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USA: Industrieproduktion macht deutlich Boden gut, Aussichten aber labil - Nord LB Kolumne

15.07.2020 16:07 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: autsawin uttisin / shutterstock.com.

Soeben sind von der Federal Reserve aktuelle Daten zur Industrieproduktion der USA veröffentlicht worden. Die Zahlen für den Monat Juni standen insofern im Fokus der Marktteilnehmer, da es nach dem Einbruch der Industrieproduktion im April und dem etwas enttäuschenden Rebound im Mai zu beachten galt, ob die Erholung im Juni nun etwas deutlicher ausfiel. Die Stimmungsumfragen sind jedenfalls zuletzt teilweise massiv angestiegen und hatten entsprechende Hoffnungen geweckt.

So kam es dann auch: Im Monat Juni verzeichnete die Industrieproduktion einen Anstieg um 5,4% M/M. Das ist erfreulich und liegt über den Erwartungen: Dem größten Einbruch seit dem Jahr 1919 (im April) und seit dem Zweiten Weltkrieg (im März) folgten nun zwei Monate mit Zuwächsen. Im Juni kam es sogar zu dem größten Monatsanstieg seit 1959 – ein weiterer Rekord! Allerdings notiert die Industrieproduktion damit immer noch knapp 11% unter dem Vorkrisenniveau.

Einen sogar deutlicheren Anstieg um 7,2% M/M wies die Produktion exklusive der volatileren Komponenten Bergbau und Kraftwerke auf, die aufgrund saisonal unüblich höherer Temperaturen um 4,2% M/M zulegten bzw. ölpreisbedingt um 2,9% M/M fielen. Insgesamt notiert diese Produktion im verarbeitenden Sektor aber noch 25% unter dem Februarniveau.

Der Fahrzeugbau sprang mit 105% M/M (nach 120% M/M und -72% M/M) erneut in die Höhe, auch der Maschinenbau (6,4% M/M) und die Elektronik (5,6% M/M) zogen deutlich an.

Besonders im Blick stehen auch die Ausrüstungsinvestitionen, die zwar nur knapp 1/10 der gesamten Produktion ausmachen, aber oft als guter Indikator für den entsprechenden Wachstumsbeitrag in der BIP-Berechnung herangezogen werden. Mit dem Anstieg um 11,8% M/M (nach

7,4% im Mai) konnten die Ausrüstungen aber nur einen Teil der Einbußen der Vormonate wettmachen. Für diese Komponente des BIP im II. Quartal muss ein Rückgang also eingeplant werden.

Die Produktionsdaten deuten isoliert betrachtet auf ein sukzessives Ende der katastrophalen Situation hin. Doch der ab der zweiten Junihälfte zu beobachtende massive Anstieg an Infektionszahlen lässt befürchten, dass die Werte schon im Juli wieder schwächer ausfallen könnten.

Erst langsam wird ein Wiederhochfahren der Produktion erfolgen können, will man nicht eine zweite Ausbreitungswelle riskieren. Innerhalb der Unternehmen – aber auch auf der Nachfrageseite – bleibt eine Verunsicherung bestehen. Die vor wenigen Minuten veröffentlichen deutlich gestiegenen Juli-Daten zum New Yorker Empire State Survey lassen erkennen, dass die Stabilisierung zwar weiter voranschreitet – allerdings gilt dies hier nur für die Region der Fed von New York, wo die Infektionszahlen deutlich gefallen sind. Im Süden und Südwesten der USA deutet sich aber zum Start ins III. Quartal ein eher mühsameres „hochkrabbeln“ aus den Tiefen der Rezession an.

Fazit: Im Juni kam es für die US-Industrieproduktion zu dem erhofften deutlicheren Anstieg um 5,4% M/M. Die Bodenbildung ist erfolgt – ein Rebound im Gange. Das ist besser als einige Pessimisten zwischenzeitlich erwartet hatten. Dennoch notiert die Industrieproduktion aktuell knapp 11% unter dem Vorkrisenniveau. Der Weg aus dem Tal der Tränen dürfte nun langsamer erfolgen, da ab der zweiten Junihälfte die Infektionszahlen wieder angestiegen sind. Der vor allem betroffene Süden des Landes gilt zwar als etwas weniger bedeutsam als Industriestandort, dennoch dürften die Verunsicherungen bei Konsumenten und Produzenten wieder zunehmen. Insofern könnte die Erholung bereits im Juli schon wieder ins Stocken geraten. Wie lange dieser Fakt den Rebound verzögert, wird davon abhängen, ob die Verantwortlichen und die Bevölkerung die passenden Antworten auf die Ausbreitung finden. Mit schmissigen Tweets kann man – selbst ein Trump – es nicht allein hinbekommen!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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