in eine gewünschte Richtung zu treiben.

Ausgewählte wichtige Termine der Woche

Montag. 14.12.: Industrieproduktion in der Eurozone; Tankan Herstellungsindex (Japan)
Dienstag, 15.12.: Industrieproduktion in den USA; Import- und Exportpreise in den USA
Mittwoch, 16.12.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Handelsbilanz der Eurozone; Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank; Einzelhandelsumsätze in den USA; Markit PMI Gesamtindex (USA)
Donnerstag, 17.12.: Verbraucherpreise in der Eurozone; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England; Baubeginne und -genehmigungen in den USA; Philadelphia Fed Herstellungsindex (USA)
Freitag, 18.12.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Erzeugerpreise in Deutschland; Großhandelspreise in Deutschland; Großer Verfallstermin an den Terminbörsen („Hexensabbat“); Leistungsbilanz der Eurozone; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of Japan

Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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