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Nord LB – BIP Schweiz: Geringer Staatskonsum dämpft Dynamik im ersten Quartal

01.06.2016 10:43 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: trabantos / shutterstock.com.

Heute Morgen hat das Schweizerische Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) in Bern seine erste Schätzung zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im ersten Quartal des laufenden Jahres veröffentlicht. Das preis- und saisonbereinigte BIP legte demnach zum Jahresauftakt mit einer Wachstumsrate von lediglich 0,1% zum Vorquartal zu. Die BIP-Jahresrate – ohne Bereinigung um Saison- und Arbeitstageeffekte – kletterte leicht auf 0,7% Y/Y. Gemäß den heutigen Zahlen verringerte sich die wirtschaftliche Dynamik in den ersten drei Monaten überraschend deutlich. Insgesamt liegen die heutigen Zahlen unter den Erwartungen der vorab von Bloomberg befragten Analysten.

Wachstumsimpulse kamen im I. Quartal erneut vom privaten Konsum. Die privaten Haushalte und die privaten Organisationen ohne Erwerbszweck konsumierten in den ersten drei Monaten deutlich mehr als im Vorquartal (+0,7% Q/Q). Der Konsum bleibt damit wie schon im gesamten Jahr 2015 die verlässlichste Wachstumsstütze in der Schweiz. Im Gegenzug sank jedoch der Staatskonsum um -0,8% Q/Q. Die Investitionen entwickelten sich zugleich besser als im vorherigen Quartal. Sowohl in Ausrüstungen (+2,1% Q/Q) als auch in Bauten (+1,1% Q/Q) wurde deutlich mehr als im Vorquartal investiert. Allerdings ergab sich ein deutlicher Vorratsaufbau, der allein das Wachstum in einer Größenordnung von 0,5 Prozentpunkten abgebremst hat.

Der Außenhandel bremste das gesamtwirtschaftliche Wachstum zum Jahresauftakt nur leicht. Die Dynamik im Außenhandel mit Waren war sehr schwach, einem stagnierenden Warenexport (ohne nicht monetäres Gold und Wertsachen) stand eine leichte Einfuhrsteigerung von +0,4% Q/Q gegenüber. Der Außenhandel mit Dienstleistungen beschleunigte sich hingegen in beiden Verkehrsrichtungen nach dem schwachen Vorquartal wieder: Sowohl Exporte (+2,1% Q/Q) als auch Importe (+2,8% Q/Q) legten merklich zu. Produktionsseitig kam es wie erwartet zu einem spürbaren Wachstum der Wertschöpfung in der Industrie (+0,9% Q/Q) und im Baugewerbe (+2,0%). Gebremst haben aber überraschend deutliche Rückgänge im Gastgewerbe (-2,1% Q/Q) und bei den Finanzdienstleistungen (-3,0% Q/Q).

Der Schweizer Franken notierte im frühen Handel kaum verändert, zum Euro nähert sich der Kurs seit einigen Wochen allmählich wieder der Marke von 1,1100 CHF je EUR. Dies ist jedoch weniger auf die aktuellen Wachstumsunterschiede zurückzuführen. Vielmehr ist der Schweizer Franken aufgrund verringerter Marktvolatilität für Investoren wieder etwas aus dem Fokus gerückt. Zudem ist nach den jüngsten europäischen Wachstums- und Inflationsdaten vorerst nicht mehr mit einer nochmaligen Lockerung der EZB-Geldpolitik zu rechnen. Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) verringert sich damit der Druck, den Franken gegen eine unangemessene Aufwertung mit Mitteln jenseits von Devisenmarktinterventionen abzuschirmen. In der zweiten Jahreshälfte erwarten wir eine Abschwächung des Schweizer Franken zum Euro auf 1,12 CHF je EUR. Auch wenn der konjunkturelle Start ins Jahr etwas holprig war, dürfte die SNB aus binnenwirtschaftlichen Gründen wohl kaum eine weitere Zinssenkung erwägen.

Fazit: Die Schweizer Wirtschaft ist zum Jahresauftakt sehr schwach gewachsen. Gegenüber dem Vorquartal legte das reale und saisonbereinigte BIP nur um magere 0,1% Q/Q zu. Die wichtigste Wachstumsstütze war der private Konsum, aber auch die Investitionen wurden spürbar ausgeweitet. Ein rückläufiger Staatskonsum und ein Vorratsabbau belasteten hingegen. Eine Schwäche im Gastgewerbe sowie bei Finanzdienstleistungen konterkarierte die gute Entwicklung in der Industrie und im Bausektor. Die SNB dürfte aber im Juni stillhalten: Zum einen entwickelt sich der Frankenkurs wie gewünscht, zum anderen sind weitere expansive Schritte der EZB zumindest vorerst vom Tisch!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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