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Medigene: Eine Spekulation vom Schlage Kite Pharma?

30.08.2017 16:54 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Bild und Copyright: Medigene.

Da lässt sich Gilead Sciences die Übernahme von Kite Pharma satte 11,9 Milliarden Dollar und 29 Prozent Bewertungsaufschlag kosten, nachdem die Kite Aktie in den Monaten zuvor dank guter Nachrichten aus der Forschungspipeline bereits einen Höhenflug erlebte. Der Deal sorgt für einen neuen Anflug von Übernahmephantasie im Biotechsektor, einige Kurse steigen deutlich. Doch ausgerechnet die Aktie eines Biotechunternehmens, das in einer ähnlichen Richtung wie Kite Pharma forscht, reagiert auf den Milliardendeal kaum: Die Medigene Aktie.

Eins zu eins vergleichbar sind Kite Pharma und Medigene zwar nicht, doch man forscht in ähnliche Richtungen. „Die noch in diesem Jahr erwarteten FDA-Zulassungen von Novartis und Kites CAR-T-Therapien zur Behandlung von B-Zell-malignen Erkrankungen werden zu echten vielversprechende Krebstherapieoptionen für Patienten. Darüber hinaus unterstützt die kürzlich angekündigte Absicht von Gilead, Kite Pharma zu übernehmen, die kommerzielle Anziehungskraft dieser innovativen therapeutischen Ansätze. Medigene ist an der Entwicklung der zweiten Welle der adoptiven Zelltherapien beteiligt, die auf T-Zellrezeptor-modifizierten Zellen basiert. Diese könnten verwendet werden, um zusätzliche Tumortypen zu adressieren”, sagt Medigene-Chefin Dolores Schendel. Im jüngsten 4investors-Interview mit dem neuen Medigene-Finanzchef Thomas Taapken hat dieser die Ansätze von Kite Pharma und Medigene verglichen:

www.4investors.de: Was unterscheidet den Ansatz, den Medigene erforscht, von der Konkurrenz wie zum Beispiel Kite Pharma oder anderen?


Taapken:
Kite Pharma arbeitet mit CAR-Ts (Chimeric Antigen Receptor T-Zellen). Diese sind künstliche Rezeptoren, sie bestehen u.a. aus Antikörperfragmenten zur Identifizierung von Antigenen auf Tumorzellen. Sie werden auf T-Zellen in ähnlicher Weise wie TCRs übertragen. TCR-Technologien im Allgemeinen verwenden ausgewählte (und möglicherweise modifizierte) T-Zell-Rezeptoren, also den natürlichen Rezeptortyp aus der T-Zelle. Der Hauptvorteil von TCRs ist, dass sie an Zielstrukturen ansetzen können, die aus dem inneren einer Zelle kommen, und damit an signifikant mehr potenziellen Zielen als CAR-Ts. Diese können nur Antigene an der Oberfläche von Zellen erkennen. Dadurch können möglicherweise viel mehr Tumor-Indikationen mit TCR-basierten Therapien behandelt werden.

Medigene selbst isoliert ihre TCRs in einem zweistufigen Prozess mit Hilfe von dendritischen Zellen und T-Zellen aus dem Blut von gesunden Spendern, es handelt sich dabei um natürliche TCRs, die nicht modifiziert werden – im Gegensatz zu Ansätzen anderer Unternehmen. Dies ist möglich, da Medigene die technischen Möglichkeiten besitzt, parallel viele tausende T-Zellklone gleichzeitig automatisiert zu untersuchen, um geeignete TCR-Kandidaten zu finden. Wir gehen davon aus, dass wir damit schneller und effizienter arbeiten können als unsere Wettbewerber.


Medigene will die eigens für die Screenings entwickelte Roboterplattform in den nächsten Tagen auf einem Kongress in den USA vorstellen. Man präsentiere „aktuelle Proof-of-Concept-Daten zu den beobachteten T-Zell-Reaktionen gegen vier von sieben ausgewählten Neoantigenen und die schnelle Identifizierung von mutations-spezifischen TCRs innerhalb von nur acht Wochen”, kündigt Medigene am Mittwoch an. Die Technologie könnte potenzielle Kooperationspartner anlocken, nachdem Medigene vor knapp einem Jahr bereits einen Deal mit bluebird bio bekannt gegeben hat, der enorm viel Aufmerksamkeit erhielt und eine Kursrallye der Medigene Aktie auslöste. Es war die Ausgangsbasis für die Hausse, die erst im Januar dieses Jahres bei 15,24 Euro endete.

„Gesteigertes Interesse von Seite der Pharmaindustrie”

Nachdem die Kursrallye von Kite Pharma eng mit Fortschritten in der Medikamentenpipeline zusammen hing, lohnt der Blick in Medigenes Entwicklungs-Agenda. Zuletzt hat die Gesellschaft einen Antrag für eine Phase I/II-Studie mit der TCR-Immuntherapie MDG1011 in drei Blutkrebsindikationen eingereicht. Ende 2017 soll die Studie beginnen, so die derzeitige Zeitplanung - es wäre ein wichtiger Meilenstein für die Süddeutschen. Man liege im Zeitplan, sagte Taapken zuletzt gegenüber 4investors. Im Rahmen einer laufenden Phase I/II-Studie im Bereich der DC-Vaccine will Medigene noch in diesem Jahr die Patientenrekrutierung abschließen. Bis Ergebnisse vorliegen, wird der Kalender aber die zweite Jahreshälfte 2019 anzeigen.

Aus der bluebird-Kooperation hat Medigene zudem die ersten Einnahmen in Höhe von 2,2 Millionen Euro durch F+E-Finanzierung vom Kooperationspartner realisiert, wie die Halbjahreszahlen des Unternehmens zeigten. Man habe „gesteigertes Interesse von Seite der Pharmaindustrie nach dem bluebird bio-Vertragsabschluss festgestellt”, so Taapken im jüngsten Interview - für Medigene könnten neue Kooperation dieser Art unter anderem auch den Ausbau des Standbeins Dienstleistungen bedeuten, obwohl die Süddeutschen sich bisher vor allem als Entwickler von Immuntherapien sehen. Das Interesse könnte weiter steigen, wenn ein erster der bis zu vier TCR-Kandidaten für die angestrebte klinische Entwicklung ausgewählt und damit ein weiterer wichtiger Meilenstein erreicht wird.

Mittlerweile gibt es auch Anzeichen, dass sich die Medigene Aktie aus der schlappen Entwicklung der vergangenen Monate befreien könnte. Am Mittwoch klettert der Aktienkurs des Unternehmens um mehr als 4 Prozent auf 9,577 Euro. Eine wichtige charttechnische Widerstandszone mit Widerstandsmarken zwischen 9,70/9,90 Euro und 10,17/10,36 Euro liegt in der Nähe. Ein Ausbruch hierüber könnte für den TecDAX-Wert nach der jüngsten Abwärtsbewegung von 15,24 Euro auf 8,527 Euro die charttechnische Wende in einen Aufwärtstrend bedeuten. Ob das klappt, bleibt abzuwarten. In jedem Fall sind die Signale für interessante letzte vier Monate des Jahres 2017 bei Medigene gesetzt.

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