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Großbritannien: Wachstum verliert deutlich an Schwung - Nord LB Kolumne

27.04.2018 17:05 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Andrea / shutterstock.com.

Das Office for National Statistics (ONS) veröffentlichte in London soeben erste Vorausschätzungen zur Entwicklung des BIP im Vereinigten Königreich im I. Quartal. Demnach hat die britische Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn gegenüber dem Vorquartal preis- und saisonbereinigt lediglich um 0,1% Q/Q zugelegt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ergibt sich eine Ausweitung des BIP um 1,2% Y/Y. Diese Daten liegen noch unterhalb der ohnehin recht defensiven Erwartungen und zeigen damit ganz eindeutig, dass die Wachstumsdynamik weiter nachgegeben hat. Auf Jahressicht handelt es sich immerhin um das niedrigste Wirtschaftswachstum seit über fünf Jahren. Da ist auch die Aufwärtsrevision der Vorquartalsdaten lediglich ein schwacher Trost.

Wir fühlen uns vor dem Hintergrund der zuletzt vermeldeten Wirtschaftsdaten in unserer eher vorsichtigen Einschätzung der konjunkturellen Rahmenlage in Großbritannien durchaus bestätigt und rechnen für das Gesamtjahr auch weiterhin mit einem BIP-Anstieg von lediglich etwa 1%. Bereits die einschlägigen Stimmungsindikatoren hatten in den vergangenen Monaten eine merkliche Eintrübung signalisiert. Insbesondere im Bausektor war es zuletzt zu einem regelrechten Stimmungseinbruch gekommen.

Entsprechend bleiben auch die Perspektiven für die kommenden Monate eher verhalten. Angesichts der nach wie vor erhöhten Inflation sehen sich die Konsumenten auf der britischen Insel einem gewissen Kaufkraftverlust gegenüber, der vor allem die Aussichten für die Binnennachfrage dämpft. Aber auch die Perspektiven für die Investitionen waren schon besser. Zwar dürften die zwischenzeitlich vereinbarten nächsten Etappen mit Blick auf Brexit und die Nach-Brexit-Zeit die Verunsicherung ein wenig gemildert haben. Gleichwohl bleibt der Brexit-Prozess von vielen Unwägbarkeiten und Unsicherheit begleitet, was naturgemäß auf die Investitionen drücken sollte – sowohl auf die aus dem Inland als auch auf die ausländischen Direktinvestitionen.

Mit der zwischenzeitlichen Einigung auf eine an den formalen Brexit anschließende Übergangsperiode haben die Verhandlungspartner zunächst einmal Zeit erkauft. In dieser Phase sollen die bisherigen Regelungen Bestand haben und die Details der Beziehungen zwischen UK und der EU vereinbart werden. Der aktuelle Stand der Verhandlungen deutet allerdings darauf hin, dass die EU an ihren – aus britischer Sicht – harten Vorstellungen festhalten wird. Auch dies spricht nicht gerade für einen übermäßigen Konjunkturaufschwung in den kommenden Quartalen.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Wachstumszahlen dürften auch die Entscheidungen der Bank of England (BoE) nicht einfacher werden. Nachdem sich die Markterwartungen bereit in Richtung eines Zinsschrittes der BoE im Mai verschoben hatten, sorgte Notenbankchef Carney für Verunsicherung: Er sprach davon, dass im MPC verschiedene Ansichten aufeinandertreffen werden und man ja noch weitere Optionen für eine Zinserhöhung in diesem Jahr habe. In der Summe klang Carney damit wenig hawkish. Gleiches gilt für die nun veröffentlichten Wachstumsdaten.

Fazit: Nach vorläufigen Berechnungen hat die britische Wirtschaftsleistung im I. Quartal um 0,1% Q/Q zugelegt. Damit zeigt sich nun auch an den harten Daten, was die Stimmungsindikatoren zuletzt immer deutlicher avisiert haben: Das britische Wirtschaftswachstum verliert deutlich an Dynamik. Hierfür ist eine Reihe an Gründen verantwortlich. In erster Linie ist es aber die Kombination aus erhöhter Inflation und damit verbundener Kaufkraftverluste der Konsumenten sowie die auf die Investitionsneigung drückende Verunsicherung im Zusammenhang mit dem Brexit-Prozess. Nicht einfacher wird damit auch die Aufgabe der BoE. Nachdem ein Zinsschritt im Mai für die meisten Marktbeobachter bereits ausgemachte Sache schien, darf man nicht überrascht sein, wenn die Notenbanker einen Zinsschritt im Mai wieder abblasen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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