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USA: Kontinuität durch Jerome Powell als zukünftigen Fed-Präsidenten - Nord LB Kolumne

03.11.2017 11:33 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Mark Van Scyoc / shutterstock.com.

Endlich hat sich Donald Trump entschieden: Im Rosengarten des Weißen Hauses stellte er gestern Jerome Powell als zukünftigen Vorsitzenden der Federal Reserve vor. Der Senat muss den Beschluss nur noch bestätigen. Damit endet die Amtszeit der aktuellen Fed-Präsidentin Janet Yellen Anfang Februar 2018.

Aus den bisherigen Erfahrungen dürfte Powell für Kontinuität an der Spitze der weltweit wichtigsten Notenbank stehen. Er ist seit 2011 als Governor im FOMC und wurde damals noch von Barack Obama vorgeschlagen. Er gehört der republikanischen Partei an und war somit auch für Trump erste Wahl. Im Gegensatz zu den beiden anderen möglichen Kandidaten John Taylor und Kevin Warsh kann Powell nicht als geldpolitischer Falke bezeichnet werden, vielmehr dürfte er vielleicht marginal hawkisher als seine Vorgängerin Yellen eingestellt sein. Beim Thema Deregulierung ist er etwas offener, er wird als Kenner dieses Fachs angesehen.

Powell gilt als konsensbestrebt, so dass er im FOMC-Gremium sicherlich verstärkt hohen Wert auf die Meinungen der anderen Mitglieder legen wird. Insofern kommt der noch ausstehenden Nominierung von vier weiteren Governors durch Trump hohe Bedeutung bei – der US-Präsident kann hierbei sicherlich bei der Auswahl der Kandidaten noch einen gewissen Einfluss geltend machen.

Aus derzeitiger Sicht ist damit zu rechnen, dass mit Powell eine Fortsetzung der langsamen Normalisierung der Geldpolitik erfolgen wird: So ist von mindestens zwei Zinsanhebungen in 2018 auszugehen. Traditionell scheinen allerdings neue Fed-Vorsitzende bestrebt zu sein, beim Kampf gegen Inflationsgefahren zunächst forscher vorzugehen (um Inflationserwartungen im Keim zu ersticken), so dass sich die Wahrscheinlichkeit von drei Zinsanhebungen in 2018 sicherlich erhöht hat. Zudem läuft die US-Konjunktur aktuell sehr gut.

Die Tatsache, dass nicht ein geldpolitischer Falke wie John Taylor den Chefposten erhält, erfreut die Aktienmärkte am heutigen Morgen. Gleichzeitig gehen die Renditen der Benchmarkanleihen leicht zurück, der US-Dollar hat im Vergleich zu gestern nur marginal verloren.

Für die kurzfristige Geldpolitik bleibt alles beim Alten: Die scheidende Fed-Vorsitzende Yellen wird sich im Dezember mit einer weiteren moderaten Zinsanhebung auf dann 1,50% verabschieden. Mit zusammen fünf Zinsanhebungen und den im Oktober eingeleiteten ersten Wertpapierverkäufen (Quantitative Tightening) ist es ihr gelungen, die geldpolitische Wende nach der großen Rezession zu zementieren und ihrem Nachfolger Powell ein geordnetes Feld bereitet zu haben.

Dennoch bleiben die Herausforderungen für Powell groß – vielleicht auch gerade in diesem so scheinbar ruhigen Umfeld. Weiterhin gilt es als Rätsel, warum bei Wachstumsraten von 2% bis 3% die Inflationsrate nicht deutlicher anzieht und warum angesichts einer niedrigen Arbeitslosenquote von 4,2% die Löhne nur verhalten ansteigen. Angesichts dieser derzeit ungelösten Fragestellungen ist die Gefahr einer zukünftigen nicht adäquaten Geldpolitik – einem Übersteuern oder einer zu vorsichtigen Normalisierung – nicht ganz von der Hand zu weisen. Powell und die NotenbankerInnen im FOMC werden hier umsichtig vorgehen müssen, um nicht – nach mittlerweile fast einem Jahrzehnt hoher Wachstumsraten und fallender Arbeitslosenquote – die nächste Rezession zu verursachen. Eine anstehende Steuerreform mit ihren Implikationen für Wachstum und Inflation muss in diesem Kontext auch noch berücksichtigt werden. Viel Glück, Herr Powell!

Fazit: Der von Donald Trump nominierte Jerome Powell als zukünftiger Fed-Präsident ist sicherlich der Kandidat der Kontinuität! Er ist langjähriger Governor im FOMC und dürfte die langsame Normalisierung der Geldpolitik seiner Vorgängerin fortsetzen. So ist für 2018 mit zwei Zinsanhebungen zu rechnen, möglich sind sicherlich auch drei. Frau Yellen wird sich im Dezember dieses Jahres mit einem weiteren Zinsschritt verabschieden. Wenngleich das Umfeld derzeit ruhig erscheint, sind die Herausforderungen für Powell groß!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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