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US-Arbeitsmarkt: You Can’t Always Get What You Want! (But a Vaccine) - Nord LB Kolumne

02.07.2020 15:31 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Bart Sadowski / shutterstock.com.

Soeben sind in den USA – ausnahmsweise am Donnerstag – neue Daten zum Arbeitsmarkt gemeldet worden. Weiterhin standen sie im Zeichen der Pandemie. Als Indikatoren dienten erneut die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die zuletzt nicht mehr ganz so deutlich zurückgingen, und die ADP-Beschäftigungsdaten, die gestern auf einen soliden Stellenaufbau hindeuteten. Beider lieferten aber auch schon mal falsche Signale, so dass die Prognoseunsicherheit hoch war.

Im Juni sind bemerkenswerte 4,8 Millionen Jobs geschaffen worden. Nach dem Kahlschlag im April und der größten Stellenstreichung in der Geschichte folgt nunmehr den zweiten Monat in Folge ein unerwartet starker Beschäftigungsaufbau. Die Stellenzuwächse in Mai und Juni machen zusammen bereits knapp ein Drittel des Einbruchs aus dem April wieder wett!

Die Arbeitslosenquote ging von 13,3% auf 11,1% den zweiten Monat in Folge zurück. Dem höchsten Wert seit dem zweiten Weltkrieg mit 14,7% im April folgte kein weiterer Negativrekord. Erneut dürfte der aktuelle Wert die Realität aber einen Prozentpunkt unterschätzen.

Im Mai fielen die Löhne um 1,2% M/M – deutlicher als erwartet. Dies ist auf einen überproportionalen Stellenaufbau von niedrig bezahlter Jobs zurückzuführen (Gastronomie, Tourismus).

Ein Blick auf die Details lässt erkennen, dass – wie schon im Vormonat – in den meisten Bereichen wieder Jobs geschaffen wurden. Während im Mai aber der Produktionssektor überproportional Jobs schaffte, holte im Juni vor allem der Dienstleistungsbereich deutlicher auf.

Die ebenfalls gemeldeten wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe signalisieren aber mit anhaltend hohen 1,427 Millionen, dass die Daten für Juli vermutlich weniger stark ausfallen werden.

Die zu beobachtende Entwicklung läuft den Erwartungen vieler Beobachter ein wenig voraus: Erst im 2. Halbjahr hatten die meisten mit einer sukzessiven Verbesserung auf dem US-Arbeitsmarkt gerechnet. Nun scheint das Eindämmen der Ausbreitung von Covid-19 im Nordosten und in der Mitte des Landes bereits frühzeitiger positive Impulse bei der Beschäftigung zu bewirken.

Doch neue Fragezeichen tauchen auf: Wird der zuletzt gemeldete rasante Anstieg der Infektionszahlen – nun im Süden und Südwesten – die Erholung verlangsamen, stoppen oder gar umkehren? Zu frühe Lockerungen und eine erstaunliche Unbedarftheit – von Politikern und Bevölkerung – führten dort zu einem Wiederanstieg der Pandemiezahlen, welche eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Erholung zunehmend gefährden. Andererseits könnten bereits praktikablere Behandlungsmethoden mit kombinierten Medikamenten die Todeszahlen senken helfen und damit der Gefahr einer „zweiten Welle“ ein wenig die Brisanz nehmen? Oder gibt es bereits früher einen Impfstoff?

Fazit: Der US-Arbeitsmarktbericht fiel im Juni nochmals besser als im Mai aus: Die Erholung setzt sich fort. Dem Beschäftigungskahlschlag vom April folgten nun zwei Monate deutlicher Stellenzuwächse. Ein Drittel des Corona-Einbruchs ist bereits wieder aufgeholt! Statt in Richtung von 20% anzusteigen, fiel zudem die Arbeitslosenquote den zweiten Monat in Folge auf nun 11,1%! Das Streichen von Jobs scheint bereits ein (vorläufiges?) Ende gefunden zu haben. Doch neue Fragen tauchen auf: Verfrühte Lockerungen beim Lockdown und Unbedarftheit auf allen Ebenen haben in einigen US-Bundesstaaten die Pandemiefälle wieder deutlich ansteigen lassen. Diese Entwicklung wird wohl kurzfristig die konjunkturelle Erholung in den USA verlangsamen lassen. Es bleibt ein Wettlauf mit der Zeit: Wo sind die praktikablen Behandlungsmethoden, die die Todesfallzahlen massiv senken und der Gefahr einer „zweiten Welle“ die Brisanz nehmen? Sind vielleicht alle schlimmen Daten ohnehin Schnee von gestern, wenn bereits übermorgen ein Impfstoff da ist?

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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