KTG Agrar verhandelt mit mehreren Investoren – Aktie stürzt weiter ab

Die KTG Agrar Aktie konnte sich gestern zwar erholen, doch unser heutiger Hinweis auf weiter bestehende Abwärtsrisiken war berechtigt. Der Aktienkurs des Entry Standard notierten Unternehmens rauscht erneut in die Tiefe und fällt im bisherigen Handelsverlauf bis auf 4,41 Euro zurück. Am Nachmittag ist dies zugleich Tages- und Allzeittief für die Agraraktie, die heute mehr als 25 Prozent auf 4,80 verliert und bei der niemand derzeit ahnt, wo sich der Boden befinden könnte. Das vorherige Tief bei 5,51 Euro vom Dienstag wurde heute jedenfalls ohne große Gegenwehr heftig unterschritten.

Zur Erinnerung: Noch am 23. Mai wurden bis zu 11,84 Euro für die KTG Agrar Aktie gezahlt, schon Ende Mai kam das Papier deutlich unter Druck. Wurde zunächst gerätselt warum, lieferte der Konzern am Montag die Begründung: Die fällige Zinszahlung auf die Anleihe wird verschoben. Der Grund ließ Börsianern die Haare zu Berge stehen: Für die Zinszahlung mussten die Hamburger, die seit langer Zeit schon immer wieder wegen ihrer alles andere als zufriedenstellenden Cashflows hart kritisiert wurden, siehe zum Beispiel das 4investors-Interview mit KTG Agrar aus dem Jahr 2014 (!), extra Assets verkaufen. Die notarielle Beurkundung soll stehen, so KTG Agrar, dann habe es aber unerwartete Verzögerungen gegeben und damit war die pünktliche Zinszahlung geplatzt. Was genau für die Verzögerung gesorgt hat, darüber gab es keine Information vom Agrarkonzern.

Das passt ins Bild: Immer wieder fällt die Gesellschaft durch eine Kapitalmarktkommunikation auf, die – nett ausgedrückt – verbesserungswürdig erscheint. Während man gerne darauf hinweist, wie groß zum Beispiel die Wachstumschancen in der Nahrungsmittelsparte sind, war man bei anderen wichtigen Informationen nicht gerade mitteilsam. Von der Aufstockung von Anleihen durch KTG Agrar per Privatplatzierung dürften die meisten Börsianer mangels Kommunikationsfreudigkeit der Gesellschaft kaum etwas mitbekommen haben. Zudem ist derzeit völlig unklar, was aus dem vor einem Jahr groß angekündigten Einstieg des chinesischen Fosun-Konzerns bei KTG Agrar geworden ist – auch hier waren die Hamburger monatelang enorm schweigsam, nachdem man sich zuvor aus dem Fenster lehnte.

KTG Agrar: Die Finanzlage stand schon lange in der Kritik

Mittlerweile ist klar: Verabredet wurde, dass man die Gespräche mit den Chinesen über die Refinanzierung fortsetzt, sobald der Jahresabschluss für 2015 vorliege. Die Gespräche mit Fosun, die zugleich operativer Kooperationspartner von KTG Agrar in China sind, lagen monatelang auf Eis. Mittlerweile wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen. Die Hamburger sprechen allerdings nicht nur mit den Chinesen über ihre Refinanzierung: Fosun sei eine von mehreren Optionen und KTG nicht auf Fosun angewiesen, hören wir von Personen, die mit der Sache vertraut sind. Wie die Gespräche nach den Neuigkeiten vom Montag enden werden, ist derzeit allerdings noch offen, ebenso die Namen anderer Interessenten.

Und so ist die Glaubwürdigkeit der Hamburger nun erst einmal in der Krise. Noch Ende Mai, wenige Tage vor der Hiobsbotschaft vom Montag, sagte KTG-Chef Siegfried Hofreiter gegenüber der Bondguide-Redaktion, dass man am Montag die Zinszahlung leisten werde - da befanden sich die Wertpapiere der Gesellschaft schon im Sturzflug. Wenige Tage später war das Desaster perfekt. Offenbar ging man bei KTG Agrar noch am Freitag davon aus, dass bei der Zinszahlung keine Probleme auftauchen werden. Über das Wochenende änderte sich dann die Sachlage. Für eine Gesellschaft, die in derart hohem Maße wie KTG Agrar auf Kredite angewiesen ist, ist das ein schwerwiegendes Problem.