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Buy and Hold auf Aktien von Zukunftsbranchen: Rendite nicht garantiert - ARTS Kolumne

11.11.2020 17:02 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Leo Willert, Gründer und Head of Trading bei ARTS Asset Management. Bild und Copyright: ARTS Asset Management.

Ob Digitalisierung, Elektromobilität, Wasserstofftechnologie, Big Data, oder künstliche Intelligenz: Die Wirtschaft ist im Begriff, sich durch vielfältige Prozesse grundlegend zu wandeln. Die „New Economy“ bringt Gewinner und Verlierer hervor. Dies spiegelt sich auch an der Börse wider: während traditionelle Industrieunternehmen eher an Börsenwert verlieren, verzeichnen Unternehmen aus Trendbranchen häufig stark steigende Börsenbewertungen.

Dass Einzelaktien oder Fonds, die Zukunftsbranchen abbilden, jedoch nicht immer ein geeignetes Investment für einen Buy and Hold-Ansatz sind, zeigt eine exklusive Datenauswertung von ARTS Asset Management. Dafür wurde eine Datenbank mit Informationen von Tausenden von aktiven Fonds im Hinblick auf ihre zehn- und zwanzigjährige Performance ausgewertet und jeweils die 5 Sektoren mit der stärksten und schwächsten Performance herausgefiltert. Darüber hinaus wurde untersucht, wie Sektoren, die vor 10 und 20 Jahren als Zukunftsbranchen galten, von damals bis heute abgeschnitten haben.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der ARTS-Datenauswertung

Vor 20 Jahren galten Informationstechnologie, Telekommunikation und Biotechnologie als Zukunftsbranchen und damit beliebte Anlagesektoren. Hätte ein Anleger am 30. September 2000 in IT-Fonds investiert und dies 20 Jahre durchgehalten, würde er durchschnittlich nur eine kumulierte Rendite von 32,49 Prozent erwirtschaftet haben. Mit Biotechnologie-Fonds hätte der Anleger durchschnittlich immerhin noch eine kumulierte Rendite von 122 Prozent erzielt. Telekommunikationsfonds gehören wiederum zu den Flop-Sektoren aller untersuchten Fonds in diesem Zeitraum: diese erreichten in 20 Jahren nur eine Gesamtrendite von drei Prozent. Branchen bzw. Regionen, mit denen Anleger damals die besten Ergebnisse hätten erzielen können, waren Thailand, China, Fernost (exkl. Japan), Basiskonsumgüter global und die Region Pazifik. Somit ist unter den Top 5 Performancegewinnern keines der früheren Trendthemen vertreten.

Vor 10 Jahren wurden hohe Erwartungen in IT, Pharma, die Emerging Markets ¬ darunter vor allem die BRIC-Staaten, Erneuerbare Energien oder Agrarstoffe als langfristige lukrative Investments gesetzt. Immerhin haben sich Investments in IT und Pharma bewährt: sie gehören zu den Top-Performern im Zehnjahreszeitraum. Während China und Infrastruktur jeweils durchschnittlich performten, lieferten die Schwellenländer- und Agrar-Fonds magere Renditen. Ganz düster sieht es mit den Erneuerbaren Energien aus: hier erbrachten die Fonds durchschnittlich nur eine kumulierte Rendite von drei Prozent. Auch einzelne Länder aus dem BRIC-Universum wie Russland oder Brasilien blieben hinsichtlich ihrer Fondsperformance weit abgeschlagen hinter den anderen Fonds zurück.

Der Glaube an Megatrends basiert auch auf Narrativen

Eine langfristige Anlage in Zukunftsbranchen ist also kein Garant für eine stabile und vernünftige Rendite. Wie die Fonds-Datenauswertung offenbart, haben sich nur wenige Trendthemen von damals als Top-Performer erwiesen. Manche frühere Trendthemen haben sich sogar zum Flop im Depot entwickelt.

Der Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Robert J. Shiller hat in seinem zuletzt veröffentlichten Werk „Narrative Wirtschaft“ die Bedeutung und Wirkung von schlüssigen Storys auf wirtschaftliche Entscheidungen untersucht. Diese Geschichten sind häufig mit bestimmten Glaubenssätzen, beliebten Protagonisten und Emotionen verbunden. Oft ist der Verlauf der Verbreitung der Narrative vergleichbar mit der Ausbreitung einer Epidemie. Zuerst findet eine Wirtschaftstheorie nur in kleinen Kreisen, unter Fachleuten, Verbreitung, bis sie Jahre später über die Medien und Social Media den Höhepunkt ihrer Bekanntheit erlangt und dann allmählich an Bedeutung verliert. Shiller nennt als Beispiel die Popularisierung des Bitcoins. So steht hinter dem Aufstieg des Bitcoins auch das Narrativ, dass Kryptowährungen vor dem Übergriff von Regierungen und Notenbanken geschützt sind. Dieses Narrativ wiederum basiert auf einem noch viel älteren Narrativ einer als ideal empfundenen anarchistischen Gesellschaftsordnung.

Doch das Heranreifen und Platzen von Börsenblasen offenbart, dass so manche Wirtschaftsnarrative irrational sind. Der Glaube an die zukünftige Dominanz des Internets hat unter anderem zu den überzogenen Börsenbewertungen von IT-Unternehmen am Neuen Markt vor der Jahrtausendwende geführt. Ein paar Jahre später folgte für Anleger mit dem Platzen der Dotcom-Blase dann das böse Erwachen.

Mit der Momentum-Strategie systematisch auf der Trend-Welle reiten

Eine Anlagestrategie, die auch auf Trends setzt, aber in einem viel kürzeren Zeitrahmen, ist die Momentum-Strategie. Der vielfach wissenschaftlich untersuchte und belegte Momentum-Effekt zeigt sich darin, dass Wertpapiere, die in den vergangenen Monaten am stärksten an Wert gewonnen haben, auch in den folgenden drei bis 12 Monaten eine gute Chance haben, ihren Wachstumstrend fortzusetzen. Dementsprechend passt der Momentum-Fondsmanager das Portfolio den regelmäßig wechselnden Trends an. Er steigt ein, wenn sich ein Trend bereits etabliert hat, und steigt wieder aus, wenn die Trendwelle abflacht. Diese Strategie bietet den klaren Vorteil, dass Emotionen, die ja auch bei den Wirtschaftsnarrativen eine Rolle spielen, beim Anlegen ausgeschlossen werden können. Die Auswahl der Trends ist also rein datenbasiert. Somit können fehleranfällige Buy and Hold-Anlagestrategien, die auf Zukunftsbranchen setzen, vermieden werden. Denn die Zukunft selbst ist dem Wandel unterworfen.

Zum Autor: Leo Willert ist Gründer und Head of Trading bei ARTS Asset Management.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der ARTS Asset Management. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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