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US-Handelspolitik: Die Kunst des Handelskrieges - Nord LB Kolumne

09.03.2018 14:25 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: JStone / shutterstock.com.

Die von Donald Trump angekündigten US-Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte werden nun umgesetzt. Ganz generell gesprochen will die Regierung der Vereinigten Staaten Einfuhrsteuern von 25% beziehungsweise 10% auf Stahl- und Aluminiumimporte erheben, um damit offensiver Protektionismus zu betreiben.

Mexiko und Kanada werden von dieser Regelung zunächst ausgenommen. Dieses Faktum zeigt, dass die US-Regierung der Freihandelszone NAFTA noch eine Chance geben will. Mit Blick auf die eher festgefahrenen Verhandlungen zur Rettung des Abkommens muss allerdings schon festgehalten werden, dass sich der Druck der USA auf die Partner nun deutlich erhöht hat. Washington fordert also sehr nachdringlich Zugeständnisse von Mexiko und Kanada.

Auch andere Länder können noch Ausnahmen erwirken. Die Kriterien für entsprechende Regelungen sind bisher allerdings unklar. Offenkundig spielen sicherheitspolitische Überlegungen an dieser Stelle eine große Rolle. Interessanterweise muss Donald Trump sein Vorhaben zur Erhebung von Strafzöllen auch mit Bedenken bezüglich der Verteidigungsfähigkeit der USA begründen. Ihm fehlt nämlich weitgehend die Unterstützung seiner eigenen Partei. Spätestens seit Ronald Reagan sind die Republikaner ohne jeden Zweifel eine Gruppierung, die sich aus Überzeugung für den internationalen Freihandel einsetzt. Nach der jüngst beschlossenen Steuerreform hatten viele Beobachter Donald Trump in die Nähe des 40. US-Präsidenten gestellt. Der aktuelle Regierungschef glaubt jedoch eindeutig nicht ohne Vorbehalte an die Vorteile des internationalen Handels für die USA. Die Ausrichtung der neuen Handelspolitik in Washington zeigt daher sehr klar, dass Donald Trump keine rotblonde Kopie Ronald Reagans ist. Zudem offenbart sich, dass die aktuelle US-Regierung einen bilateralen Fokus ihrer Handelspolitik bevorzugt. Man will ganz eindeutig mit einzelnen Ländern über Ausnahmen verhandeln.

An den internationalen Finanzmärkten sind jüngst natürlich größere Sorgen bezüglich eines drohenden globalen Handelskrieges aufgekommen. Der Rücktritt Gary Cohns hat diese Bedenken sogar noch verstärkt. Entsprechend kam der US-Dollar unter Druck. Auch die durch Zinssorgen ohnehin schon belasteten internationalen Aktienmärkte haben nach der Vorstellung der handelspolitischen Pläne Donald Trumps weiter gelitten. Aktuell präsentieren sich die Marktteilnehmer allerdings schon wieder etwas gelassener.

Die anderen Länder werden sich nun entscheiden müssen, wie sie auf die neue Ausrichtung der US-Handelspolitik reagieren wollen. In der Summe kann es also schon dazu kommen, dass mit den zu erwartenden Antworten auf die Maßnahmen Washingtons und den dann zu befürchtenden neuen Maßnahmen Washingtons zu einer Art Handelskrieg kommen könnte. Dies wäre natürlich negativ für die Weltwirtschaft. Allerdings bleiben wir bei der Einschätzung, dass niemand ein tatsächliches Interesse an einer Verschärfung des Konfliktes hat. Dies gilt auch für die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen in den USA. Die Gleichung „ein Land mit Leistungsbilanzdefizit profitiert von Protektionismus“ ist ohne Zweifel viel zu einfach.

Fazit: Die Hinwendung der USA zum Protektionismus ist sicherlich eine Gefahr für die Weltwirtschaft. Allerdings hat wohl niemand ein wirkliches Interesse an einem globalen Handelskrieg. Unserer Auffassung nach liegt die Kunst des Handelskrieges vor allem darin, ihn nicht zu führen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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