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USA: Inflation im Sturzflug (wie ja eigentlich alles andere auch…) - Nord LB Kolumne

12.05.2020 15:32 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: autsawin uttisin / shutterstock.com.

Soeben wurden vom Bureau of Labor Statistics aktuelle Daten zu den Konsumentenpreisen (CPI) in den USA bekanntgegeben. Demnach kam es im April zu einem durchaus spektakulären Rückgang des Preisniveaus auf Verbraucherpreisebene um -0,8% M/M. Mit der Monatsrate im Dezember 2008 ist es der deutlichste Preisverfall nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Sturz der Inflationsrate von 1,5% auf nur noch 0,3% fällt ebenfalls auf. Damit war allerdings auch gerechnet worden. Die Verbraucherpreise exklusive Nahrung und Energie verzeichneten ebenfalls einen Rückgang, der aber mit -0,4% etwas moderater ausfiel. Die Jahresrate ging von 2,1% auf 1,4% zurück.

Ins Auge fällt bei diesen Daten vor allem der rasante Sturzflug der Jahresrate auf einen Wert nur noch knapp über Null. Im Februar lag die Inflation noch bei 2,3%! Diese Tendenz ist natürlich der Coronakrise geschuldet: Die Nachfrage der Konsumenten ist im Zuge der Ausgehbeschränkungen und Kontaktverboten eingebrochen, was die (verbliebenen) Anbieter zu Preisnachlässen bei den Gütern, die überhaupt noch zur Verfügung stehen, treibt. Sicherlich gab es auch einige preistreibende Effekte – insbesondere die Nachfrage in Supermärkten ist sprunghaft angestiegen und hat in diesen Bereichen zu Preisanstiegen geführt.

Mitverantwortlich für den Rückgang insgesamt war ein Einbruch der Energiepreise (-10% M/M). Auch bei Flugreisekosten (-15% M/M), Kleidung (-4,7% M/M) und Gebrauchtwagen (-0,4% M/M) gingen die Preise gen Süden, was wenig verwundert. Anziehende Preise waren dagegen bei den Nahrungsmitteln zur Versorgung zu Hause zu verzeichnen (2,6% M/M). Von diesem Effekt und von konstanten Wohnungsausgaben, welche immerhin 2/5 des Gesamtindex ausmachen, wurde die Kernrate exklusive Energie und Nahrung abgefedert.

Wie sind die weiteren Perspektiven für die Preisentwicklung? Für die kommenden Monate ist auf der gesamten Verbraucherpreisebene eine Jahresrate von unter Null durchaus im Bereich des Möglichen. Man kann also eine gewisse Art von Deflation nicht ganz ausschließen. Ein erneuter Rückgang im Mai würde die Jahresrate schon auf die Nulllinie drücken. Ob diese dann als nur temporär oder anhaltend zu bezeichnen ist, wird von dem weiteren Verlauf der Ansteckungszahlen und der damit zusammenhängenden Lockerungsmaßnahmen beim Lockdown abhängen. Berücksichtigt werden muss bei jeder Prognose auch noch einerseits die Gefahr einer „zweiten Welle“ der Ansteckungen und andererseits die Möglichkeit eines wirksamen und breit zu Verfügung gestellten Medikaments. Diese beiden extrem gegensätzlichen Faktoren vorherzusagen vermag aber am aktuellen Rand niemand ganz genau.

Fazit: Die Konsumentenpreise in den USA gingen im April deutlich um -0,8% M/M zurück. Entsprechend fiel die Inflationsrate von 1,5% auf 0,3% Y/Y. Insbesondere die Energiepreise waren dafür mitverantwortlich. Auch die Kerninflationsrate ging zurück – wenngleich weniger deutlich, da die anziehenden Nahrungsmittelpreise wie auch die Wohnausgaben stabilisierten. Die Nachfrage der Konsumenten ist im Zuge der Ausgehbeschränkungen und Kontaktverboten eingebrochen, was die Anbieter zu massiver Preisnachlässen bei den Gütern, die überhaupt noch zur Verfügung stehen, treibt. Für die kommenden Monate ist eine Jahresrate von unter Null durchaus im Bereich des Möglichen. Man kann also eine gewisse Art von Deflation nicht ganz ausschließen. Ob diese dann als nur temporär oder anhaltend zu bezeichnen ist, wird von dem weiteren Verlauf der Ansteckungszahlen, der Lockerungsmaßnahmen beim Lockdown und einer Konjunkturstabilisierung abhängen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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