US-Arbeitsmarkt: Mit dem zweiten Blick sieht man besser - Nord LB Kolumne

In den USA sind vor einigen Minuten aktuelle Zahlen zur Lage am Arbeitsmarkt veröffentlicht worden. Diesen Angaben folgend zeigt sich im Juli ein Beschäftigungsaufbau außerhalb der Landwirtschaft um lediglich 157.000 Personen. Allerdings wurden die Zahlen zu den im Juni und Mai geschaffenen neuen Stellen deutlich nach oben revidiert. Die separat erhobene Arbeitslosenquote ist am aktuellen Rand leicht auf nun 3,9% gefallen.

Die Daten zur aktuellen Beschäftigungssituation präsentieren sich in der Summe also sicherlich nicht nachhaltig schwach. Allerdings hatten mache Anleger in der Folge der recht positiven Entwicklung der Arbeitsmarktkomponente des ISM PMI Manufacturing und nach den erfreulichen Zahlen zum Beschäftigungsindex des Personaldienstleisters ADP vielleicht doch mit noch etwas positiveren Angaben in der offiziellen Arbeitsmarktstatistik gerechnet. Dennoch darf man unserer Auffassung nach nicht von einer wirklich negativen Überraschung sprechen. Dies gilt insbesondere unter Berücksichtigung der an der Zeitreihe zum Beschäftigungsaufbau vorgenommenen Revisionen. Lediglich positive Überraschungen sind heute weitgehend ausgeblieben – eine Tatsache, die wohl nur ausgeprägte Pessimisten als unerfreuliche Nachricht interpretieren werden.

Erfreulich ist der Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne. Diese konnten im Juli um 0,3% M/M zulegen; damit notiert die Jahresrate bei immerhin 2,7%. Allerdings wurden die Juni-Zahlen leicht nach unten revidiert. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Arbeitnehmer in den USA ganz offensichtlich zunehmend in der Lage sind, höhere Gehaltsforderungen am Markt auch durchzusetzen. Diese Nachricht passt gut zu den sich mehrenden Hinweisen auf einen Fachkräftemangel in den USA. Die im Rahmen der Erhebung des ISM PMI Manufacturing gesammelten verbalen Rückmeldungen von Firmen haben beispielsweise klare Hinweise in diese Richtung geliefert. Einige Befragungsteilnehmer gaben unmissverständlich zu Protokoll, aufgrund eines Mangels an qualifiziertem Personal größere Probleme bei der Besetzung von offenen Stellen zu haben.

Trotz der unternehmensfreundlichen Regelungen im Arbeitsrecht sind die Angaben zur Beschäftigungssituation auch in den USA kein vorlaufender (sondern eher ein gleichlaufender) Konjunkturindikator. Angesichts des zuletzt zu beobachtenden starken US-Wirtschaftswachstums, welches sich aufgrund eines nun wohl nötigen Aufbaus von neuen Vorräten wohl auch im III. Quartal nicht nachhaltig geschwächt präsentieren dürfte, stellen die in der Summe sicherlich nicht unfreundlichen aktuellen Angaben zur US-Beschäftigungssituation unserer Auffassung nach grundsätzlich keine große Überraschung dar. Der Trend zu einer grundsätzlich positiven Entwicklung am US-Arbeitsmarkt sollte perspektivisch auch anhalten können. Allerdings darf man wohl nicht davon ausgehen, dass die Wirtschaft der USA weiterhin Monat für Monat mehr als 200.000 neue Stellen wird schaffen können. Dies sollte auch der sich in den USA immer klarer abzeichnende Fachkräftemangel verhindern.

Fazit: Die heute gemeldeten offiziellen Zahlen zur Beschäftigungssituation in den USA dürfen unserer Auffassung nach nicht zu negativ interpretiert werden. Unter Berücksichtigung der Revisionen lag der Stellenaufbau ziemlich genau im Rahmen unserer Erwartungen. Der eine oder andere Beobachter hatte aufgrund einiger jüngst zu beobachtenden erfreulichen Zahlen zur Lage am US-Arbeitsmarkt vielleicht etwas zu ambitionierte Erwartungen. In der Summe bleibt die Beschäftigungssituation im Land der unbegrenzten Möglichkeiten grundsätzlich erfreulich, wobei es immer mehr Hinweise auf einen Fachkräftemangel gibt, welcher den weiteren Personalaufbau der Unternehmen in den USA nun zu behindern scheint.

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