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Sind die Probleme in Italien wirklich abgehakt? - National-Bank Kolumne

06.12.2016 09:51 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Die Reaktionen der Kapitalmärkte auf das Abstimmungsergebnis in Italien hinterließen den Eindruck einer verkehrten Welt. Die Zukunft des Euroraums droht trotz des vorerst verschobenen Rücktritts Matteo Renzis ein Stück unsicherer und instabiler zu werden. Das ist in Anbetracht der Krisen, die die Regionen in den vergangenen Jahren durchgemacht hat, zwar nichts Neues. Dieses mal geht es aber um das nach Wirtschaftsleistung drittgrößte Land und in absoluter Verschuldung gerechnet am höchsten verschuldete Land im Euroraum. Das Land ist zweifelsohne zu „groß“, um es zu retten. Die europäischen Partner können sich die Entwicklung nur von der Seitenlinie ansehen und ggf. gut gemeinte Ratschläge erteilen. Dennoch wurde gestern nicht nach Sicherheit gesucht. Mehr oder weniger alle Staatsanleihekurse gaben nach. Der Euro konnte gegen alle wichtigen Währungen zulegen, und die Aktienmärkte, abgesehen vom italienischen, legten deutlich zu. Es drängt sich der Verdacht auf, dass es zu einigen Shorteindeckungen am Devisen- und am Aktienmarkt gekommen sein muss. Schließlich sind die Probleme des Euroraums nicht kleiner, sondern größer geworden. Die Hoffnungen ruhen auf den Maßnahmen der EZB. Das vor einiger Zeit diskutierte Tapering ist erst einmal vom Tisch. Die Verlängerung des QE-Programms um mindestens sechs Monate bei unverändertem Volumen von 80 Mrd. Euro/Monat ist die Mindestforderung an die EZB. Die Messlatte liegt erneut hoch. Mario Draghi läuft das Risiko, die Investoren zu enttäuschen.

Gestern ging der Auftrag von ECOFin an den ESM, Griechenland erste Schuldenerleichterungen zu gewähren. Dabei geht es vor allem um die erneute Streckung von Verbindlichkeiten des Landes, was zu einer Reduzierung der Schuldenlast um 20 Prozentpunkte gemessen am BIP führen soll. Der IWF ist allerdings immer noch nicht am dritten Hilfspaket für Griechenland beteiligt, und gemäß Eurogruppenchef ist die entsprechende Entscheidung auch in diesem Jahr nicht mehr zu erwarten. Gerade die Länder, die die Zustimmung nur unter der Maßgabe einer IFW-Beteiligung erteilt haben, stehen allmählich vor Rechtfertigungsproblemen. Zentraler Streitpunkt bleibt die Schuldentragfähigkeit des Landes. Außerdem sieht es einmal mehr danach aus, als ob Griechenland vereinbarte Reformen nicht oder nicht vollständig umgesetzt hat.

Einige US-Notenbanker haben sich gestern zur künftigen Geldpolitik geäußert: Sie können sich durchaus vorstellen, dass der Leitzinspfand durch eine fiskalische Stimulierung in den USA steiler wird, als es bisher angenommen wird. Zugleich lehnen einige Vertreter die fiskalische Unterstützung der Wirtschaft nicht grundsätzlich ab. Sie unterstellen dabei jedoch, dass diese Maßnahmen gezielt zur Steigerung der Produktivität in den USA eingesetzt werden, so dass das Potenzialwachstum wieder höher wird. Zur US-Produktivität werden heute sowieso Daten für das dritte Quartal veröffentlicht. Die Lohnstückkosten sollen nur ganz leicht, die Produktivität umso stärker gestiegen sein. Außerdem sind die Auftragseingänge zu beachten. Schließlich gab es in den letzten Monaten aus dem verarbeitenden Gewerbe einige Lebenszeichen, was sich nun wieder bestätigen sollte. In Europa dürften insbesondere die Auftragseingänge für die deutsche Industrie von Bedeutung sein. Schließlich gab es hierzulande einige Schwächesignale.

Die Investoren werden vor allem auf die Tagung des EZB-Rats am Donnerstag schauen. Der Bund Future (März Kontrakt) dürfte kaum verändert in den Handelstag starten und zwischen 161,25 und 162,55 schwanken. Die Rendite 10jähriger US-T-Notes dürfte sich zwischen 2,34 und 2,45% bewegen.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der National-Bank AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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