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Robo-Advisor: In den USA schon etabliert, in Deutschland noch Trend

18.05.2017 15:22 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Nach über acht Jahren in den USA nimmt das Angebot von Anbietern deutscher Robo-Advisor stetig zu. In Übersee gehören clevere Finanzalgorithmen für Kleinanleger schon lange dazu, wenn es um die Frage geht, wie ich mein Geld anlegen möchte. Hiesige Anleger Vertrauen ihr Geld immer noch klassischen Fondsmanagern an, die in Anlagestrategien beraten und die entsprechenden Portfolios der Kunden verwalten. Aber es geht eben auch anders: Die zwei größten Robo-Advisor-Anbieter in den USA verwalten alleine knapp 10 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu ist Deutschland noch zaghaft unterwegs: Der gesamte deutsche Robo-Advisor-Markt beträgt gerade einmal 0,4 Milliarden Euro.

Aber Robo-Advisor werden auch hierzulande immer mehr gefragt und könnten schon bald den Fondsmanager umfangreich ersetzen. “Automatisierte Anlagemechanismen, die bisher Hedgefonds und institutionellen Anlegern vorbehalten waren, stehen jetzt auch Kleinanlegern offen. Robo-Advisor verabschieden sich von erwiesenermaßen ineffektiven Konzepten wie Markttiming oder Stockpicking. Stattdessen fällen sie Anlageentscheidungen auf Basis mathematischer Konzepte - etwa Value-at-Risk oder Conditional-Value-at-Risk ”, sagt Nikolas Vogt vom unabhängigen Expertenportal robo-advisor.de.

Wie funktionieren die smarten Algorithmen?

Wenn sich der Nutzer für einen der zahlreichen Anbieter (z.B. Scalable Capital, Whitebox, Cashboard, Sutor Bank oder LIQID) entschieden hat, wird er in der Regel nach seinem Risiko gefragt, was er eingehen möchte, und wie lange er gedenkt, Geld anzulegen. Hat der Algorithmus diese Informationen, stellt er automatisiert ein Portfolio aus verschiedenen ETFs zusammen. Wählt der Nutzer ein hohes Risiko, so werden vermehrt Aktien eingekauft; bei geringem Risiko setzt der Algorithmus eher auf sichere Staatsanleihen, deren Ausfallrisiko deutlich geringer ist. Mehr muss der Nutzer nicht tun. Ab sofort übernimmt der digitale Fondsmanager und fängt an zu arbeiten.

Und bei genau dieser Arbeit offenbaren sich die zwei grundlegenden Arten der Robo-Advisor: So gibt es passive und aktive Robo-Advisor. Bei den passiven Algorithmen wird das Portfolio zunächst einmal liegen gelassen. Erst nach einem Jahr wird das Portfolio mit den Entwicklungen der Märkte resp. der Indizes abgeglichen und entsprechend der ursprünglichen Risikoneigung wieder angepasst. Aktive Robo-Advisor hingegen reagieren ständig auf die Veränderungen der Märkte und nehmen so ein aktives Rebalancing des Portfolios vor. Genau dieses Management übernimmt sonst der Fondsmanager. “Für mich macht ein Robo-Advisor nur dann Sinn, wenn er aktiv umschichtet: das kann ein kleiner Privatanleger nämlich nicht leisten”, meint Nikolas Vogt.

Amerikanische Robo-Advisor sind deutlich günstiger

Wo der Fondsmanager oft bis zu 5% Provision kassiert hat und damit die Rendite des Anlegers schmälerte, fallen jetzt wesentliche geringere Kosten für den Service des Robo-Advisor an. Doch auch da gibt es gewaltige Unterschiede, wenn man Deutschland mit den USA vergleicht. Grundlegend setzen sich die Nutzungsgebühren aus ETF-Gebühren und den Service-Gebühren des jeweiligen Anbieters zusammen. So nehmen die Anbieter Scalable Capital 0,75% und Whitebox 0,85% an Gebühren, wohingegen die beiden größten amerikanischen Anbieter Betterment und Wealthfront gerade einmal 0,25% an Gebühren verlangen. So hat ein Vergleich von 12 deutschen und 12 US-amerikanischen Anbietern ergeben, dass deutsche Robo-Advisor im Schnitt bis zu 144% teurer sind gegenüber den schon langen etablierten US-Anbietern.

Wer langfristig anlegt, fährt mit den amerikanischen Anbietern deutlich besser und würde bei den jetzigen Gebühren deutscher Anbieter auf eine üppige Rendite verzichten. robo-advisor.de hat diesen Unterschied anhand eines Beispiels verdeutlicht, wo ein Anleger 100.000€ bei zwei verschiedenen Anbietern anlegt. Einmal zahlt der Anleger 0,5% und beim zweiten Anbieter 0,86% Gebühren. Nikolas Vogt erklärt das wie folgt: “In unserer Beispielrechnung gehen wir davon aus, dass ein Anleger 100.000 € für einen Zeitraum von 30 Jahren anlegt. Die langfristige Marktrendite schätzen wir konservativ auf 5,5% pro Jahr. Ein deutscher Robo-Advisor mit durchschnittlich 0,61% Gebühren (bzw. 0,86% inklusive ETF-Gebühren) würde das Vermögen nach 30 Jahren auf 372.593 € steigern. Amerikanische Anleger müssen durchschnittlich nur 0,25% Gebühren (bzw. 0,5% inklusive ETF-Gebühren) bezahlen. Das führt dazu, dass ihnen am Ende 411.614 € zur Verfügung stehen - also 39.020 € mehr als den Anlegern mit höheren Gebühren. Ein beachtlicher Unterschied, der allein auf die Gebühren und den Zinseszinseffekt zurückzuführen ist”.

Die recht hohen Kosten sind sicherlich dem noch jungen Robo-Advisor-Markt geschuldet. Denn Robo-Advisor müssen in Deutschland erst noch ankommen und entsprechend wahrgenommen werden. Die USA haben in dem Bereich zwei Vorteile: Zum einen vertrauen Menschen in den USA neuen Technologien schneller, als es die Deutschen tun; und zum zweiten gibt es Robo-Advisor in den USA schon seit über acht Jahren. Der hiesige Robo-Advisor-Markt muss den Anleger also noch überzeugen und demnach das richtige Image transportieren. Bisher wird viel Geld in das Marketing gesteckt, was noch auf die hohen Gebühren schlägt. Nikolas Vogt meint dazu: „Um selbst etwas zu verdienen und das kostspielige Online-Marketing wieder einzufahren (Klickpreis bei Google-Werbung für das Stichwort “robo-advisor”: 3,57 € pro Klick), muss der Robo-Advisor noch eine eigene Gebühr aufschlagen”. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Gebühren in den nächsten Jahren - wenn nicht sogar Monaten - stetig fallen werden, was nicht zuletzt auch im Sinne der deutschen Anbieter ist.

Welche Robo-Advisor in Deutschland zu empfehlen sind


Bei wem jetzt das Interesse geweckt wurde, bei einem Robo-Advisor Geld anzulegen, dem empfiehlt robo-advisor.de aktuell Scalable Capital. Auch Whitebox ist empfehlenswert, jedoch sieht Nikolas Vogt das Risikomanagement bei Scalable Capital am bisher solidesten entwickelt. Das Jahr 2016 hat der Algorithmus wunderbar gemeistert und eine ordentliche Performance abgeliefert. Auch wenn die Deutschen Robo-Advisor (noch) teurer sind, als ihr amerikanisches Pendant, sind sie wesentlich günstiger als es ein Fondsmanager je sein wird. Für den deutschen Sparer und Kleinanleger ein überaus positives Signal, um in die Märkte zu investieren.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne von Nikolas Vogt. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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