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AXA IM: Trotz ausbleibender IPOs – Investoren verpassen nichts

30.08.2016 15:08 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Die Anzahl der Börsengänge (IPOs) war im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zu den Vorjahren dürftig. Insbesondere die „Unicorns“ und die „Decacorns“, also nicht-börsennotierte Technologieunternehmen, die mit mehr als einer beziehungsweise zehn Milliarden US-Dollar bewertet sind, scheuen den Gang an die öffentlichen Märkte. Investoren börsengehandelter Beteiligungsgesellschaften befürchten daher, dass ein stark wachsender Teil der US-Wirtschaft für sie unzugänglich bleibt und sie Investmentchancen verpassen. Ist das so?
 
Zunächst: Warum ist die Zahl der Börsengänge so stark zurückgegangen? Weil sie von zwei wichtigen Barometern abhängen, erklärt Kathryn McDonald, Director of Investment Strategy bei Rosenberg Equities, einer Expertise von AXA Investment Managers: Zum einen von der Performance und der Volatilität der Aktienmärkte im Allgemeinen und zum anderen von der Performance der jüngsten IPOs im Speziellen. Das, so die Expertin, zeige die Historie: So habe es in den Jahren 2003, 2009 und aktuell 2016 jeweils direkt nach einem Abwärts- oder Seitwärts-Trend der Märkte, der außerdem von einer hohen Volatilität gekennzeichnet gewesen war, IPO-Flauten gegeben. Diese Perioden seien typische „Risk-off-Märkte“.
 
Bezeichnenderweise seien Investoren oder Unternehmen in diesen Zeiten wenig optimistisch und die Märkte extrem volatil. Der gegenteilige Effekt habe sich 1999/2000, 2007 und 2013/2014 ereignet, also in Zeiten starker Aktienmärkte, geringer Schwankungen und eines Aufwärts-Trends an den Märkten. „In solch einem Umfeld geben Unternehmen natürlich lieber ihr Debut“, stellt McDonald fest.
 
Darüber hinaus dürften die jüngsten IPOs Unternehmen abgeschreckt haben, jetzt an die Börse zu gehen. McDonald verweist auf die jüngsten „Ausverkäufe“ von Titeln wie Twitter, Lending Club, Fitbit und GoPro, Unternehmen die mit deutlich überhöhten Bewertungen an die öffentlichen Märkte gegangen seien. Und es gebe weitere Kräfte, bekannte wie neue, die Unternehmen den Mut für den Schritt an den öffentlichen Markt nähmen - wie etwa ständig neue und immer anspruchsvollere Anforderungen an das Finanzreporting börsennotierter Unternehmen. Diese könnten von privaten Unternehmen kaum gestemmt werden.
 
In der Zukunft vielleicht von noch größerer Bedeutung sei außerdem der kleine, aber wachsende Markt an Plattformen für den Handel mit Private-Equity-Beteiligungen, der es privaten Unternehmen erleichtere, Anteile zu verkaufen. „Derzeit sind diese neuen Liquiditätsquellen noch nicht ausreichend groß genug, um den öffentlichen Märkten Konkurrenz zu machen, aber sie könnten ein wichtiger Teil des künftigen Public-/Private-Ökosystems werden“, meint McDonald.
 
Doch was bedeutet der derzeitige Rückgang an IPOs für Investoren? Verpassen sie damit tatsächlich wichtige Chancen am Markt? „Viele der Unternehmen, die derzeit an der Seitenlinie sitzen, vor allem die „Unicorns“ und die „Decacorns“, sind derzeit zu teuer“, beruhigt McDonald. Bewertungen wie die von Airbnb, das aktuell mehr wert sei als Hilton, Marriott oder Hyatt, stellt die Expertin in Frage. Ihre Begründung: Zum einen seien die „down rounds“ seit dem vierten Quartal 2015 stark angestiegen. Das bedeutet, Investoren kaufen Unternehmensanteile zu einem geringeren Preis als vorher. Renommierte Namen wie Jawbone, Ustream, Foursquare oder One Kings Lane hätten dies erleben müssen. McDonald weiß: „Auch wenn die Bewertungen von privaten Unternehmen nicht direkt mit dem Aktienmarkt zusammenhängen, sind sie doch nicht immun gegen die Marktkräfte. Unternehmen, die zusätzliches Kapital sammeln, unterliegen immer einer sich verändernden Bewertung der Käufer.“
 
Zum anderen haben laut McDonald viele große Aktien-Investoren Teile ihrer privaten Unternehmensbeteiligungen abgeschrieben. Davon betroffen seien Unternehmen wie Snapchat, AppNexus, Blue Bottle Coffee oder auch Zenefits - ein Hinweis darauf, dass sie die Technologieunternehmen für überbewertet halten. Zu guter Letzt hielten sich auch die üblichen M&A-Käufer bei Akquisitionen zurück. „Im Moment schauen sie nur und warten, bis die Bewertungen wieder auf ein verträglicheres Level fallen.“
 
McDonalds Fazit: Die „Unicorns“ werden auf Dauer Kapital benötigen. Früher oder später werden sie darum an die Börse gehen. Ihre Bewertungen werden sich den Unternehmen anpassen, die dort bereits vertreten sind, sobald sie von einem breiteren Investorenpublikum näher angeschaut werden. „Mit dem öffentlichen Markt kommt das Sonnenlicht. Es wird helfen, ungerechtfertigte Bewertungen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.“ Die Technologie-Startups werden in der Zukunft also unter wesentlich attraktiveren Vorzeichen an den Markt gehen.

Disclaimer: Der nachfolgende Text ist eine Kolumne von AXA Investment Managers. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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