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Konjunkturexperten zweifeln an der Wirksamkeit von Trumps Investitionsprogramm

31.03.2017 18:57 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

An der US-Börse sorgten die geplanten Investitionen und Steuersenkungen des US-Präsidenten für gute Laune – auch ohne dass Details bekannt waren.

Auch wenn die geplanten Investitionen des 45. US-Präsidenten der Vereinigten Staaten, Donald Trump, dafür sorgen, dass die Finanzmärkte ins Schwärmen geraten, sind die Konjunkturexperten noch wenig optimistisch. Im Gegenteil - sie warnen sogar vor den geplanten Investitionen.

Dow Jones kletterte auf Rekordhoch

Donald Trump spricht gerne über sein Programm zur Erneuerung der Infrastruktur. Immer dann, wenn er über geplante Investitionen berichtet, freuen sich vor allem die Investoren. Das zeigte auch die Rede vor dem US-Kongress. Wer die Aktienkurse – etwa über IG - beobachtete, wird relativ schnell festgestellt haben, dass der Dow Jones einen weiteren Rekord verbuchen konnte. Auch wenn Trump keine neuen Pläne oder Details zu seinen Investitionsprogrammen verriet, so sprach er von einer Billion US-Dollar, die in den Bereich Infrastruktur gesteckt werden soll. Das hat bereits für Jubel bei den Investoren gesorgt.

Wann folgen weitere Details?

Das Programm, das am 27. Oktober 2016 erstmals präsentiert wurde und den Titel "Trump Versus Clinton On Infrastructure" trägt, wurde von Wilbur Ross (Finanzinvestor) und Peter Navarro (Professor für Betriebswirtschaftslehre) verfasst. Heute ist Ross Handelsminister - Navarro gehört zum Beraterstab des Präsidenten. Das Dokument, das gerade einmal acht Seiten "dick" ist, stellt bis heute die einzige Quelle dar, welche Pläne tatsächlich verfolgt werden. Folgt man dem Papier, so sollen die USA 140 Milliarden US-Dollar an Steuergutschriften an die privaten Unternehmen verteilen und in weiterer Folge rund 100 Milliarden US-Dollar aus privaten Investitionen erhalten. Am Ende würden die Steuergutschriften auch nicht einmal dem Fiskus etwas kosten, da die Investitionsprogramme für ein derartiges Wachstum sorgen werden, dass sich der Staat über mehr Steuereinnahmen freuen darf.

Experten zweifeln an der Wirksamkeit des Programms

Es ist unbestritten, dass bereits größere Teile der amerikanischen Infrastruktur bröckeln. Navarro und Ross verwiesen in ihrem Dokument auf 60.000 baufällige Brücken und auf den Umstand, dass die Staus, verursacht durch ein fehlendes oder veraltetes Straßennetz, 50 Milliarden US-Dollar/Jahr kosten würden. Des Weiteren würde in den großen Städten kein Trinkwasser in den Haushalten vorhanden sein, sodass rund 6 Millionen Amerikaner kontaminiertes Wasser trinken müssten. Allesamt Gründe, warum Milliardenbeträge in die Infrastruktur investiert werden sollten. Doch sind die Investitionen tatsächlich ein Supermotor für die amerikanische Wirtschaft? Investiert Trump 200 Milliarden US-Dollar, hätte der durchschnittliche Amerikaner ein Arbeitseinkommen von rund 88 Milliarden US-Dollar. Das Bruttoinlandprodukt könnte um über 1 Prozent wachsen; in weiterer Folge entstünden 1,2 Millionen weitere Arbeitsplätze. Doch dieser Multiplikator-Effekt, auf den Ross und Navarro setzen, mag zwar eine anerkannte Tatsache sein, jedoch sei die Wirkung nur schwer zu prognostizieren. Vor allem jene Vorstellungen, die Navarro und Ross haben, sind "schwer überzeichnet". Viele Experten zweifeln auch am republikanischen Credo; die Tatsache, dass sich Unternehmen selbst finanzieren können, wenn der Multiplikator-Effekt eintritt, sei "wenig realistisch". Zudem könnte Trumps Programm zwar zahlreiche Investitionsprojekte steuerlich begünstigen, wobei es sich vorwiegend um Projekte handeln würde, die bereits steuerliche Vorteile genießen. In weiterer Folge würde es zu einem Netto-Steuerausfall kommen, der vor allem das Land treffen würde.

Kommt Trumps Programm zum falschen Zeitpunkt?

Ein weiterer Punkt sind Public-Private-Partnerships; solche Projekte sollen den Multiplikator in Gang setzen. Derartige Partnerschaften verfolgen das Ziel, dass ein privates Unternehmen eine (im Vorfeld vereinbarte) Leistung erbringt und dafür Nutzungsgebühren erhält. Somit kann die private Finanzierung den öffentlichen Haushalt entlasten. Das klassische Beispiel? Es werden neue Autobahnen gebaut, wobei sich der Investor über die Mautgebühren freuen darf, da diese das Projekt wieder refinanzieren. Doch viele Infrastrukturinvestitionen passen gar nicht in dieses Modell, da viele Investoren keine Chance auf eine kommerzielle Bewirtschaftung haben. Der amerikanischen Volkswirtschaft, die fast unter der Vollbeschäftigung produziert, droht auch eine Überhitzung. Experten sind zwar überzeugt, dass das Infrastrukturprogramm von Trump zwar dringend notwendig sei, jedoch zum falschen Zeitpunkt kommt.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der IG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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