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Wein als Geldanlage: So funktioniert der Sekundärmarkt - Teil 2

31.12.2017 09:16 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Sean Pavone / shutterstock.com.

Der Grand-Cru-Markt ist stark reguliert und abgeschottet. Verkaufen können Weingüter nur über Zwischenhändler. Die négotiants sitzen zwischen Erzeuger und Händler und kassieren pauschal zwei Prozent. An ihnen ist es auch, als erste einzuschätzen, ob der Preis des jeweiligen Weinguts marktgerecht ist. Mit einem Auge auf die aktuelle Qualität und dem anderen auf die zu erwartende Preisentwicklung im Marktumfeld muss er seine Kaufentscheidung oder die seines Kunden treffen.

Mit diesem Konstrukt wollte man Marktungleichheiten verhindern. Sie sind außerdem für eine gewisse Streuung der Ware verantwortlich. So bekommen Stammkunden auch in ertragsschwachen Jahren ihren Teil. Hier gibt es altgediente Verbindungen, die Mengen mit Qualitäten, Liefer- und Abnahmemengen ausbalancieren.

Wo entstehen die Preise im Sekundärmarkt?

Neben dem Handelsplatz Bordeaux ist nicht etwa Paris der wichtigste Absatzmarkt für Grands Crus, sondern London. Wie so viele andere Alkoholika von Sherry bis Cognac hatte der Seefahrt- und Handelsriese Großbritannien historisch erheblichen Anteil an der Entwicklung des Bordeaux´. Seit dem 19. Jahrhundert schon decken sich hier wohlhabende Briten mit Flaschen für die kühlen Keller ihrer Landanwesen ein. Der traditionelle Spaß am Handel macht die Hauptstadt bis heute zum Trendmesser für Bordeaux-Preise. Der an der London Stock Exchange gelistete Index Livex bildet das ab.

Letztlich muss die Ernte aber auf dem Markt abgesetzt werden. Der ist zwar fast immer hungrig nach Bordeaux Grands Crus. Aber nicht immer zum selben Preis. Und auch Händler haben mitunter volle Lager. Package deals mit alten Jahrgängen mindern die Verkäufe des aktuellen Jahrgangs.

Welche Faktoren bedingen die Preisentwicklung?

Bei Preisrallyes, die sich über Jahre hinziehen, brechen zuerst kleine und mittlere Händler weg. In der hochtechnisierten Produktionswelt bekommen sie für ihr Geld vergleichbare Qualitäten in anderen Anbaugebieten zu deutlich günstigeren Preisen. Ihre Endkunden, die ebenso in Budgets denken, ziehen sie dann mit. Anbauregionen mit großer Klimasicherheit wie etwa Chile produzieren nicht nur mit weniger Risiko, sondern auch viel preiswerter. Zieht man dann noch den obligatorischen Marken-Aufschlag des Bordeaux Grand Cru ab, lebt es sich für manchen Liebhaber leichter.

Auf der anderen Seite erschließen sich immer neue Märkte. In den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts waren Japaner noch Exoten bei den Primeurs. Später entdeckten reiche Russen die Weine für sich, heute wollen immer mehr Chinesen Bordeaux und sonst nicht viel. Keine andere Region hat in dem Riesenmarkt das Standing der Bodelaiser. Der Durst der Neukunden treibt die Preise naturgemäß nach oben. Die Produktion der Weine ist jedoch begrenzt. Und das kann den Anleger zunächst nur freuen. In den letzten Jahren hat es immer wieder Probleme mit Fälschungen gegeben. Aber die Käufer werden sattelfester und die Produzenten erhöhen mit elektronischen Markierungen die Sicherheit.

Ein immer wieder zu beobachtendes Phänomen ist aber, dass neue Märkte erst mal kräftig hinlangen, nach einigen Jahren aber deutlich an Lust verlieren, um sich dann meist auf einem stabilen, eher niedrigen Niveau zu konsolidieren. In China mit seiner wachsenden Mittelschicht und den 1,4 Milliarden potenziellen Kunden ist zwar noch einiges zu erwarten. Viele Winzer sind selbst schwer aktiv in dem Markt. Aber auch hier wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Unter dessen müssen Produzenten und Händler sehen, dass sie alte Stammkunden nicht zu sehr verprellen. Auf die kann man sich immerhin verlassen, solange man einen gewissen Preisrahmen einhält.

Wie tickt der Sekundärmarkt

Die Weine werden mit den Jahre besser - und weniger. Was einmal ausgetrunken ist, kommt nicht mehr zurück. Also eigentlich ideale Voraussetzungen für langfristige Gewinne. Die spiegeln sich auch in den Verläufen der Fonds und des Livex.

Letztlich reagiert Fine Wine ziemlich sensibel auf allgemeine Marktschwankungen. In Zeiten, in denen die Wirtschaft allgemein schlecht läuft, wenden sich Kunden erfahrungsgemäß zuerst von Luxusgütern ab, die verzichtbar sind. Weine zum Flaschenpreis von über hundert Euro gehören zweifelsfrei dazu. Das machte sich in der Bankenkrise 2008 schmerzlich bemerkbar. Anleger, die zweistellige Gewinnmargen gewohnt waren, mussten auf einmal Verluste notieren. Von dem Einbruch hat sich der Markt bis heute nicht völlig erholt.

In China ehrt der Wert eines Geschenks sowohl den Schenker als den Beschenkten. So avancierten dort französische Weinflaschen in teuren Kisten verpackt zu sehr beliebten Aufmerksamkeiten unter Geschäftspartnern. Bis die Anti-Korruptions-Gesetzes 2013 in Kraft traten. Die Novelle trafen viele Bordelaiser hart.

Trotzdem sind die Einlagen eine recht gute Teilstrategie. Nur sollte man sie nicht am Ende austrinken.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne von Matthias Stelzig, Weinjournalist. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!


Lesen Sie mehr zum Thema Wein im Bericht vom 30.12.2017

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