USA: Die Fed beugt sich dem Druck durch Politik und Märkte - Nord LB Kolumne

Nachdem die heutige Telefonkonferenz der Finanzminister und Notenbankchefs der G7 noch eine eher defensive Kommunikation der Ergebnisse der Sitzung zur Folge hatte, was einige Marktteilnehmer zunächst auch als negative Überraschung gewertet hatten, kam dann der Paukenschlag mit der soeben verkündeten Leitzinssenkung durch die US-Notenbank. Die Offiziellen der Zentralbank in Washington haben sich nun also doch sehr zügig dazu entschieden, die Fed Funds Target Rate um 50bp zu senken, womit die obere Grenze des Korridors für diesen Zinssatz auf 1,25% sinkt. Man reagiert mit dieser geldpolitischen Maßnahme auf die Risiken, die für die US-Wirtschaft durch die Choronavirus-Epidemie in der näheren Zukunft entstehen könnten. Es handelt sich also um einen weiteren „Insurance-Cut“ durch die Notenbank. Entsprechend betont die Fed in der Pressemitteilung, die ihre Entscheidung erklären soll, dass die fundamentalen Daten weiterhin auf eine Stärke der US-Wirtschaft hindeuten würden.

Die heutige Zinssenkung durch die US-Notenbank hat uns ohne jeden Zweifel überrascht. Das FOMC reagiert mit dieser geldpolitischen Maßnahme nicht nur auf die Verunsicherung durch das Virus. Sie beugt sich auch dem Druck durch die Politik und die Märkte. Um angesichts der sehr ambitionierten Erwartungshaltung der Anleger noch Wirkung zu erzielen, musste natürlich mehr als nur ein „kleiner“ Zinsschritt verkündet werden. Sonst wären die erhofften Effekte sofort wieder verpufft und es hätte keinerlei nachhaltige Beruhigungstendenzen an den Finanzmärkten gegeben. Insofern war der Umfang der Verringerung der Fed Funds Target Rate keine Überraschung – das Timing dagegen schon. In jedem Fall sieht sich die US-Notenbank offenkundig immer stärker in der Rolle eines Rückversicherers gegen ungewünschte Volatilität an den globalen Finanzmärkten.

Mittelfristig müssen nun aber die Nebenwirkungen der lockeren US-Geldpolitik im Auge behalten werden. Die Dynamik in der US-Bauwirtschaft ist aktuell sehr stark. Die Kombination von niedrigen Zinsen und einem milden Wetter hat die Aktivität im Immobiliensektor der US-Ökonomie zuletzt sehr deutlich anziehen lassen. So sind die Bauausgaben im Januar um mehr als beachtliche 1,8% M/M angezogen. Das inzwischen weiter gefallene US-Renditeniveau sollte die hohe Dynamik am Bau nun verstetigen. Folglich könnte es perspektivisch zu Problemen mit einer Spekulationsblase bei den US-Hauspreisen kommen. In einzelnen Regionen in Florida und Kalifornien sind entsprechende Entwicklungen bereits seit einiger Zeit zu beobachten.

Die globalen Aktienmärkte konnten für eine kurze Zeit von der Zinssenkung in den USA profitieren. Angesichts der ambitionierten Erwartungshaltung der Anleger zeigte sich aber zumindest zunächst kein großer Schub bei den Kursen der Dividendenpapiere. Der Druck auf den US-Dollar hat sich mit der gelpolitischen Maßnahme verstetigt. Die Renditen von Staatsanleihen der Vereinigten Staaten bleiben auf niedrigem Niveau.

Fazit: Die US-Notenbank hat heute mit einer vom Timing her sehr überraschenden Leitzinssenkung auf die Coronavirus-Epidemie reagiert. Das obere Band des Zinskorridors der Fed Funds Target Rate liegt damit nur noch bei 1,25%. Die Zentralbank in Washington sieht sich offensichtlich immer stärker in der Rolle eines globalen Risikomanagers. Die nun ergriffene geldpolitische Maßnahme erhöht unserer Auffassung nach aber auch die Gefahr, dass es perspektivisch zu einer Spekulationsblase bei den US-Hauspreisen kommen könnte.

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