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USA: Fed setzt Zinspause fort bis sich der konjunkturelle Nebel gelichtet hat - Nord LB Kolumne

21.03.2019 11:59 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Auf der gestrigen Pressekonferenz betonte Fed-Chef Jerome Powell, dass „geduldig“ bedeute, die Notenbank sei in keiner Eile eine Entscheidung treffen zu müssen. Es könne einige Zeit dauern bis sich der konjunkturelle Nebel gelichtet habe. Bild und Copyright: Mark Van Scyoc / shutterstock.com.

Am gestrigen Abend hat die Federal Reserve wie erwartet die Zinspause verlängert. Die Fed Funds Target Rate blieb unverändert bei 2,50%. Die Entscheidung war einstimmig. Das FOMC-Statement beinhaltete diesmal nur wenige Anpassungen. So habe sich die Wirtschaftsaktivität im IV. Quartal verlangsamt und die letzten Indikatoren zu den Haushaltsausgaben und Investitionen schwächten sich ab. Dagegen wurde der Arbeitsmarkt weiterhin als robust bezeichnet. Die Inflation sei zuletzt zurückgegangen, ein Resultat der gefallenen Energiepreise. Die Fed warte weiterhin „geduldig“ ab, um besser einschätzen zu können, was zu tun ist.

Am wichtigsten für die Marktteilnehmer waren diesmal die aktualisierten Projektionen – insbesondere die für die Fed Funds Target Rate. Nachdem die Notenbanker im Dezember noch von zwei Zinsanhebungen in 2019 ausgegangen waren, sehen sie jetzt (im Median) keinen mehr für das laufende Jahr voraus: Elf von 17 Gremiumsmitgliedern sind dieser Ansicht, vier erwarten noch einen Hike, zwei noch zwei Hikes. Für 2020 liegt der Median bei (knapp) noch einem Hike. Diese Projektionen fallen „dovisher“ als erwartet aus. Insofern scheinen die Notenbanker tatsächlich kalte Füße zu bekommen und durchaus konjunkturelle Gefahren für die USA zu sehen.

Die Wachstumsprojektionen wurden dagegen – im Vergleich zu den Zinserwartungen – nur leicht nach unten angepasst. Das FOMC geht für 2019 von einem BIP-Wachstum von 2,1% aus (zuletzt 2,3%). Bemerkenswert: Die Regierung erwartet ein Plus von 3,2%!

Separat veröffentlichte die Federal Reserve ihren Plan für das „Quantitative Tightening“: Demnach werden bereits im Mai die Verkäufe von US-Treasuries aus der Notenbankbilanz von derzeit USD 30 Mrd. pro Monat auf USD 15 Mrd. herabgesenkt und im September ganz beendet. Auch diese Maßnahme ist „dovisher“ als erwartet und bestätigt die Sorgen der Notenbanker.

Auf der anschließenden Pressekonferenz betonte Jerome Powell, dass „geduldig“ bedeute, die Fed sei in keiner Eile eine Entscheidung treffen zu müssen. Es könne einige Zeit dauern bis sich der Nebel gelichtet habe. Insofern dürfte die Zinspause auch durchaus einige Monate anhalten.

Trotz eines intakten Arbeitsmarktes sieht die Fed Gefahren für die US-Konjunktur – vor allem aufgrund externer Faktoren. Zudem scheint sie den aktuellen Leitzins bereits als ausreichend hoch anzusehen, besonders im Lichte zuletzt rückläufiger Inflationsraten. Deswegen hält sie die Füße richtigerweise still. Dennoch halten wir die aktuellen Konjunktursorgen – zumindest für die USA – für übertrieben, da die US-Binnenwirtschaft anhaltende Stärke aufweist. Sollte sich der wabernde Nebel aus den externen Themen Brexit und Handelskonflikt in den kommenden Monaten halbwegs positiv lichten, können wir uns eine Zinsmaßnahme der Fed noch gut vorstellen.

Die Kapitalmärkte reagierten entsprechend: Die Aktienmärkte wiesen eine Zick-Zack-Bewegung auf (niedrige Zinsen, aber Konjunktursorgen) und der Euro zog auf über 1,1420 USD an. Die Renditen 10J Bunds fielen auf unter 0,07%, jene der 10J US-Treasuries auf unter 2,53%.

Fazit: Die Fed hat sich ein Taubennest gebaut: Wie erwartet wurde der Leitzins bei 2,50% belassen, allerdings gehen die Notenbanker statt von noch zwei Hikes in 2019 nun von einer Zinspause bis ins nächste Jahr aus. Begründet wird diese verlängerte Pause mit unsicheren Konjunkturaussichten – vor allem aufgrund externer Faktoren – und der niedrigen Inflation. Zudem wird das „Quantitative Tightening“ bereits im Mai verringert und im September beendet – früher als erwartet. Unseres Erachtens haben allerdings Witterung und Shutdown zu Verzerrungen in den US-Daten geführt, so dass man nicht zu schwarz malen sollte. Wir rechnen aufgrund des stabilen Arbeitsmarkts und einer robusten Binnenkonjunktur perspektivisch mit einer Beschleunigung des Wachstums und anziehender Inflation und gehen entsprechend noch von einem Handlungsbedarf der Fed in 2019 aus.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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