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Bank of England: Mit einer Gegenstimme auf Sicht geradeaus - Nord LB Kolumne

16.03.2017 16:03 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: PHOTOCREO Michal Bednare / shutterstock.com.

Wie von uns und allen anderen von Bloomberg befragten Volkswirten erwartet hat das Monetary Policy Committee (MPC) der Bank of England (BoE) heute beschlossen, alle relevanten geldpolitischen Parameter im Vereinigten Königreich unverändert zu belassen. Die Bank Rate verbleibt damit bei 0,25% und auch die Zielgrößen der Ankaufprogramme von Staats- und Unternehmensanleihen wurden nicht angetastet. Bei der Abstimmung zum Leitzins votierte Kristin Forbes allerdings für eine Anhebung der Bank Rate um 25 Basispunkte. Die Beschlüsse zu den Ankaufprogrammen erfolgten einstimmig.

Die Notenbank in London hatte in der schwierigen Konstellation mit einem schwachen Pfund und steigenden Inflationsraten einerseits sowie einer sich abzeichnenden Abkühlung der Konjunkturdynamik andererseits kaum eine andere Wahl als auf Sicht geradeaus zu fahren. Die Gegenstimme der dem Lager der Falken zuzuordnenden MIT-Professorin Kristin Forbes zeigt aber die Brisanz der absehbaren Risiken für die Preisniveaustabilität. Frau Forbes wird auf eigenen Wunsch zum 30. Juni 2017 aus dem MPC ausscheiden.

Auf der Verbraucherpreisstufe war die Inflationsrate im Januar auf 1,8% Y/Y gesprungen. Wir rechnen schon bei den in der nächsten Woche zur Veröffentlichung anstehenden Zahlen für Februar mit einer zwei vor dem Komma. Der verstärkte Preisauftrieb ist wie in anderen Volkswirtschaften auch zum einen auf Basiseffekte bei den energiesensitiven Komponenten des statistischen Warenkorbs zurückzuführen. In Großbritannien spielen aber freilich nicht zuletzt der schwache Wechselkurs des Pfunds und die dadurch merklich verteuerten Importe eine maßgebliche Rolle. Der gestern veröffentlichte Arbeitsmarktbericht dokumentierte neben der auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 1975 gefallenen Arbeitslosenquote auch einen auf nur noch 2,3% Y/Y verlangsamten Anstieg der Durchschnittslöhne. Binnenwirtschaftlich fundierte Risiken für die Preisniveaustabilität sind damit vorerst nicht in Sicht – auch wenn Frau Forbes das offenkundig anders beurteilt. Dies erleichtert der Notenbank selbst bei dem absehbaren Überschießen der Inflationsraten im weiteren Jahresverlauf ein Festhalten an der expansiven Geldpolitik.

Da das britische Unterhaus in seiner Abstimmung am 13. März die vom Oberhaus geforderten Ergänzungen zum Gesetzentwurf der Regierung abgelehnt und die Lords auf ein Ping-Pong-Spiel verzichtet hatten, ist nun der Weg zum Austritt aus der EU gemäß Artikel 50 des Lissabon-Vertrags frei. Premierministerin May wird noch in diesem Monat den entsprechenden Antrag einreichen. Innerhalb der dann beginnenden zweijährigen Frist für durchaus komplexe Verhandlungen werden die Unwägbarkeiten einige Wellen schlagen. Die Bank of England wird ihren Beitrag dazu leisten, die britische Wirtschaft mit ruhiger Hand durch die stürmische See zu steuern. Anpassungen ihrer Ausrichtung in beide Richtungen behält sie sich dabei aber ausdrücklich vor.

Fazit: Die Bank of England hat heute beschlossen, alle relevanten geldpolitischen Parameter im Vereinigten Königreich unverändert zu belassen. Das Votum der dem Lager der Falken zuzuordnenden MIT-Professorin Kristin Forbes zugunsten einer Anhebung der Bank Rate um 25 Basispunkte zeigt aber die Brisanz der absehbaren Risiken für die Preisniveaustabilität. Dennoch bleibt der Notenbank kurz vor dem formalen Antrag auf Austritt aus der EU gemäß Artikel 50 des Lissabon-Vertrags kaum eine andere Wahl als auf Sicht geradeaus zu fahren. Anpassungen ihrer Ausrichtung in beide Richtungen behält sie sich dabei aber ausdrücklich vor.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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