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Crowdinvesting: Deutsche Medien starren auf den Baum in der Kurve und übersehen das Einhorn

19.07.2017 12:31 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Was haben deutsche Leitmedien eigentlich gegen Crowdinvesting? Irgendwie wird der geneigte Zeitungsleser das Gefühl nicht los, bei diesem Thema suchen die Redakteure von FAZ, Spiegel oder Süddeutscher nach dem notorischen Haar in der Suppe. Gegen eine kritische Berichterstattung, die den Anbietern auf den Zahn fühlt, ist ja gerade im Kapitalmarkt generell nichts einzuwenden. Aber ein bisschen ausgewogener dürfte es schon sein. Manchmal scheint es, als würden die Redakteure der großen Blätter nach nichts anderem als Pleiten, Pech und Pannen Ausschau halten. Da wird viel über die – bei Start-up-Finanzierungen systemimmanenten – Insolvenzen berichtet. Und wenn keine zu finden ist, auch schon mal eine herbeigeschrieben. So geschehen vergangene Woche in der FAZ, als die boomende Immobilien-Finanzierung in bester BILD-Manier in der Überschrift tot geschrieben, drei Sätze darunter wieder zum Leben erweckt wurde.

Ja, Crowdinvesting ist riskant. Nicht nur im Start-up-Bereich, auch bei Immobilien-Crowdinvestings ist es möglich, dass eine Anlage richtig schief geht und der komplette Einsatz verloren wird. Darauf müssen Anleger unter allen Umständen hingewiesen werden. Aber auch mit vermeintlich sicheren Blue Chip-Aktien wie Deutsche Bank, E.On oder RWE konnte man in den vergangenen Jahren erfolgreich Geld vernichten.

Aufklärung ist Medienpflicht

Jeder Anleger tut gut daran, wenn er sein Vermögen breit streut und Risiken diversifiziert – durch verschiedene Anlageklassen und innerhalb von diesen durch Investition in unterschiedliche Emittenten. Und wenn Medien dabei helfen, über Risiken aufzuklären und gute Entscheidungen bei der Auswahl zu treffen … umso besser.

Blinde Euphorie tut auch selten gut. Erinnert sei an das Börsensegment für Wachstumswerte „Neuer Markt“, das nach einem beispiellosen Höhenflug zwischen 1997 und 2000 einen dramatischen Absturz erlebte. Der Neue Markt wurde nach sechs Jahren wieder eingestellt. Ein gut funktionierender Exit-Kanal für Risikokapitalgeber ist seither in Deutschland leider Fehlanzeige. Auch ein Grund dafür, dass die private Finanzierung von Gründern und jungen Wachstumsunternehmen hierzulande seit über einem Jahrzehnt krankt. Die größten Summen stecken seither die Gründer selbst, ihre Familien und ihre Freunde in Geschäftsideen. Was nicht unbedingt eine gute Idee ist, denn Risikodiversifizierung bleibt dabei meist auf der Strecke.

Crowdfunding ist nicht die Verkörperung des Bösen

Crowdinvesting ist kein Produkt, das sich die Finanzwirtschaft ausgedacht hat, damit ihre Vertriebsmaschinen Provisionen verdienen können. Im Gegenteil: Crowdinvesting ist ein Ansatz, um die Situation der Unternehmer i.e.S. zu verbessern. Gestartet ist die Idee in Deutschland vor nunmehr ebenfalls sechs Jahren. Von Euphorie war bislang nicht viel zu spüren.

Wenn es funktioniert, dann gibt es einen volkswirtschaftlichen Nutzen durch neue Produkte und Dienstleistungen, neue Jobs, neue Wohnungen, etc. Und wenn es richtig gut läuft, dann kann für die Investoren auch mal ein „Einhorn“ herausspringen. So werden Unternehmen genannt, die nach relativ kurzer Zeit eine Milliarden-Bewertung erhalten. Das ist jetzt in Schottland geschehen: Die Craft-Bier Brauerei BrewDog hat acht Jahre nach dem ersten Crowdfunding diesen Status erreicht, vertreibt ihre Punk Biere mittlerweile weltweit und beschäftigt mehr als 750 Angestellte. Aber darüber werden Sie in einer deutschen Zeitung wahrscheinlich nicht so schnell etwas zu lesen bekommen.


Frank Schwarz

Über den Autor:
Frank Schwarz ist Kapitalmarkt- und Kommunikationsexperte, Finanz-Journalist und Netzwerker. 2003 gründete er die Agentur Schwarz Financial Communication. Als Investor-Relations-Berater unterstützt er Unternehmen bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten und bei der Kommunikation mit Medien und Anlegern. Als Crowdfunding-Enthusiast setzt er sich für mehr Transparenz der Plattformen ein, die er beim Aufbau ihrer Investorenbasis und einer professionellen Finanzkommunikation berät. Er ist zudem Beirat der Informations-Plattform transparendo.immo.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne von Frank Schwarz. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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