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US-Regierungschaos und Terror in Barcelona treiben Investoren in sichere Anleihen - National-Bank

18.08.2017 09:07 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Das Protokoll der über die jüngste Tagung des EZB-Rats war in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Zum einen äußerten sich die Notenbanker zur Währungsentwicklung, was sehr selten der Fall ist, da der Fokus nicht auf der Währung liegt, sondern auf Preisstabilität. Und während der letzten Pressekonferenz wurde Mario Draghi nach der Währungsentwicklung gefragt, vermied aber konkrete Aussagen. Nun fand sich im Protokoll eine verklausulierte Warnung in Richtung Kapitalmärkte, die Aufwertung des Euro nicht zu stark anzutreiben. Zugleich machten die Aussagen deutlich, dass die europäischen Notenbanker davon ausgehen, dass ein Teil der Aufwertung auf die geänderten Rahmenbedingungen zurückzuführen ist. Schließlich ist unübersehbar, dass die Wirtschaft hierzulande Fahrt aufnimmt und die Wachstumsdynamik in den USA abgenommen hat. Zum anderen werden sich die Notenbanker hinsichtlich der Kommunikation zur Geldpolitik in Zurückhaltung üben, damit die Kapitalmärkte die Aussagen nicht überinterpretieren. Dieses Vorgehen ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Marktreaktionen auf die Aussagen Mario Draghis in Sintra zurückzuführen.

Entsprechend dürfte es, wie es bereits berichtet wurde, auf der Tagung in Jackson Hole Ende nächster Woche keine neuen Erkenntnisse über die Geldpolitik der EZB geben. Bei der EZB dürfte die Einschätzung gereift sein, dass eine gewisse Intransparenz hinsichtlich geldpolitischer Entscheidungen vielleicht doch hilfreich ist, auch wenn die Kapitalmärkte nach immer mehr Transparenz verlangen. Gerade vor dem Hintergrund der entscheidenden Weichenstellungen, die die EZB in den kommenden Monaten vornehmen wird, dürfte es durchaus sinnvoll sein, weniger zu kommunizieren. Letztlich dürfte sich die EZB sowieso bis zu ihrer Oktoberratssitzung Zeit nehmen, bevor eine Entscheidung zur Reduzierung des geldpolitischen Stimulus getroffen wird.

An den Kapitalmärkten spielte das Protokoll der EZB-Ratstagung zwar eine Rolle. Doch vor allem das anhaltende Regierungschaos in den USA sowie am späten Nachmittag der terroristische Akt in Barcelona sorgten für die Flucht in sichere Anlagen. Nach den widersprüchlichen Aussagen aus dem Weißen Haus bspw. zu Nordkorea, den anhaltenden Gerüchten über einen Rücktritt von Gary Cohn usw. verlieren die Investoren den Glauben daran, dass die US-Administration irgendeinen ihrer Pläne in die Tat umsetzen kann. Auch die US-Wirtschaftsdaten hatten in diesem Zusammenhang kaum Bedeutung, obwohl sie insgesamt gestern gar nicht schlecht ausgefallen waren.

Heute dürften die sicheren Anlageklassen erneut gut unterstützt sein, denn das Vertrauen in die US-Regierung wird sich nicht so schnell wieder herstellen lassen. Dazu wären „echte„ Erfolge notwendig. Da der Kongress jedoch in der Sommerpause weilt, zeichnen sich diese Erfolge zurzeit nicht ab. Die Sorge vor einer Zunahme des Terrors in Europa dürfte ebenfalls dazu beitragen, dass die Investoren zurückhaltend bleiben. Hinsichtlich Konjunkturdaten hat lediglich der vorläufige Wert des Stimmungsindikators der Uni Michigan das Zeug dazu, eine Reaktion an den Märkten auszulösen. Trotz der jüngsten Belebung der Einzelhandelsumsätze, wäre es nicht verwunderlich, wenn das Vertrauen der Konsumenten geringer wird. Der Bund Future dürfte mit Gewinnen in den Tag starten, die er im Tagesverlauf halten sollte. Er sollte sich zwischen 163,60 und 164,80 bewegen. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries sollte zwischen 2,15 und 2,28% schwanken.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der National-Bank AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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