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BoE senkt als Notfallmaßnahme den Leitzins und stemmt sich gegen Corona - Nord LB Kolumne

11.03.2020 09:55 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Die Ausbreitung des Coronavirus weltweit setzt auch Großbritannien zu. Die bisherigen Maßnahmen der Regierung in London scheinen sich aber ein wenig zu unterscheiden von denen in anderen Ländern. Bild und Copyright: PHOTOCREO Michal Bednare / shutterstock.com.

Auf einer außerordentlichen Sitzung beschloss das Monetary Policy Committee (MPC) der Bank of England (BoE) heute Morgen die Senkung der Bank Rate um 50 Basispunkte auf 0,25%. Die Nachricht kam vom Zeitpunkt her zwar überraschend, allerdings konnte mit einer Reaktion der BoE auf die Entwicklungen der letzten Tage gerechnet werden. Die Entscheidung fiel einstimmig. Es ist die erste Zinsmaßnahme von Andrew Bailey als Nachfolger von Mark Carney. Insbesondere Kreditprogramme zur Unterstützung von kleineren betroffenen Unternehmen sind positiv zu bewerten.

Die Ausbreitung des Coronavirus weltweit setzt auch Großbritannien zu. Die bisherigen Maßnahmen der Regierung in London scheinen sich aber ein wenig zu unterscheiden von denen in anderen Ländern: Während in China knapp 55 Millionen Menschen unter Quarantäne gesetzt wurden und in Italien mittlerweile das gesamte Land mit knapp 60 Millionen Personen direkt betroffen ist, sucht Premierminister Boris Johnson offenbar mit Hilfe spezialisierte Berater aus der Verhaltensforschung einen leicht anderen Weg, der immer wieder vorsieht, auf die Einhaltung der Hygiene zu achten. Das Waschen der Hände zur Unterbrechung der Ansteckungsketten im Vereinigten Königreich ist hierbei die entscheidende „Medizin“! Sicherlich sehr richtig – aber ausreichend?

Die Zinssenkung kommt nur wenige Stunden vor der für heute angekündigten Pressekonferenz vom britischen Finanzminister Rishi Sunak, von dem sich Beobachter Steuersenkungen und Ausgabenprogramme im Zuge der gestiegenen Gefahren durch das Coronavirus erhoffen. Insofern kann in Großbritannien von einer konzertierten Aktion von Geld- und Fiskalpolitik gesprochen werden. Im Verlauf des heutigen Vormittags werden weitere britische Konjunkturdaten veröffentlicht, die allerdings alle aus dem Januar stammen und somit nahezu unbedeutend sind.

Nach dem überraschenden Eingriff der Federal Reserve in der vergangenen Woche sowie dem heutigen Zinsschritt der BoE scheinen die weltweiten Maßnahmen seitens der Geldpolitik nun tatsächlich ins Rollen zu kommen. Morgen steht die mit Spannung erwartete EZB-Sitzung an, auf der wahrscheinlich ebenfalls umfangreiche expansive Vorhaben angekündigt werden. Da die europäische Notenbank aber bereits mit sehr niedrigen Zinsen hantiert, dürfte der Schwerpunkt wohl auf erneuten Aufkaufprogrammen liegen (müssen). Wie hatte doch der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte gestern noch verlangt, die EZB müsse nun handeln „whatever it takes“.

Leider sind da auch noch die vielen Risiken, die letztlich mit diesem Versicherungsschritt nicht zu lösen sind. So ist etwa der Brexit ungelöst, bei dem die Verhandlungen über die entscheidenden Handelsbedingungen nicht unbedingt erfreulich begonnen hatten.

Fazit: Vom Zeitpunkt her überraschend, aber doch grundsätzlich nicht unerwartet hat die Bank of England am heutigen Morgen die Bank Rate um 50 Basispunkte auf 0,25% gesenkt. Es war die erste Zinsentscheidung unter Mark Carneys Nachfolger Andrew Bailey und sie fiel einstimmig aus. Die Maßnahme soll die Konjunkturgefahren durch die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen. Weitere staatliche Ausgabenprogramme darf man sich heute auf der Pressekonferenz vom britischen Finanzminister Rishi Sunak erhoffen. Das Pfund wertete am frühe Morgen sowohl gegenüber dem Euro als auch dem US-Dollar kurzzeitig nur ein wenig ab. Die BoE nimmt damit nach der Federal Reserve von letzter Woche und der EZB morgen eine Mittelrolle ein – gemeinsam stemmen sich die Geldpolitiker gegen eine drohende Weltwirtschaftskrise. Effizienter wäre nun jedoch die fiskalpolitische Unterstützung für Unternehmen und Arbeitnehmer, die zwangsweise pausieren müssen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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