USA: ISM PMI Manufacturing zeigt klare Erholungstendenzen an - Nord LB Kolumne

In den USA sind vor einigen Minuten aktuelle Zahlen zur Entwicklung des ISM PMI Manufacturing gemeldet worden. Im Berichtsmonat Juni zeigte sich ein Anstieg dieser Zeitreihe auf immerhin schon 52,6 Punkte. Damit notiert dieser wichtige nordamerikanische Stimmungsindikator nun also wieder oberhalb der magischen Marke von 50 Zählern und signalisiert folglich auch nach mechanistischer Interpretation Wachstum. Auch wenn bei dem Index grundsätzlich mit einer freundlichen Entwicklung zu rechnen war, kann heute doch zumindest von einer leicht positiven Überraschung gesprochen werden. Die seit Mai zu beobachtende Lockerung des „Lockdowns“ in vielen US-Bundestaaten scheint somit ziemlich nachhaltig auf die Stimmung der Einkaufsmanager in der Industrie durchzuschlagen.

Auch der Blick auf die Details der heutigen Zahlen offenbart weitgehend erfreuliche Entwicklungen. So legte die wichtige Produktionskomponente des ISM PMI Manufacturing am aktuellen Rand auf beachtliche 57,3 Punkte zu. Der von der US-Industrie tatsächlich realisierte Output zieht somit im Juni deutlich an. Der Umfang des Anstiegs darf als positive Überraschung gewertet werden.

Auch die Auftragskomponente konnte im Berichtsmonat Juni stark wachsen. Die Zeitreihe legte auf immerhin 56,4 Punkte zu. Die leeren Order-Bücher der befragten Unternehmen beginnen folglich, sich ziemlich zügig zu füllen.

Auch die Arbeitsmarktkomponente konnte am aktuellen Rand anziehen. Mit lediglich 42,1 Punkten wird aber noch immer kein nachhaltiger Beschäftigungsaufbau angezeigt. Dies mag als negative Überraschung gewertet werden.

Die Preiskomponente des ISM PMI Manufacturing ist dagegen wieder über die Schwelle von 50 Zählern gestiegen. Mit 51,3 Punkten werden von den Befragungsteilnehmern also zulegende Einkaufspreise diagnostiziert. An dieser Stelle mag eine Rolle spielen, dass sich der WTI-Ölpreis im Juni recht nachhaltig oberhalb von 35 USD pro Barrel stabilisieren konnte.

Positiv zu bewerten ist auch der Rückgang des Sub-Indexes Lieferungen, der von zuvor 68,0 auf nun 56,4 Punkte gefallen ist. Dies ist rein numerisch gesprochen zwar eine Belastung für den Headline-Index, die aktuelle Entwicklung zeigt aber, dass die Problematik der durch die Krise gestressten Lieferketten langsam in den Hintergrund zu treten scheint. Es handelt sich also sozusagen um eine „positive negative“ Nachricht.

Die verbalen Rückmeldungen der Befragungsteilnehmer zeigen in der Summe die Hoffnung auf eine recht zügige Erholung der Ökonomie der Vereinigten Staaten an. Besonders positive Kommentare gibt es beim Blick auf den US-Immobilienmarkt, was sehr gut zu unseren Einschätzungen passt. Allerdings existieren bei einigen Unternehmen offenbar noch gewisse Sorgen bezüglich gestresster Lieferketten.

Fazit: Der ISM PMI Manufacturing konnte im Juni wieder über die magische Marke von 50 Zählern springen. Dies ist eine erfreuliche Nachricht. Die US-Wirtschaft scheint sich somit sehr zügig zu erholen. Allerdings bleibt die Sorge vor einer zweiten Welle von Infektionen mit dem Virus ein potentieller Belastungsfaktor für die Stimmung der Industrieunternehmen in den Vereinigten Staaten. Sollten neue Beschränkungen der Aktivität der Firmen nötig werden, würde auch der ISM PMI Manufacturing wohl wieder zügig fallen. Die Unsicherheit ist somit noch immer hoch. Aktuell hat sich die Stimmung der Einkaufsmanager trotz dieser Bedrohungslage aber doch sehr deutlich verbessert.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!