ISM PMI Manufacturing auf den zweiten Blick doch schwächer - Nord LB Kolumne

Heute sind in den USA neue Zahlen zur Entwicklung des ISM PMI Manufacturing im Berichtsmonat März gemeldet worden. Aufgrund der aktuellen Coronavirus-Krise war mit schwachen Angaben zu rechnen gewesen. Regionale Stimmungsindikatoren hatten zudem bereits recht zeitnahe Signale in diese Richtung geliefert. So war der Philadelphia-Index im März auf lediglich -12,7 Punkte zurückgegangen. Die soeben gemeldete Verringerung des ISM PMI Manufacturing auf 49,1 Zähler muss somit nicht als negative Überraschung bezeichnet werden – eher im Gegenteil. In der Tat hätte es durchaus noch schlimmer kommen können.

Beim Blick auf die Details der heutigen Zahlen zeigt sich zunächst, dass die wichtige Produktionskomponente des ISM PMI Manufacturing am aktuellen Rand auf 47,7 Punkte zurückgegangen ist. Der in der US-Industrie tatsächlich realisierte Output ist folglich schon unter spürbaren Druck geraten, diese Zahl kann aber dennoch eher als positive Überraschung gewertet werden.

Die Auftragskomponente brach im März dagegen regelrecht ein. Mit 42,2 Punkten präsentiert sich diese Zeitreihe doch sehr schwach. Damit war allerdings zu rechnen gewesen. Leere Auftragsbücher heute lassen zudem Sorgen bezüglich der in den kommenden 2 bis 3 Monaten noch drohenden Entwicklungen aufkommen.

Die Arbeitsmarktkomponente hat sich am aktuellen Rand ebenfalls signifikant abgeschwächt. Die Zeitriehe notiert nun bei lediglich 43,8 Punkten. Diese Nachricht ist ohne jeden Zweifel ein weiterer Vorbote für eine bevorstehende deutliche Verschlechterung der Beschäftigungssituation in den USA. Die am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden Arbeitsmarktdaten für den März werden aber wahrscheinlich noch keine nachhaltige Schwäche anzeigen. Bereits im Berichtsmonat April könnte die US-Arbeitslosenquote jedoch schon über die Marke von 6,0% steigen.

Die Preiskomponente des ISM PMI Manufacturing ist im März auf lediglich 37,4 Zähler zurückgegangen. Damit werden deutlich fallende Einkaufspreise der befragten Firmen angezeigt. An dieser Stelle dürfte auch der gesunkene Ölpreis eine große Rolle spielen. Das schwarze Gold hat weiterhin eine besondere Bedeutung als Input-Faktor für die US-Industrie.

Geholfen hat vor allem ein deutlicher Anstieg der Komponente „Lieferungen“. Dieser Sub-Index ist am aktuellen Rand auf beachtliche 65,0 Punkte hochgeschnellt, was aber lediglich die durch die Krise gestressten Lieferketten der Unternehmen anzeigen dürfte. Auch wenn diese Entwicklung dem Headline-Index numerisch im März geholfen hat, handelt es sich eigentlich nicht um eine positive Nachricht für die US-Wirtschaft.

Die Rückmeldungen der Teilnehmer an der Befragung durch das Institute for Supply Management offenbaren die Belastungen durch die Maßnahmen zum Kampf gegen das Coronavirus entsprechend auch ganz klar. Viele Einkaufsmanager weisen explizit auf Probleme durch das Virus hin. Zudem ist auch der „Ölpreiskrieg“ zwischen Moskau und Riad ein belastendes Thema für zumindest einige Befragungsteilnehmer.

Fazit: Der ISM PMI Manufacturing ist im März zwar zurückgegangen, konnte sich aber immerhin bei 49,1 Punkten halten. Nach mechanistischer Interpretation der soeben gemeldeten Daten würde am aktuellen Rand ein aufs Jahr hochgerechnetes Wirtschaftswachstum im Bereich von immerhin 1,8% angezeigt werden. Aufgrund der bereits erörterten Verzerrungen sollten die Zahlen aber nur mit großer Vorsicht bewertet werden. Zudem ist davon auszugehen, dass beim ISM PMI Non-Manufacturing für März mit einem stärkeren Rückgang zu rechnen sein dürfte.

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