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Euro in USD: Gemeinschaftswährung über 1,15 USD auf 18-Monatshoch! - Nord LB Kolumne

22.07.2020 09:44 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: autsawin uttisin / shutterstock.com.

Am gestrigen Abend bereits gelang dem Euro rasant der Sprung über die – auch psychologisch – wichtige Marke von 1,15 USD. Damit markierte er ein neues 18-Monatshoch. Der langfristige Abwärtstrend seit 2008 bei derzeit knapp über 1,16 USD rückt in den Fokus. Der Euro erhält derzeit von zwei Seiten Unterstützung: Da ist zum einen eine tatsächlich eigene Stärke des Euro auszumachen, zum anderen eine Schwäche des US-Dollars. Letztere beruht auf mehreren Effekten.

Die lang erhofften Nachrichten aus Brüssel zu der Einigung über das neue Corona-Finanzpaket sprechen natürlich schon eindeutig für den Euro. Zwar wurde auf den Devisenmärkten sicherlich überwiegend auf ein „Last-Minute-Deal“ gesetzt, doch letztlich war die Gefahr real zu scheitern. Die geschnürten Finanzpakete kann man sicherlich aus politischen Standpunkten her unterschiedlich bewerten, doch in diesem Umfang und als Signal für das Zusammenstehen des Kontinents muss der Schritt sicherlich als historisch bezeichnet werden. Der Euro quasi als Proxy für das geeinte Europa wird damit gefeiert! Dessen ungeachtet sind aber natürlich nicht alle Probleme gelöst!

Andererseits ist der Höhenflug des Euro aber auch der derzeitigen relativen Schwäche des US-Dollars geschuldet. Diese rührt aus mehreren Effekten her. Erstens gilt der US-Dollar weiterhin als Weltleitwährung und als „Low-Beta-Currency“, so dass selbst bei zuletzt guten US-Daten – wie beispielsweise den US-Einzelhandelsumsätzen oder dem US-Arbeitsmarktbericht – die Zuversicht der Anleger generell für die globale Erholung zu- und die Risikoaversion abnimmt. Der Greenback profitiert also gar nicht unbedingt immer von den Erholungssignalen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten! Zweitens lässt der zuletzt wieder zu beobachtende Anstieg der Infektionszahlen in den USA erwarten, dass die Erholung zumindest im Juli wieder ins Stocken geraten wird. Da die Fallzahlen in Europa eher niedrig zu bleiben scheinen, spricht dieser Vergleich derzeit ebenfalls kurzfristig gegen den US-Dollar. Drittens wird nun die Frage nach der Einigungsfähigkeit im US Kongress zu stellen sein, wenn nämlich zum Monatsende Hilfsmaßnahmen im Zuge der Coronakrise auslaufen werden. In den USA besteht damit eine große Gefahr für die Beschäftigten und vor allem die Schuldner, die ihre Kredite nicht mehr bedienen könnten. Findet Washington wie zuvor Brüssel einen Kompromiss beim Geld? Und viertens scheint per se das Potential für niedrigere Zinsen in den USA, die ja immerhin noch im positiven Bereich liegen, wohl eher denkbar zu sein als in Euroland. Fünftens gibt auch die Regierung in Washington in der gesamten Coronakrise generell kein sonderlich gutes Bild ab: Beispielsweise muss die 180-Grad-Wende Donald Trumps mit der Aufforderung, ab jetzt doch besser eine Maske zu tragen, klar als nichts anderes als eine bisherige Fehleinschätzung der Lage zu Lasten der Bevölkerung und der Wirtschaft gesehen werden. Auch in diesem Punkt kommt der US-Dollar nicht gut weg!

Angesichts dieser vielen Argumente könnte aber nun der Punkt gekommen sein, dass das Potential des Euro ausgereizt ist. Eine überkaufte Lage ist erkennbar. Die oben angedeutete starke Abwärtstrendlinie bei knapp über 1,16 USD stellt zudem einen starken Widerstand dar. Bei einem zu erwartenden Abprall rechnen wir perspektivisch mit einer Gegenbewegung wieder unter 1,15 USD.

Fazit: Im Zuge der Einigung der 27 EU-Länder auf ein als historisch einzustufendes Finanzpaket ist dem Euro der Sprung über die auch psychologisch wichtige Marke von 1,15 USD gelungen. Diese offensichtliche Stärke des Euro trifft derzeit aber auch auf eine ausgeprägte Schwäche des US-Dollar. Beispielsweise sorgen gute US-Daten für eine globale Zuversicht, was die Safe-Haven Währung belastet. Angesichts steigender Infektionszahlen in den USA dürften zudem die dortigen Juli-Daten bald unerfreulicher ausfallen. Das zu befürchtende anstehende Hickhack im US-Kongress um Hilfsgelder sowie eine weniger überzeugende Krisenpolitik Donald Trumps belasten außerdem den US-Dollar. (Zu) viel spricht derzeit für den Euro – doch Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall! So könnte der langfristige Abwärtstrend bei knapp über 1,16 USD ein (zu) starker Widerstand darstellen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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