USA: Auf dem zweiten Blick gute Arbeitsmarktzahlen! - Nord LB Kolumne

Vor wenigen Minuten sind in den USA aktuelle Zahlen zur Lage am Arbeitsmarkt veröffentlicht worden. Im Berichtsmonat Juni betrug der Beschäftigungsaufbau 213.000 Personen. Die neugeschaffenen Stellen in den beiden Vormonaten wurden um 37.000 nach oben revidiert, so dass in der Summe der Stellenzuwachs über den Erwartungen lag. Die Arbeitslosenquote dagegen zog etwas unerwartet auf 4,0% an. Der Lohnzuwachs betrug 0,2% M/M.

An genau dem Tag, an dem US-Präsident Trump mit dem Wirksamwerden neuer US-Zölle die bisher größte Keule im Handelskonflikt herausholt und das Risiko für eine zukünftige globale Wirtschaftsabschwächung erhöht, werden US-Arbeitsmarktzahlen präsentiert, die noch einmal einen eindrucksvollen Beschäftigungsaufbau im Land der unbegrenzten Möglichkeiten belegen. Dass sich die Möglichkeiten für dieses Land allerdings perspektivisch durch die „Selbstkastrierung“ über die Erhebung von Zöllen verringern, gilt unter Volkswirten als ziemlich wahrscheinlich. Insofern genießen wir noch einmal die guten Zahlen vom Arbeitsmarkt, solange es sie gibt!

Die gestiegene Arbeitslosenquote ist nur auf dem ersten Blick unerfreulich: Tatsächlich ist dies dem deutlichen Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen geschuldet, was positiv zu sehen ist, da es ein Beleg für die gute Verfassung auf dem Arbeitsmarkt ist. Mit dem überraschend deutlichen Beschäftigungsaufbau und trotz des Anziehens der Arbeitslosenquote kann deswegen von einer guten Entwicklung auf dem US Arbeitsmarkt gesprochen werden. Die gestrigen etwas enttäuschend ausgefallenen ADP-Beschäftigungsdaten hatten zuletzt die Flüsterschätzungen etwas gedrückt, so dass die heutigen Zahlen sogar nochmals etwas positiver als erwartet zu bezeichnen sind. Der Jobaufbau unterstützt den Konsum – die Konjunkturlokomotive bleibt unter Dampf!

Ein besonderer Blick sollte auf die Löhne geworfen werden: Der Lohnanstieg von 0,2% M/M sorgt für eine konstante Jahresrate von 2,7%. Der Auftrieb präsentiert sich damit etwas weniger dynamisch als erwartet. Aktuelle Zahlen zur generellen Preisentwicklung wird es bereits in der kommenden Woche geben und wir gehen von einer Inflationsrate im Juni von 2,9% Y/Y aus. Zusammen mit einer zu erwartenden Kernrate von 2,3% Y/Y nimmt der Preisdruck also tatsächlich zu.

Für die Geldpolitik der Federal Reserve bedeuten die Zahlen und das Umfeld zunächst (noch), dass die behutsame Normalisierung des Zinsniveaus fortgesetzt wird. Die US Jobmaschine bleibt intakt. Der Lohnanstieg setzt sich fort. Die Federal Reserve wird somit im 2. Halbjahr erneut agieren. Ob es in 2018 tatsächlich noch zu zwei weiteren Zinsanhebungen kommt hängt davon ab, ob die Konjunktur- und Inflationszahlen auch in den Herbstmonaten weiter so robust ausfallen und ob die aktuellen politischen Handelsstreitigkeiten Auswirkungen auf Konsum- und Investitionsbereitschaft haben werden.

Fazit: Am Tag, an dem mit neuen Handelszöllen eine „nasse Decke der Unsicherheit“ auf die globale Wirtschaftsentwicklung gelegt wurde, bestätigte der US-Arbeitsmarktbericht wieder, dass die Jobmaschine rund läuft. Die guten Zahlen belegen nicht nur eine hohe Zuversicht der Unternehmen, sondern lassen auch eine fortgesetzte starke Konsumnachfrage erwarten. Dieses erfreuliche Gemisch wird die Federal Reserve als Argument heranziehen, in Zukunft weitere Zinsanhebungen vorzunehmen. Ob es in 2018 noch zwei Zinsschritte geben wird, hängt vor allem von den zukünftigen Daten ab. Hierbei spielen insbesondere die Vertrauensumfragen unter Unternehmen und Konsumenten als Frühindikatoren für die handelspolitischen Verwerfungen eine wichtige Rolle. Eine Verunsicherung unter Investoren oder Verbrauchern könnte ein Abwarten der Fed durchaus bewirken.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!