Großbritannien: Ein harter Brexit nur auf den ersten Blick – VP Bank Kolumne

Theresa May hat heute ihre Verhandlungsposition zum EU-Austritt dargelegt. Die Premierministerin stellte einen Zwölf-Punkte-Plan vor, der unter anderem die Kontrolle über die Einwanderung, den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes sowie den Aufbau von starken Handelsbeziehungen vorsieht. Allerdings ist sich die britische Premierministerin der hohen Bedeutung der EU für Großbritannien bewusst. Theresa May plädiert deshalb für ein Freihandelsabkommen mit der EU. Ein möglichst zollfreier Zugang zum Binnenmarkt soll gewahrt bleiben.
 
Spätestens Ende März will die britische Premierministerin die Austrittserklärung ihres Landes nach Brüssel schicken. Dann muss sich zeigen, welchen wirtschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Parteien zukünftig gelten sollen. Der Spagat ist groß: Die EU möchte einerseits vermeiden, dass das Königreich „Rosinenpickerei“ betreibt, andererseits soll Großbritannien nicht zu sehr geschwächt werden. Die von Theresa May in ihrem 12-Punkte-Programm dargelegte Positionierung läuft bei genauer Betrachtung aber doch auf eine Art von „beste aller Lösungen“ für Großbritannien hinaus. Theresa May möchte sich weitgehend von Verpflichtungen seitens der EU lösen, doch gleichzeitig soll ein möglichst zollfreier Zugang zum Binnenmarkt gewahrt bleiben.
 
Bei genauer Betrachtung wäre also die von Theresa May vorgestellte Lösung ein Art „weicher“ Ausstieg aus der EU, denn mit einem weitgehend zollfreien Zugang zum EU-Binnenmarkt wären die wirtschaftlichen Einbußen minimiert. Dies könnte Nachahmer anderer EU-Staaten auf den Plan rufen. Interessenskonflikte zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU sind also vorprogrammiert.

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