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Schweiz: SNB stemmt sich weiter gegen Aufwertungsdruck - Nord LB Kolumne

15.06.2017 11:33 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: trabantos / shutterstock.com.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat heute beschlossen, ihre Geldpolitik unverändert expansiv fortzuführen. Bei den Leitzinsen gab es keine Änderungen. So verharrt das Zielband für den 3-Monats-Libor zwischen -1,25% und -0,25%. Der Zins auf Sichteinlagen bei der SNB – die über einen gewissen Schwellenwert hinausgehen – bleibt weiterhin bei -0,75%. Dies entspricht den einhelligen Erwartungen der zuvor von Bloomberg befragten Analysten.

Die neue bedingte Inflationsprognose der SNB wurde nur marginal angepasst. Für das laufende Jahr rechnen die Währungshüter wie bisher mit einer durchschnittlichen jährlichen Inflationsrate in Höhe von 0,3%. Mit einer Prognose von 0,3% bzw. 1,0% für 2018 und 2019 erwartet die SNB zudem weiterhin eine sehr langsame Normalisierung an der Preisfront. Nach wie vor bleibt zur Stabilisierung des Preisniveaus sowie zur Abmilderung des Aufwertungsdrucks auf den Franken eine Unterstützung durch die expansive Geldpolitik notwendig.

Nach der nur mäßigen wirtschaftlichen Entwicklung im zweiten Halbjahr 2016 hat die konjunkturelle Dynamik in der Schweiz im ersten Quartal 2017 zwar wieder etwas zugenommen. Die SNB bleibt jedoch trotz der verbesserten globalen Konjunktur bei ihrer vorsichtig optimistischen Wachstumsprognose, nicht zuletzt wegen der anhaltenden Belastungen durch den hohen Außenwert des Frankens. Für 2017 erwarten die Notenbanker eine Expansionsrate von rund 1,5%, auch unsere Prognose von 1,4% liegt in diesem Bereich.

Die SNB betonte in ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung erneut, dass sie den Franken nach wie vor als „deutlich überbewertet“ ansieht. Daher sei man weiter am Devisenmarkt aktiv, wobei die Notenbank „die gesamte Währungssituation“ berücksichtigen will. Die Negativzinsen und die Bereitschaft zu Devisenmarktinterventionen sollen Anlagen in Schweizer Franken unattraktiver machen und so den Aufwertungsdruck für den Schweizer Franken vermindern. Der Hinweis auf das gesamte Wechselkursgefüge signalisiert, dass nicht nur das Austauschverhältnis zum Euro die Geldpolitik der SNB bestimmt. Nicht zuletzt die anhaltende Straffung der Geldpolitik in den USA – das FOMC der Fed hatte erst gestern wie erwartet eine weitere Zinserhöhung um 0,25% beschlossen – könnte perspektivisch zu einem abnehmenden Aufwertungsdruck beitragen.

Der Schweizer Franken hatte mit der Wahl Emmanuel Macrons deutlich abgewertet, der Euro notiert aktuell aber wieder unter der Marke von 1,0900 CHF je EUR. Der Franken bleibt als klassische Safe-Haven-Währung anfällig für Verschärfungen der politischen Risikosituation – nicht nur in der Eurozone. Das monetäre Umfeld für die Schweizer Währungshüter präsentiert sich herausfordernd. Die EZB hat vergangene Woche zwar ihre Kommunikation etwas gestrafft, der geringe Inflationsdruck lässt jedoch einen sehr langsamen Exit-Fahrplan erwarten. Die US-Notenbank hat ihrerseits zwar wie erwartet gestern eine weitere leichte Zinserhöhung beschlossen. Insgesamt bleibt der Druck auf den Franken aber hoch, nicht zuletzt wegen der unsicheren politischen und wirtschaftlichen Entwicklung in Italien vor den nächsten Parlamentswahlen.

Fazit: Wie erwartet setzt die SNB ihre expansive Geldpolitik unverändert fort. Mit den Negativzinsen und der Bereitschaft zu weiteren Devisenmarktinterventionen stemmen sich die Schweizer Währungshüter gegen den Aufwertungsdruck des Frankens. Die sukzessive Normalisierung der US-Geldpolitik und die jüngsten Adjustierungen der EZB-Kommunikation machen zusätzliche Maßnahmen der SNB derzeit nicht notwendig. Andererseits belegt die relativ stabile Zinsdifferenz zur Eurozone, dass der Franken anhaltend unter Druck steht. Bis weit ins Jahr 2019 hinein halten wir derzeit eine Zinserhöhung der SNB für ausgeschlossen – nicht zuletzt wegen der schleppenden Inflationsentwicklung.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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