Trump: „Große Ankündigungen“ aus den USA - National-Bank Kolumne

Im dem Senior Lending Survey der EZB lässt sich ablesen, dass die europäische Wirtschaft tatsächlich an Fahrt gewinnt, denn die Unternehmen haben verstärkt Kredite nachgefragt, die sie von den Banken auch erhalten haben. Zugleich wurde der Zugang zu den Krediten erleichtert, und die Margen sanken. Letzteres ist positiv für die Kreditnehmer, allerdings negativ für die Kreditgeber. Zugleich zeichnet sich gemäß des Berichtes ab, dass die Banken ihre Kreditvergabestandards für Konsumentenkredite in den kommenden Monaten etwas straffen wollen. Wahrscheinlich wird der EZB-Chef morgen auf der Pressekonferenz nach der Tagung des EZB-Rats auf den Senior Lending Survey hinweisen, wenn es um die Beurteilung des Erfolgs der Geldpolitik geht. Zudem wird er sich nun zahlreichen Fragen stellen müssen, wie es mit der Geldpolitik weitergehen und wann das Wording in den Erklärungen geändert wird. Schließlich gab es dazu gestern entsprechende Medienberichte, wonach die Formulierung in den Erklärungen im Juni angepasst werden soll. Die Passage hinsichtlich des Leitzinsausblicks soll demnach geändert werden und das „or lower“ entfallen. D. h., weitere Leitzinssenkungen sollen damit ausgeschlossen werden. Dass die Aufregung über eine Änderung des Wordings so groß ist, wie es gestern schien, ist schon verwunderlich: Schließlich ist der geldpolitische Pfad aus den bisherigen Aussagen vieler europäischer Notenbanker gut ableitbar: Vorbereitung durch Änderung der Wortwahl, im Herbst Auseinandersetzung mit dem QE-Programm und vermutlich die Bekanntgabe des Auslaufens bis Mai/Juni 2018 und erst danach Anpassungen der Leitzinsen, immer unter der Voraussetzung, es gibt keine externen Schocks.

Heute dürfte der Fokus jedoch auf den USA liegen. Schließlich will der US-Präsident eine große Ankündigung zum Thema Steuern machen. Bislang ist durchgesickert, dass der Unternehmenssteuersatz von 35 auf 15% sinken soll und dass repatriierte Gewinne mit 10% zu versteuern sein. Zudem soll es eine Vereinfachung der Steuergesetzgebung sowie Entlastungen der Bürger bei gleichzeitigem Streichen / Einschränkungen von Privilegien geben. Zur Gegenfinanzierung wird es darüber hinaus keine Informationen geben. Auch die Boarder Adjustment Tax dürfte nicht erwähnt werden. Schließlich, so jedenfalls die wahrscheinliche Lesart aus dem Weißen Haus, werde sich die Steuerreform selber über die Zeit durch mehr Wachstum selbst finanzieren. Die Aussagen des US-Finanzministers gingen ja bereits in so eine Richtung. Sollte es so kommen, ist das sicher nicht der „große Wurf“. So etwas dürfte bei vielen Republikanern und den Demokraten durchfallen und kaum Aussicht auf Erfolg haben.

In die Verhandlungen um die Anhebung der Verschuldungsobergrenze ist insoweit Bewegung gekommen, dass der Präsident tatsächlich vorerst auf Geld für die Mexikomauer verzichten könnte, so dass die öffentliche Verwaltung auch am 100. Tag seit Amtsantritt offen bleibt. Vereinbart ist aber noch nichts. Hinsichtlich der Handelspolitik bleibt sich das Weiße Haus dagegen treu: Der US-Handelsminister hat weitere Branchen identifiziert, in denen die USA von ihren Partner möglicherweise unfair behandelt werden. Auch hier sind Strafzölle nun im Spiel. Die Fed wird das ganze sicher mit Sorge im Hinblick auf die Preisentwicklung betrachten, denn Strafzölle werden nicht ohne Wirkung bleiben. Schließlich muss das irgendjemand bezahlen.

Der Bund Future dürfte vorerst unter Druck bleiben und den Tag mit Kursverlusten beginnen Im Tagesverlauf sollte er sich zwischen 160,10 und 161,60 bewegen. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries dürfte zwischen 2,26 und 2,41% schwanken. Die Auktion der 5jährigen T-Notes dürfte am Abend für Druck auf die Kursnotierungen sorgen.

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