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ZEW-Umfrage: Finanzmarktexperten besorgt wegen Folgen des Coronavirus - Nord LB Kolumne

18.02.2020 13:02 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat soeben die Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter gut 200 Volkswirten, Analysten und Fondsmanagern veröffentlicht. Demnach haben die Konjunkturerwartungen für Deutschland im Berichtsmonat Februar einen empfindlichen Rücksetzer auf 8,7 Saldenpunkte hinnehmen müssen. Anders als noch bei der Umfrage von Sentix vor gut einer Woche haben offensichtlich die Sorgen über die Folgen der Coronavirus-Epidemie einen starken Dämpfer für das Sentiment bewirkt.

Parallel beurteilten die Umfrageteilnehmer auch die aktuelle Lage schlechter als im Vormonat, der Saldenwert sank von -9,5 auf -15,7 Punkte. Dies ist nach der Schätzung des Statistischen Bundesamts vom Freitag, wonach die deutsche Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2019 lediglich stagnierte, nachzuvollziehen. Zudem ist eine spürbare konjunkturelle Erholung am aktuellen Rand unwahrscheinlich – allein schon wegen der schwachen Dezemberzahlen für Industrieproduktion, Auftragseingänge und Einzelhandelsumsätze ist allenfalls ein leichtes Wachstum in Q1 möglich.

Auch für die Eurozone hat sich die Stimmung im Februar nach den positiven Januarzahlen wieder deutlich eingetrübt. Die Erwartungskomponente sank von 25,6 auf 10,4 Saldenpunkte, die Lagekomponente ging ebenfalls auf -10,3 Saldenpunkte zurück und verharrt somit im negativen Terrain. Zudem verlief für die Eurozone die Konjunktur im vierten Quartal enttäuschend. In Frankreich, Finnland und Italien war die reale Wirtschaftsleistung gar geschrumpft. Gerade für Italien hat sich damit das Risiko eines erneuten Abgleitens in eine technische Rezession deutlich erhöht.

Die große Unbekannte bleibt die aktuelle Epidemie mit dem Coronavirus (COVID-19). Berücksichtigt man zusätzlich zu den ohnehin nicht gerade erbaulichen Vorgaben für das erste Quartal die möglichen Auswirkungen durch das Coronavirus, so droht auch zum Jahresauftakt ein weiteres sehr schwaches Quartal. Hierbei muss aber auch betont werden, dass auf Grundlage der aktuell verfügbaren Daten die direkten Folgen für China und vor allem die Spillover-Effekte für Europa und Deutschland alles andere als verlässlich quantifizierbar sind. Es zeichnet sich aber ab, dass die erhoffte Erholung der Weltwirtschaft erneut um zumindest ein bis zwei Quartale verzögert wird.

Gemessen an der zuvor von Bloomberg ermittelten Konsensschätzung stellen die heutigen Zahlen eine negative Überraschung dar. Die zuletzt wieder schlechter ausgefallenen Nachrichten von der Konjunkturfront haben jedoch bislang an den Aktienmärkten erstaunlich wenig Widerhall gefunden. So markierte der deutsche Aktienindex DAX gestern gar ein neues Allzeithoch bei 13.785 Punkten.

Die jüngsten Entwicklungen verdeutlichen noch einmal, wie fragil die konjunkturelle Entwicklung ist. Selbst wenn eine baldige Eindämmung des Coronavirus gelingen und nachhaltige Produktionsausfälle abgewendet werden sollten, bleiben diverse Belastungsfaktoren erhalten: Die anhaltende Schwäche in der Industrie, die erkennbar verhärteten Fronten vor den Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien sowie die Politik Donald Trumps halten das Unsicherheitslevel hoch und dürften zumindest temporär immer wieder auch die Finanzmärkte bewegen. Ein Wirtschaftswachstum von rund 1% in 2020 erscheint für Deutschland derzeit als der optimistische Rand.

Fazit: Die Stimmung der Finanzmarktexperten hat im Februar einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Die ZEW-Konjunkturerwartungen haben sich für Deutschland und die Eurozone erheblich eingetrübt, vor allem wegen Sorgen über die Folgen der Coronavirus-Epidemie. Zwar sind die Effekte derzeit noch schwer quantifizierbar. Aber selbst bei einer schnellen Eindämmung wird Chinas Wachstum im ersten Quartal erheblich belastet. Die jüngsten Entwicklungen belegen zudem, wie fragil die deutsche Konjunktur derzeit ist. Das deutsche BIP-Wachstum wird in diesem Jahr trotz zusätzlicher Werktage kaum mehr als 1% betragen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!


Lesen Sie mehr zum Thema Nord LB im Bericht vom 18.02.2020

Deutschland: Coronavirus infiziert die ZEW-Konjunkturerwartungen - VP Bank Kolumne

Die ZEW-Konjunkturerwartungen fallen im Februar deutlich von -9.5 auf -15.7. Jetzt macht sich das Virus auch in wichtigen Konjunkturfrühindikatoren bemerkbar. Einen kleinen Vorgeschmack liefern heute die ZEW-Konjunkturerwartungen. Die in dieser Woche noch anstehenden Einkaufsmanagerindizes werden ebenfalls vom Virus gekennzeichnet sein. Das Überraschungspotenzial wird dabei auch auf der negativen Seite liegen.

Dass sich der wirtschaftliche Ausblick kurzfristig wieder eintrübt, muss nicht weiter verwundern. Covid-19 legt in Teilen Chinas das öffentliche Leben und die Produktion lahm. Das bekommt auch Europa zu spüren. Die wirtschaftlichen Einbussen werden in denjenigen Ländern, die einen engen Handel mit China haben, besonders deutlich zu spüren sein. Darunter fällt vor allem Deutschland.

Das Coronavirus kommt zur Unzeit. Zeichnete sich eben noch eine wirtschaftliche Erholung im ersten Quartal ab, ist diese kurzfristig erst einmal vom Tisch. Wenn man während der ... diese News weiterlesen!

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