4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

4investors News

Portugal und der EM-Sieg: Ronaldo überstrahlt alle

11.07.2016 12:04 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Foto: Johannes Stoffels

Etwas überraschend stand Portugal gestern Abend im Endspiel der Europameisterschaft gegen Frankreich. Mit drei Unentschieden in der Vorrunde sind die Portugiesen weitergekommen, im Achtelfinale fiel der Siegtreffer gegen Kroatien erst in der Verlängerung, im Viertelfinale gegen Polen kam die Erlösung im Elfmeterschießen. Der erste normale Sieg erfolgte erst im Halbfinale gegen Wales, dem sechsten Spiel der Mannschaft von Trainer Fernando Santos. Souverän sind die Portugiesen um Superstar Ronaldo also nicht in das Finale in Paris eingezogen. Und auch der Sieg nach Verlängerung gegen die französische Mannschaft war alles andere als glanzvoll, er gelang erneut erst in der Verlängerung. Doch danach wird letztlich niemand mehr fragen – Portugal ist Europameister. Der Fußballerfolg wird dem Land möglicherweise den nach den zuletzt schwierigen Zeiten von vielen erhofften Motivationsschub geben.

Die vergangenen Jahre waren hart für Portugal. Der einstige europäische Musterschüler wurde von der Krise voll getroffen und musste schließlich 2011 unter den Rettungsschirm von EU und IWF. Kredite über 76,5 Milliarden Euro halfen dem Land, dessen Wirtschaft 2012 um 4,0 Prozent einbrach. Inzwischen wächst die Wirtschaft wieder. 2015 ging es um 1,5 Prozent nach oben, 2016 soll das Plus bei 1,4 Prozent liegen. Auch am Arbeitsmarkt zeigen sich deutliche Hoffnungszeichen. Im Mai 2016 lag die Arbeitslosenquote bei 12,4 Prozent, während der Krise kam sie auf fast 18 Prozent.

Seit 1769 wird an der Börse in Lissabon gehandelt

Die Börse in Lissabon gehört zur Euronext-Familie und ist damit wahrlich europäisch. Gegründet wurde sie 1769, der heute dominierende Aktienindex PSI-20, vergleichbar mit dem DAX, entstand Ende 1992 mit einem Basiswert von 3.000 Punkten. Den Rekordstand erreichte der Index im Rahmen der Dotcom-Euphorie im März 2000 bei 14.822 Punkten. In der Zeit danach gab es sieben Mal ein Minus im Jahresvergleich. Besonders heftig traf es den PSI-20 in den Jahren 2008 (-51 Prozent), 2011 (-27 Prozent) und 2014 (-27 Prozent). Inzwischen ist der Index auf fast 4.500 Punkte zurückgefallen. Im All Share der Börse sind 46 Aktien notiert. Wirklich bekannt ist davon in Deutschland kaum ein Papier.

Aber mit Sporting Lissabon, Benfica Lissabon, dem FC Porto und Sporting Braga gehören vier Fußballvereine zu den Aktiengesellschaften des Landes. Deren Marktkapitalisierung ist allerdings nicht mit der von Borussia Dortmund zu vergleichen. Während der deutsche Vizemeister auf eine Marktkapitalisierung von 357 Millionen Euro kommt, schafft Sporting Lissabon mit 28,5 Millionen Euro den portugiesischen Topwert.

Engländer, Deutsche und Spanier lieben Portugal

Portugal wird als Tourismusdestination immer angesagter. Lissabon wurde jüngst wieder als eine der Toplocations in Europa ausgezeichnet. Engländer führen die Besucherliste in dem südwesteuropäischen Land an, jeder vierte ausländische Tourist kommt von der Insel. Auf den Plätzen folgen Deutschland (13,5 Prozent) und Spanien (11,1 Prozent). Rund 10,2 Millionen ausländische Touristen sowie 7,3 Millionen inländische Touristen bereisten das Land im vergangenen Jahr, das ist ein neuer Rekord. In der touristischen Welthitparade kommt Portugal damit auf den 30. Platz. In der FIFA-Weltrangliste liegt die portugiesische Mannschaft auf dem achten Rang – Deutschland steht auf dem vierten Platz, die Franzosen belegten vor der Heim-EM und dem verlorenen Finale Platz 17.

Insgesamt hat der direkte Tourismusbereich 10,4 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beigetragen, das entspricht 6,0 Prozent des gesamten BIP. Der Gesamtbeitrag zum BIP liegt sogar bei 27,3 Milliarden Euro bzw. 15,7 Prozent (2014). Hier werden zusätzlich Investitionen in neue Flugzeuge, Hotels, Marketingaktionen, Energiekosten etc. einbezogen.

Rohstoffreiches Land

Mit dem Gruppengegner Österreich haben die Portugiesen eines gemeinsam. Man streitet sich darum, wer mehr Wolfram produziert. Während viele europäische Länder eher als rohstoffarm gelten, hat Portugal eine Reihe von Bodenschätzen. Statistiken zählen 20 verschiedene Rohstoffe auf. Bis vor wenigen Jahren gehörte das Land zu den wichtigsten Uranproduzenten. Heute fördert man unter anderem Kupfer, Zinn, Silber und Eisenerze sowie Kohle. Beim Wolfram ist man in der europäischen Förderstatistik für 2015 mit 630 metrischen Tonnen (MT) pro Jahr hinter Österreich zurückgefallen, das es auf 870 MT bringt. Spanien hat sich in den jüngsten Auflistung mit 730 MT dazwischen gelegt. Nur in Russland wird in Europa mit 2.500 MT noch mehr von diesem Rohstoff produziert, der vor allem für Werkzeugstähle zum Einsatz kommt und früher der Glühfaden in der Glühbirne war.

Die Zentrale des größten privaten Arbeitgebers in Portugal, Sociedade Nacional de Estratificados, kurz Sonae. Bild und Copyright: Sonae.



Weltspitze ist Portugal bei der Produktion von Rohkork. Man kennt das Naturprodukt als Verschluss auf Weinflaschen. Da jedoch immer mehr Weinproduzenten dazu übergehen, ihre Weine mit Drehverschluss oder Glaskolben zu schützen, ist die Branche bei weitem nicht mehr so stark wie im vergangenen Jahrhundert.

„CR7“ ist der Spitzenverdiener

Den größten privaten, portugiesischen Arbeitgeber kennt in Deutschland vermutlich niemand. Die Sociedade Nacional de Estratificados, kurz Sonae, ist eine Holding mit 40.000 Mitarbeitern. Sie trägt 11 Prozent zum Mehrwertsteuer-Aufkommen des Landes bei und führt damit diese Statistik an. Die Holding besitzt unter anderem Einkaufszentren, Telefongesellschaften und Internetdienstleister. Auch in Deutschland ist Sonae aktiv. Am Alexa Shopping Centre in Berlin am Alexanderplatz hält Sonae 9 Prozent der Anteile, zudem ist man mit dem Management betraut. Hinzu kommen weitere Einkaufsstätten in Weiterstadt, Solingen oder Garbsen.

Portugals bekanntester Spieler Cristiano Ronaldo, der im Finale schon früh ausgewechselt werden musste, ist zugleich eine Wirtschaftsmacht für sich. Forbes schätzt sein Jahreseinkommen auf 88 Millionen Dollar. Damit ist er der bestbezahlte Sportler der Welt. Sein Kürzel CR7 ziert Parfums und Unterwäsche, der Fußballer betätigt sich ebenso als Investor und hält unter anderem Anteile an einer Hotelkette. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Ronaldo seinen Marktwert durch den Gewinn des EM-Titels weiter steigern kann.

Einziger deutscher Fußballer in der Top 100 Liste ist übrigens Bastian Schweinsteiger auf Rang 81 mit einem geschätzten Jahreseinkommen von 22,4 Millionen Dollar.

4investors-News - Sonae SGPS SA

DGAP-News dieses Unternehmens