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Northern Data beklagt „Verleumdungskampagne”, verpasst aber den Befreiungsschlag - Börse skeptisch

16.07.2020 11:16 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Bild und Copyright: Northern Data.

Northern Data hat am Donnerstagmorgen eine Stellungnahme veröffentlicht und reagiert damit auf seit einiger Zeit im Internet kursierende Vorwürfe. Kernpunkte der von anonymen Accounts vor allem auf Twitter vorgetragenen Anschuldigungen sind unter anderem, dass man das eigene Business-Modell öffentlich falsch darstelle und vor allem aufgrund der Preisstruktur der Angebote im Bereich des High-Performance-Computing langfristig nicht konkurrenzfähig sei. Zudem sei Northern Data von einem volatilen Bitcoin-Business und wenigen Kunden abhängig. Gestern eskalierte dann die Lage: Nachdem auf der Internetseite „medium.com” ein - ebenfalls anonym verfasster - Bericht erschien, der diese Vorwürfe erneut aufgriff, rauschte der seit einigen Monaten haussierende Aktienkurs von Northern Data stark nach unten. Anfang Juli hatte das Papier bei 82,40 Euro das bisherige Top erreicht, fiel dann in eine Konsolidierungsbewegung und stürzte gestern auf 40,70 Euro ab. Die Lage bleibt auch heute volatil. Nach einer Erholung auf 57,00 Euro liegt der Aktienkurs aktuell bei 45,60 Euro und wieder rund 7 Prozent unter dem gestrigen XETRA-Schlusskurs.

Northern Data weist die Vorwürfe in einer - aus Sicht vieler Aktionäre leider nur auf Englisch verfassten Stellungnahme - zurück (Anmerkung der Redaktion: Nach Veröffentlichung dieses Berichts wurde eine deutsche Übersetzung durch das Unternehmen veröffentlicht). Man spricht von einer „Verleumdungskampagne” gegen das Unternehmen auf Social-Media-Kanälen im Internet. Die geäußerten Vorwürfe seien „entweder völlig falsch oder absichtlich irreführend”, so das Unternehmen, das aus einer Fusion der Northern Bitcoin AG mit dem US-Unternehmen Whinstone US, Inc. hervor ging. Man will rechtliche Schritte gegen die Urheber der Vorwürfe einleiten und zukünftig Quartalsberichte veröffentlichen, kündigt das Unternehmen an. Darüber hinaus bestätigt man die bisherigen Planungen: „Wir können unseren Aktionären und Stakeholdern versichern, dass unser Unternehmen voll auf Kurs ist, um alle für 2020 und darüber hinaus gesetzten Ziele zu erreichen”, so Northern Data. Das hatte Konzernchef Aroosh Thillainathan zuletzt bereits auf Nachfrage der 4investors-Redaktion nach Vorlage der Bilanz für 2019 bestätigt.

Im Zusammenhang mit einem Kernpunkt der Vorwürfe, dass Northern Data sich als Anbieter von High-Performance-Computing (HPC) darstelle, in erster Linie aber Bitcoin Mining Hosting zu ungünstigen Bedingungen anbiete, verweist das Unternehmen auf eine beginnende Diversifizierung des Kundenkreises. „Wir sehen derzeit die größte Nachfrage nach HPC-Lösungen in der Tat aus dem Bitcoin-Minenbetrieb, und wir sind sehr froh, dass wir die Bedürfnisse dieses sehr anspruchsvollen Sektors erfüllen können. Wir prognostizieren jedoch, dass die Nachfrage für andere Anwendungen in den kommenden Jahren schneller wachsen wird”, heißt es. Man sehe steigende Nachfrage in Sektoren wie KI/ maschinelles Lernen, Video-Rendering, Biowissenschaften und autonomes Fahren, so das Unternehmen. Dies solle sich in den Zahlen zum dritten Quartal schon bemerkbar machen, kündigt die Gesellschaft an.

Auch den Vorwurf, vom Bitcoin-Preis abhängig zu sein, will man entkräften: „Auch wenn einige unserer Kunden der Volatilität des Bitcoin-Preises ausgesetzt sind, sind wir dies nicht, da wir in $ct / kWh bezahlt werden und mit unseren Kunden einen Mindestverbrauchssatz ausgehandelt haben”, so Northern Data in der Stellungnahme. Man sei daher lediglich dem Kreditrisiko der Kunden ausgesetzt. Abhängig vom Bitcoin-Preis sei der eigene Umsatz nur in einigen Fällen und hier nur in geringem Maße, so das Unternehmen.

Auch zu dem zweiten zentralen Vorwurf, langfristig nicht konkurrenzfähige, für die Branche viel zu hohe Preise zwischen 0,052 und 0,065 Dollar pro Kilowattstunde zu fordern, nimmt man Stellung, bleibt hier aber detailliertere Informationen schuldig. Die Zahlen seien schlicht falsch, kommentiert Northern Data die Vorwürfe aus dem Internet, allerdings ohne die tatsächlichen Zahlen konkreter zu beziffern oder auch nur Andeutungen in Richtung deren Höhe zu machen. In den Preisen seinen neben den Energiekosten auch „Premium-Hosting-Dienste” enthalten, die Gesellschaft nennt hier konkret „Installation und Wartung der Hardware, KI-gesteuerte Verwaltung des Betriebs usw”. Jede Kundenverbindung sei profitabel auf „Stand-alone-Basis”.

Man betreibe HPC-Rechenzentren auf Tier 3 Level und sei durch ISAE3202 zertifiziert. Hinzu kämen „Einnahmen aus verschiedenen Dienstleistungen, die überhaupt nicht direkt mit dem Stromverbrauch zusammenhängen”, sodass die Berechnungen seitens der Urheber der Vorwürfe keinen Sinn machen würden. Einzelheiten der Verträge mit Kunden gebe man nicht bekannt, meldet Northern Data, die unter anderem auf Verschwiegenheitsklauseln verweist. Stattdessen greift man die Urheber der Vorwürfe an: Daher seien auch „die Schlussfolgerungen unsinnig und Teil einer offensichtlichen, aggressiven Verleumdungskampagne”, so das Unternehmen.

Dass der Aktienkurs von Northern Data sich nach dem gestrigen Kurssturz trotz der Stellungnahme bisher nicht durchgreifend erholen kann, zeigt: Die Verunsicherung an der Börse ist groß und mit dem Kommentar zu den Vorwürfen scheint Northern Data bisher keine ausreichende Verteidigungslinie aufgebaut zu haben. Den Befreiungsschlag hat Northern Data am Donnerstag verpasst. Es würde zudem nicht überraschen, wenn die „Gegenseite” nachlegt.

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