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Nord LB – Schweiz: SNB mit ruhiger Hand – Brexit würde SNB zu Maßnahmen zwingen

16.06.2016 11:49 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: trabantos / shutterstock.com.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat heute beschlossen, die Leitzinsen vorerst unverändert zu belassen. So verharrt das Zielband für den 3-Monats-Libor zwischen -1,25% und -0,25%. Der Zins auf Sichteinlagen bei der SNB – die über einen gewissen Schwellenwert hinausgehen – bleibt weiterhin bei -0,75%. Dies entspricht den Erwartungen der Analysten.

Die SNB betonte in ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung erneut, dass sie den Franken nach wie vor als „deutlich überbewertet“ ansieht. Wachsende Sorgen im Vorfeld des EU-Referendums in Großbritannien hatten in den vergangenen Wochen viele Finanzmarktteilnehmer zu einer Umschichtung in sichere Anlagen bewegt. Der Schweizer Franken als klassische safe-haven-Währung hatte daher seit Anfang Juni deutlich zum Euro aufgewertet. Der EUR/CHF-Kurs markierte in dieser Woche einen Jahrestiefststand von kurzzeitig unter 1,0800 CHF je EUR.

Die EZB erhöht aktuell ihren geldpolitischen Stimulus noch einmal deutlich: Nachdem seit April beschleunigte Anleihekäufe erfolgen, begann nun der Ankauf von Corporates. Zudem wird die EZB noch im Juni über die erste gezielte Refinanzierungsoperation der zweiten Generation (TLTRO II) neue Liquidität auf den Markt spülen. In diesem Umfeld bleibt der Negativzins ein wichtiges Instrument, um Anlagen im Schweizer Franken unattraktiver zu machen. Vor dem Jahr 2019 ist aus unserer Sicht kaum noch mit einer Anhebung des Einlagesatzes zu rechnen. Zudem wird die SNB weiterhin am Devisenmarkt aktiv bleiben müssen, um bei Bedarf die Wechselkursentwicklung zu beeinflussen.

Die neue bedingte Inflationsprognose der SNB hat sich gegenüber der Märzprognose deutlich erhöht. Wegen der zwischenzeitlichen Rohölpreissteigerungen ist dies wenig überraschend. Für das laufende Jahr wird mit einer durchschnittlichen jährlichen Inflationsrate in Höhe von -0,4% gerechnet, für 2017 und 2018 erwartet die SNB mit 0,3% bzw. 0,9% leicht positive Inflationsraten. Trotz des schwachen Starts bleibt die SNB bei ihrer Prognose für das BIP-Wachstum von 1,0 bis 1,5% für das Jahr 2016. Wir erwarten hier, dass das Wachstum eher am unteren Rand dieser Prognose liegen wird, auch wenn im zweiten Quartal sicher eine Beschleunigung zu erwarten ist.

Am aktuellen Rand blicken auch die schweizerischen Währungshüter mit Argusaugen nach Großbritannien. Sollten die Befürworter eines Ausstiegs Großbritanniens aus der EU in der nächsten Woche tatsächlich eine Mehrheit erlangen, wird dies sicher zu erhöhten Finanzmarktverspannungen führen und Kapitalbewegungen in den Schweizer Franken auslösen. Für diesen Fall dürfte es kaum gelingen, mit Devisenmarktinterventionen allein eine übermäßige Aufwertung des Franken zu vermeiden. Eine Zinssenkung oder zumindest eine Reduzierung der Ausnahmen vom negativen Einlagesatz bleiben daher im Instrumentenkoffer der SNB!

Fazit: Genau eine Woche vor dem EU-Referendum in Großbritannien hat die SNB heute keine Änderungen an ihrer bisherigen Geldpolitik beschlossen. Die Leitzinsen beließ sie auf ihrer heutigen Sitzung unverändert. Sie steht auch weiter bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren. Zwar waren die SNB-Geldpolitiker in ihren Stellungnahmen bemüht, das Brexit-Thema nicht zu stark zu betonen. Aus unserer Sicht ist aber klar: Von einem Brexit dürften Schockwellen für die globalen Finanzmärkte ausgehen, was zu einer deutlichen Frankenaufwertung führen würde. Da dem mit Devisenmarktinterventionen allein kaum beizukommen wäre, könnte die SNB auch mit weiteren Zinssenkungen reagieren. Die Geldpolitik – nicht nur in der Schweiz – blickt sorgenvoll nach Großbritannien!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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